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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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»Es tut mir leid, aber ich muss nach Norden gehen, Raleigh-san. Und zwar bald. Wie viel würde das kosten? Ich werde es mir verdienen.«
    »Du bist wie eine verdammte Cheshire an einem Kadaver. « Raleigh steht unvermittelt auf. »Gibst einfach keine Ruhe, was?
    Emiko zuckt zusammen. Raleigh mag alt sein, aber er ist trotzdem ein Gaijin, vor der Großen Kontraktion geboren und herangewachsen. Sie weicht einen Schritt zurück, erschrocken über seine plötzliche Größe. Raleigh lächelt grimmig. »So ist es recht – vergiss bloß nicht, wo du hingehörst! Wenn du nach Norden möchtest, gut und schön. Aber erst, wenn ich dich ziehen lasse. Und nicht bevor du dir jeden einzelnen Baht verdient hast, mit dem ich die Weißhemden schmiere.«
    »Wie viel ist das?«
    Sein Gesicht läuft rot an. »Mehr als du bisher erarbeitet hast!«
    Sie weicht vor ihm zurück, doch Raleigh packt sie und
zieht sie mit einem Ruck zu sich heran. Seine Stimme ist leise und rau vom Whisky. »Du warst mir einmal nützlich, also kann ich nachvollziehen, dass sich ein Aufziehmädchen jetzt für etwas Besseres hält. Aber machen wir uns nichts vor – du gehörst mir.«
    Seine knochige Hand betatscht ihre Brust, greift nach einer Brustwarze und verdreht sie. Sie wimmert vor Schmerz und spürt, wie alle Kraft sie verlässt. Seine blassblauen Augen verfolgen schlangengleich jede ihrer Bewegungen.
    »Du gehörst mir, von Kopf bis Fuß«, murmelt er. »Wenn mir morgen einfällt, dich kompostieren zu lassen, ist es vorbei mit dir. Das würde niemanden kümmern. In Japan mögen die Leute große Stücke auf Aufziehmenschen halten. Hier seid ihr nur Gesindel!« Er drückt erneut zu. Sie schnappt nach Luft, verzweifelt darum bemüht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er lächelt. »Du gehörst mir. Vergiss das nie.«
    Er lässt sie unvermittelt los. Emiko taumelt einen Schritt nach hinten und hält sich an der Theke fest.
    Raleigh wendet sich wieder seinem Drink zu. »Ich werde dich wissen lassen, wenn du genug verdient hast, um nach Norden zu gehen«, sagt er. »Aber du wirst dafür arbeiten, und zwar hart. Schluss mit deiner Pingeligkeit! Wenn ein Mann dich haben will, dann gehst du mit ihm und machst ihn so glücklich, dass er wiederkommt. Normale Mädchen, die normalen Sex zu bieten haben, habe ich genug. Wenn du nach Norden gehen willst, dann solltest du dich bemühen, deinen Kunden mehr zu bieten als sie.«
    Er kippt seinen Drink hinunter und knallt das Glas auf die Theke, damit Daeng ihm nachschenkt.
    »Jetzt hör auf hier rumzuschmollen, und mach dich an die Arbeit.«

16
    Missmutig betrachtet Hock Seng den Tresor, der ihm direkt gegenüber an der Wand steht. Es ist früher Morgen im Büro von SpringLife, und eigentlich sollte er eifrig daran arbeiten, ein Kontobuch zu fälschen, bevor Mr Lake eintrifft, aber er kann sich auf nichts anderes konzentrieren als den Tresor. Das stählerne Ungetüm macht sich über ihn lustig, vom Rauch der Opfergaben eingehüllt, die nicht das Mindeste dazu beigetragen haben, seine Türen zu öffnen.
    Seit dem Vorfall auf den Ankerplätzen ist er stets verriegelt, und der fremde Teufel schaut Hock Seng unentwegt über die Schulter und fragt ihn, wie es mit diesem und jenem Konto steht, neugierig und beharrlich. Und noch immer wartet der Kadaverkönig. Hock Seng hat sich erneut mit ihm getroffen, zweimal sogar. Jedes Mal war sein Geschäftspartner sehr geduldig gewesen, doch Hock Seng spürt seinen wachsenden Ärger – irgendwann wird er die Sache selbst in die Hand nehmen. Wenn Hock Seng noch lange wartet, hat er seine Chance verspielt.
    Hock Seng kritzelt Zahlen in das Kontobuch, damit nicht auffällt, wie viel Geld er sich beim Kauf einer Behelfsspindel abgezweigt hat. Sollte er den Tresor einfach ausrauben? Und das Risiko eingehen, dass der Verdacht auf ihn fällt? In der Fabrik hat er Zugriff auf schweres Werkzeug, mit dem er sich innerhalb weniger Stunden durch den Stahl brennen könnte. Wäre das besser, als den Kadaverkönig warten zu lassen und zu riskieren, dass der Pate aller Paten seine eigenen Leute schickt? Hock Seng grübelt darüber nach, welche Möglichkeiten ihm bleiben. Doch wie er sich auch entscheidet, er beschwört damit Gefahren herauf, bei denen ihn das kalte Grausen packt.
Wenn der Tresor beschädigt wird, klebt sein Gesicht bald an sämtlichen Laternenpfählen. Und gerade jetzt sollte man sich nicht mit einem fremden Teufel anlegen. Je mächtiger Akkarat wird, umso einflussreicher werden

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