Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
Vom Netzwerk:
Luftschiffes über die Stadt flogen. Damals war Chaiyanuchit noch Umweltminister und der Einfluss der Weißhemden uneingeschränkt. Seuchen fegten über die Erde und töteten die Ernte mit einem solch schwindelerregenden Tempo, dass niemand wusste, ob etwas überleben würde.
    Chaiyanuchit war sich darüber im Klaren, was auf dem Spiel stand und was getan werden musste. Als die Grenzen geschlossen, als Ministerien isoliert, als Phuket und Chiang Mai ausradiert werden mussten, zögerte er nicht. Als im Norden die Dschungelblüte explodierte, brannte er unbarmherzig alles nieder, und als er im Luftschiff Seiner Majestät des Königs in den Himmel aufstieg, dufte Jaidee ihn begleiten.
    Zu jener Zeit waren sie allerdings nur noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt. AgriGen und PurCal und die anderen lieferten ihre seuchenresistenten Samen und forderten exorbitante Profite; patriotische Genfledderer arbeiteten bereits daran, den Code der Kalorienkonzerne zu knacken, und versuchten mit all ihrer Kraft, das Königreich mit Nahrung zu versorgen, während Burma und die Vietnamesen und die Khmer dem Untergang geweiht waren. AgriGen drohte mit
einem Embargo, weil ihr geistiges Eigentum verletzt worden sei, aber das Königreich Thailand war noch am Leben. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Während andere von den Kalorienkonzernen ausgequetscht wurden, blieb das Königreich standhaft.
    Embargo! Chaiyanuchit hatte nur gelacht. Das ist doch genau das, was wir wollen! Wir wollen keinerlei Kontakt zur Außenwelt haben.
    Und so waren Mauern in die Höhe geschossen, eine nach der anderen – sofern der Ölkollaps und die Angst vor dem Bürgerkrieg und den hungernden Flüchtlingen nicht sowieso schon allerorten dazu geführt hatten, dass die Grenzen geschlossen wurden. Barrieren legten sich um das Königreich und schotteten es vor der Außenwelt ab.
    Als frischer Rekrut war Jaidee erstaunt gewesen, was für eine Hektik im Umweltministerium herrschte. Weißhemden eilten aus ihren Büros auf die Straße hinaus und versuchten, unter Tausenden von Gefahren den Überblick zu behalten. In keinem anderen Ministerium war das Gefühl von Dringlichkeit so ausgeprägt. Auf den Ausbruch von Seuchen musste blitzschnell reagiert werden. Wurde in einem abgelegenen Distrikt ein einziger transgener Rüsselkäfer entdeckt, handelten sie innerhalb von wenigen Stunden, und die Weißhemden rasten mit einem Spannfederzug quer durchs Land zum Epizentrum der Seuche.
    Täglich wurde der Zuständigkeitsbereich des Ministeriums erweitert. Die Seuchen waren nur der vorerst letzte Angriff auf das Königreich. Den Anfang machte der ansteigende Meeresspiegel, weshalb Deiche und Dämme gebaut werden mussten. Dann folgte die Regulierung des Energiemarktes, der Handel mit Kohlenstoffguthaben und die strenge Ahndung von Verstößen gegen die Klimabestimmungen. Die Weißhemden übernahmen die Lizenzierung der Produktion und Verwertung von Methan. Sie überwachten das Fischereiwesen
und vor allem das Ausmaß der Toxinanreicherung in der letzten Kalorienbastion des Königreichs (es war ein Segen, dass die Kalorienkonzerne der Farang wie Binnenlandbewohner dachten und nur halbherzige Angriffe auf die Fischbestände geführt hatten). Und natürlich musste der Gesundheitszustand der Menschen sowie die Ausbreitung von Viren und Bakterien im Auge behalten werden: H7V9; Cibiskose111. b, c, d; die fa’ gan -Wucherung; Bitterwassermuscheln und ihre viralen Mutationen, die so leicht vom Salzwasser aufs Festland übersprangen; Rostwelke … Die Pflichten des Ministeriums kannten keine Grenzen.
    Jaidee fährt an einer Frau vorbei, die Bananen verkauft. Rasch springt er vom Rad und kauft sich eine – er kann nicht anders. Es ist eine neue Sorte, von der fleißigen Abteilung für Prototypen im Ministerium geschaffen. Schnell wachsend und resistent gegen Makmak- Milben, die mit ihren winzigen schwarzen Eiern die Bananenblüten befallen, bevor sie richtig wachsen können. Er schält die Banane und isst sie gierig, während er das Fahrrad schiebt – wenn er doch nur die Zeit hätte, etwas Anständiges zu sich zu nehmen! Schließlich wirft er die Schale neben den Stamm eines Regenbaums.
    Alles, was lebt, produziert Abfälle. Das zieht Unkosten, Gefahren und Probleme der Entsorgung nach sich, und so fand sich das Ministerium plötzlich im Mittelpunkt allen Lebens wieder, mit der Aufgabe betraut, den Abfall, den die Menschen zurückließen, möglichst schadensneutral zu beseitigen und die

Weitere Kostenlose Bücher