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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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einmal ungeschehen machen konnte.
    Er schaut kurz zu ihr hinüber. Ihre Haut ist nicht mehr so entsetzlich rot und glühend heiß. Sie presst die Überreste ihrer zerfetzten Kleider an sich, um ein Mindestmaß an Anstand zu wahren. Es ist wirklich erbarmungswürdig, dass ein Geschöpf, das mit Haut und Haar jemand anderem gehört, so sehr die Form wahrt.
    »Warum?«, fragt sie noch einmal.
    Er zuckt wieder mit den Schultern. »Du hast Hilfe gebraucht. «
    »Einem Aufziehmenschen hilft niemand.« Ihre Stimme ist ausdruckslos. »Sie sind ein Narr.« Sie wischt sich nasse Locken aus dem Gesicht. Eine abgehackte Bewegung, durch die ihre genetischen Bausteine sich verraten und die geradezu surreal wirkt. Ihre glatte Haut, das sanfte Versprechen ihrer Brüste schimmert zwischen den Rissen in ihrer zerfetzten Bluse hervor. Wie würde sie sich anfühlen? Ihre Haut glänzt, glatt und einladend.
    Sie bemerkt seinen Blick. »Möchten Sie von mir Gebrauch machen?«
    »Nein.« Peinlich berührt wendet er den Blick ab. »Das ist nicht notwendig.«
    »Ich würde mich nicht wehren«, sagt sie.

    Die Ergebenheit in ihrer Stimme widert Anderson an. Es mag eine Zeit gegeben haben, da hätte er sie wahrscheinlich genommen, einfach nur, um auszuprobieren, wie das ist. Ohne einen weiteren Gedanken darauf zu verschwenden. Aber die Tatsache, dass ihre Erwartungen so bescheiden sind, erfüllt ihn mit Widerwillen. Er zwingt sich zu einem Lächeln. »Vielen Dank. Nein.«
    Ein kurzes Nicken. Dann blickt sie wieder in die feuchte Nacht und den grünen Schein der Lampen hinaus. Es ist unmöglich zu erkennen, ob sie dankbar ist oder überrascht, oder ob seine Entscheidung für sie überhaupt von Bedeutung ist. Vor Angst oder Erleichterung mag sie einen Moment lang ihre wahren Gefühle gezeigt haben, aber jetzt sind sie wieder sorgsam weggeschlossen.
    »Kann ich dich irgendwohin bringen?«
    Sie zuckt mit den Achseln. »Zu Raleigh. Er ist der Einzige, der mich aufnimmt.«
    »Aber er war nicht der Erste, hab ich Recht? Du warst nicht immer …« Er beendet den Satz nicht. Es gibt kein höfliches Wort dafür, und ihm ist nicht danach, dem Mädchen ins Gesicht zu sagen, dass sie ein Spielzeug ist.
    Sie schaut zu ihm hinüber und dann wieder auf die Stadt hinaus, die an ihnen vorbeigleitet. Gaslampen entlang der Straße bilden Inseln aus grünem Phosphor, zwischen denen tiefschwarze Schluchten gähnen. Sie fahren unter einer Lampe hindurch, und Anderson erhascht einen Blick auf ihr nachdenkliches, vor Feuchtigkeit glänzendes Gesicht. Viel zu schnell verschwindet es wieder in der Dunkelheit.
    »Nein. Es war nicht immer so. Nicht …« Sie zögert einen Moment. »Nicht so, wie jetzt.« Sie hält erneut inne. »Früher war ich bei Mishimoto beschäftigt. Ich hatte …« Sie zuckt mit den Achseln. »… einen Besitzer. Der der Firma angehörte. Ich war sein Eigentum. Gen, mein Besitzer erwirkte, dass
ich mich auf Geschäftsreise zeitweilig im Königreich aufhalten durfte. Neunundneunzig Tage lang. Auf königlichen Erlass verlängerbar, der Freundschaft mit Japan zuliebe. Ich war seine persönliche Sekretärin: Übersetzerin, Büromanagerin und … Gefährtin.« Ein weiteres Achselzucken, mehr gefühlt denn gesehen. »Aber es ist teuer, nach Japan zurückzukehren. Ein Ticket für ein Luftschiff kostet für einen Neuen Menschen dasselbe wie für Sie. Mein Besitzer kam zu dem Schluss, dass es wirtschaftlicher war, wenn seine Sekretärin in Bangkok bliebe. Als sein Auftrag hier ausgeführt war, beschloss er, sich in Osaka ein neues Modell zuzulegen.
    »Jesus und Noah.«
    Sie zuckt mit dem Achseln. »Mein letzter Lohn wurde mir auf dem Ankerplatz ausgezahlt, und dann ist er fortgegangen. Auf Nimmerwiedersehen.«
    »Und Raleigh?«, fragt er.
    Wieder ein Achselzucken. »Kein Thai möchte einen Neuen Menschen als Sekretärin oder Übersetzerin. In Japan ist das okay. Sogar fast normal. Dort werden zu wenige Kinder geboren, und jemand muss die Arbeit machen. Hier …« Sie schüttelt den Kopf. »Die Kalorienmärkte unterliegen strengen Kontrollen. Alle sind neidisch auf U-Tex. Alle wachen über ihren Reis. Raleigh ist da anders. Raleigh … probiert gerne etwas Neues aus.«
    Der süßliche, ölige Geruch von gebratenem Fisch weht zu ihnen herüber. Ein Nachtmarkt – voller Menschen, die bei Kerzenschein zu Abend essen, sich über Nudeln und Spieße mit Tintenfisch und Teller mit Laap beugen. Anderson hätte am liebsten die Regenhaube der Rikscha hochgeklappt und

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