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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Seng zu feuern und die Fabrik dichtzumachen. Und er müsste wieder in den Hochhäusern Zuflucht suchen, wo er wahrscheinlich verhungern würde. Dabei stand er kurz davor, seine Pläne zu verwirklichen! Er durfte jetzt nicht sterben.
    In der Fertigungshalle rufen die Arbeiter einander Begrüßungen zu. Ein Megodont ächzt. Türen fahren klappernd auf. Die Hauptschwungräder erwachen grollend aus ihrem Schlummer, als jemand einen Testlauf durchführt.
    »Was sollen wir machen?«, fragt Mai.
    Hock Seng lässt den Blick über die Tanks und Maschinen schweifen. Durch die immer noch leeren Räume. »Bist du die Einzige, die weiß, dass sie krank sind?«
    Mai nickt. »Ich habe sie so vorgefunden, als ich hereingekommen bin.«
    »Bist du sicher? Hast du es auch bestimmt niemandem gegenüber erwähnt, als du nach mir gesucht hast? Und ist auch niemand hier hereingekommen? Und hat die beiden gesehen und sich vielleicht gedacht, es wäre besser, sich einen Tag freizunehmen?«
    Mai schüttelt den Kopf. »Nein. Ich war alleine. Am Stadtrand nimmt mich immer ein Bauer auf seinem Langschwanzboot mit, die Khlongs hinunter. Ich bin immer sehr früh hier.«
    Hock Seng mustert die beiden Kranken und dann das Mädchen. Vier Menschen in einem Raum. Vier. Bei dem Gedanken verzieht er das Gesicht. Was für eine Unglückszahl! Sz. Vier. Sz. Der Tod. Drei ist eine bessere Zahl, oder Zwei …
    Oder Eins.
    Eins ist die ideale Zahl, um ein Geheimnis zu wahren.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, wandert Hock Sengs Hand zu dem Messer. Das Mädchen. Eine schlimme Sache. Aber weniger schlimm als die Zahl vier.
    Das Mädchen hat die langen schwarzen Haare zu einem Knoten hochgebunden, damit sie sich nicht im Fließband verfangen. Ihr Hals ist ungeschützt. Ihre Augen schauen ihn vertrauensvoll an. Hock Seng wendet den Blick ab, betrachtet noch einmal prüfend die beiden Kranken, grübelt über die unheilvollen Zahlen nach. Vier, vier, vier. Der Tod. Eins ist besser. Eins ist am besten. Er atmet tief durch und fällt eine Entscheidung. Er streckt den Arm nach ihr aus. »Komm her.«
    Sie zögert. Er legt die Stirn in Falten und winkt sie zu sich heran. »Du möchtest doch deinen Job behalten, oder?«
    Sie nickt bedächtig.
    »Dann komm her. Diese beiden müssen ins Krankenhaus, habe ich Recht? Hier können wir ihnen nicht helfen. Und zwei kranke Männer, die neben den Algentanks liegen, sind nicht gut für uns. Nicht, wenn wir weiterhin etwas zu essen haben wollen. Ich möchte, dass du sie zum Seiteneingang bringst. Dort werde ich auf dich warten. Geh nicht durch die Haupthalle. Nimm den Weg unter dem Fließband hindurch. Hast du verstanden?«
    Sie nickt unsicher. Er klatscht in die Hände, damit sie sich endlich in Bewegung setzt. »Schnell jetzt! Schnell! Wenn es nicht anders geht, dann schleif sie über den Boden!« Er deutet auf die beiden Männer. »Bald wimmelt es hier nur so von Arbeitern. Einer ist schon zu viel, wenn es darum geht, ein Geheimnis für sich zu behalten. Und wir sind zu viert! Hilf mir, diese Zahl auf zwei zu reduzieren. Alles ist besser als vier.« Der Tod.
    Sie schnappt ängstlich nach Luft, doch dann werden ihre Augen schmal. Entschlossen geht sie in die Hocke und müht sich mit Kit ab. Hock Seng wartet noch einen Moment, um
sich zu überzeugen, dass sie seinen Anweisungen folgt, und schlüpft dann hinaus.
    In der Fertigungshalle wird immer noch gelacht; die Arbeiter verstauen ihr Mittagessen. Niemand hat es eilig. Die Thai sind faul. Wenn das chinesische Yellow Cards wären, hätten sie längst mit der Arbeit angefangen, und alles wäre verloren. Dieses eine Mal ist Hock Seng froh, dass er mit Thai zusammenarbeitet. Ihm bleibt noch ein wenig Zeit. Er schlüpft durch den Seiteneingang hinaus.
    Die Gasse ist leer. Hohe Fabrikmauern säumen den schmalen Durchgang. Hock Seng hastet zur Phosri Street und ihrem Gewirr aus Frühstücksbuden, dampfenden Nudeln und schmutzigen Kindern. Eine Fahrradrikscha rast an der Mündung der Gasse vorbei.
    »Wei!«, ruft er laut. »Samloh! Samloh! Warten Sie!« Aber er ist zu weit weg.
    Er hinkt zur Kreuzung, wobei er sein kaputtes Knie schont. Dort angekommen, entdeckt er eine weitere Rikscha. Er winkt dem Fahrer. Der Mann schaut sich um, ob ein Konkurrent in der Nähe ist, und tritt dann halbherzig in die Pedale; er gleitet die leichte Steigung hinauf und kommt auf Hock Seng zugerollt.
    »Schneller!«, schreit Hock Seng. »Kuai yidian, du Hundeficker! «
    Der Fahrer ignoriert die Beleidigung

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