Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Meilen waren eine weite Reise gewesen. Jetzt dagegen …
Vor ihnen tauchen aus einer Gasse weiße Uniformen auf.
Emiko wird bleich und lehnt sich an ihn. »Bitte, halten Sie mich fest.«
Anderson versucht sie abzuschütteln, aber sie klammert sich an ihn. Die Weißhemden sind stehen geblieben und blicken ihnen entgegen. Das Aufziehmädchen presst sich fester an ihn. Anderson muss sich zusammennehmen, um sie nicht von der Rikscha zu stoßen und die Flucht zu ergreifen. Das hat ihm jetzt gerade noch gefehlt!
»Ich bin ein Verstoß gegen die Quarantänebestimmungen«, flüstert sie, »so wie die transgenen Rüsselkäfer der Japaner. Wenn sie sehen, wie ich mich bewege, bin ich verloren. Sie werden mich kompostieren!« Sie schmiegt sich an ihn. »Es tut mir leid. Bitte.« Ihr Blick ist flehentlich auf ihn gerichtet.
In einem plötzlichen Anfall von Mitleid schließt er sie in die Arme, um ihr das bisschen Schutz zu geben, das ein Kalorienmann illegalem japanischem Gesindel bieten kann. Die
Soldaten des Ministeriums rufen ihnen etwas zu, doch sie lächeln dabei. Anderson lächelt zurück und nickt kurz mit dem Kopf. Eine Gänsehaut läuft ihm über den Rücken. Die Blicke der Weißhemden folgen ihnen. Einer von ihnen grinst breit und sagt etwas zu einem Kameraden, während er den Schlagstock, der an seinem Handgelenk hängt, kreisen lässt. Emiko zittert unbeherrscht, ihr Lächeln zu einer Maske erstarrt. Anderson drückt sie fester an sich.
Bitte verlangt nicht nach Schmiergeld. Nicht jetzt. Bitte.
Sie gleiten vorbei.
Hinter ihnen fangen die Weißhemden an zu lachen, entweder über den Farang, der das Mädchen umklammert hält, oder über etwas völlig anderes, das rein gar nichts mit ihnen zu tun hat. Aber das spielt keine Rolle, denn sie verschwinden in der Ferne, und er und Emiko sind wieder sicher.
Zitternd löst sie sich von ihm. »Vielen Dank«, flüstert sie. »Es war leichtsinnig von mir, das Haus zu verlassen. Sehr dumm.« Sie streicht sich das Haar aus dem Gesicht und sieht ihn an. Die Soldaten des Ministeriums sind fast außer Sichtweite. Sie ballt die Hände. »Dummes Mädchen«, murmelt sie. »Du bist keine Cheshire, die verschwinden kann, wie es ihr gefällt. Wütend schüttelt sie den Kopf über sich selbst. »Dumm. Dumm. Dumm.«
Anderson beobachtet sie gebannt. Emiko ist für eine andere Welt gemacht, nicht für diese brutale, drückend heiße Metropole. Bald wird die Stadt sie verschlingen. Das ist unübersehbar.
Sie bemerkt, dass er sie anschaut. Schenkt ihm ein melancholisches Lächeln. »Nichts währt ewig.«
»Nein.« Anderson stockt fast der Atem.
Sie starren einander an. Ihre Bluse hat sich wieder geöffnet, und sein Blick fällt auf ihren Hals, auf die Rundung ihrer Brüste. Sie macht sich nicht die Mühe, etwas vor ihm zu verbergen.
Schaut ihn nur an, ernst und durchdringend. Macht sie das mit Absicht? Will sie ihn ermutigen? Oder liegt es einfach in ihrer Natur, ihn zu verführen? Vielleicht kann sie gar nicht anders. Eine Reihe von Instinkten, die ihrer DNA eingeschrieben sind, so wie Cheshire Jagd auf Vögel machen. Anderson beugt sich zögerlich zu ihr hinüber.
Emiko schreckt nicht zurück – im Gegenteil, sie bewegt sich auf ihn zu. Ihre Lippen sind weich. Anderson streicht ihr mit der Hand über die Hüfte, schiebt ihre Bluse auf und forscht dort weiter. Sie stöhnt und reckt sich ihm entgegen, und ihre Lippen öffnen sich. Gefällt ihr das? Oder fügt sie sich nur? Ist sie überhaupt in der Lage, ihn abzuweisen? Ihre Brüste pressen sich an ihn. Ihre Hände gleiten seinen Körper hinunter. Er zittert wie ein sechzehnjähriger Junge. Haben die Genhacker Pheromone in ihre DNA eingebaut? Ihr Körper wirkt wie ein Rauschmittel.
Ohne auf die Straße, auf Lao Gu oder irgendetwas anderes zu achten, legt er ihr die Hand auf die Brust, berührt er ihre vollkommene Haut.
Das Herz des Aufziehmädchens beschleunigt sich unter seiner Handfläche wie das eines Kolibris.
11
Jaidee empfindet eine gewisse Achtung für die Chinesen aus Chaozhou. Ihre Fabriken sind groß und gut geführt. Sie haben schon vor Generationen im Königreich Wurzeln geschlagen und fühlen sich Ihrer Majestät der Kindskönigin in tiefer Loyalität verpflichtet. Sie unterscheiden sich grundlegend von den jämmerlichen chinesischen Flüchtlingen, die
aus Malaya in das Land geströmt kommen und hoffen, hier Unterstützung zu finden, nachdem sie es sich dort mit den Einheimischen verdorben haben. Wären die
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