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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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gesprochen?«, fragte Nefford.
    »Via Palmtop, ja…«
    »Via Palmtop?« Was hier passiert war, schrie nach einer persönlichen Unterredung. Nefford hatte Wichtigeres zu tun gehabt, sonst hätte er…
    »Manager Degrandpre wusste bereits von unserer Notlage. Ich bat ihn um eine Unterredung. Aber er hatte bereits angeordnet, die Quarantänezone zu erweitern.« Kinsolving wirkte kleinlaut wie ein geprügelter Hund.
    »Die Quarantänezone erweitern? Was soll das heißen?«
    »Das ganze Modul ist jetzt abgeschottet.« Kinsolving senkte den Kopf. »Bis auf Weiteres darf hier niemand raus. Auch wir nicht.«

 
Fünfzehn
     
    Die Träume waren furchtbar.
    Der Regen fegte in trommelnden Böen über das Polyplexzelt. Die Packroboter, durch die Windstöße aus dem Konzept gebracht, weckten Zoe regelmäßig auf, weil sie die peitschenden Luftbewegungen für ein gespenstisches Raubtier hielten. Zoe nickte ein und fuhr aus dem Schlaf, nickte ein und fuhr aus dem Schlaf…
    Natürlich war sie noch allein. Sie war so allein wie der erste Lungenfisch, der sich aus dem seichten Wasser an Land schleppte. So weit, so gut. Die Männer und Frauen, die als Erste zu den Riffen des Sonnensystems gefahren waren, um ihr Leben in lichtlosen Eishöhlen zu fristen – die waren auch allein gewesen.
    Aber Isolation hatte viele Gesichter.
    Zoe kannte Leute, die sich nach Einsamkeit sehnten, und solche, die Angst davor hatten. Auf der Erde war man nie richtig allein, und es fiel leicht, ein ganzes Spektrum von Ängsten und Hoffnungen in die unerreichbare Leere zu projizieren, in ein Vakuum, das ›ich‹ sagte. Das Freiheit oder Schamlosigkeit oder Absolution bedeutete oder schlicht den Verzicht auf alle Orientierungshilfen.
    Oder das Phantasie bedeutete.
    Einsam sein, dachte Zoe, heißt dem Regen lauschen, der die dünne Membran zwischen ihr und der toxischen Natur geißelte. Einsam sein heißt, dass sich Erinnerungen zu Nachtmahren aufblähen.
    In ihren Träumen war sie in Teheran.
    Wenn es nach den Konzernärzten ging, dann hätten diese Erinnerungen ein für alle Mal gebannt sein müssen. Doch was immer mit ihr nicht stimmte, schien diesen Bann gebrochen zu haben. Immer, wenn sie die Augen schloss, stürmten diese schrecklichen Bilder auf sie ein.
     
    *
     
    Die Waisenkrippe war ein Kerker aus Schlackenstein, der sich über ein weites Areal aus öligem Schotter erstreckte und von tödlichen Glasdrahtzäunen umgeben war. Dieser Komplex war wie die meisten der über Asien und Europa verstreuten Wohlfahrtseinrichtungen ein Relikt aus dem Jahrhundert der Seuchen. Vielleicht war das Heim früher einmal ein menschenfreundliches Unterfangen gewesen, eine der sozialen Großtaten der ersten Konzerne, doch es war zu einem Nachwuchsbecken für die staatlichen Bordelle verkommen. In jüngster Zeit hatten seine Betreiber bemerkt, dass sie ihren ganz persönlichen Profit maximieren konnten, wenn sie ihre Schützlinge auf dem öffentlichen Markt anboten, genau genommen auf dem Teil des Marktes, der zu verarmt oder krank war, um die lizensierten Vergnügungspaläste zu konsultieren.
    Der Nachteil war, dass die Insassen des Tehran West Quad Educational Collective – wie es über dem Tor hieß – nicht in den Genuss jener medizinischen Prophylaxe kamen, die selbst für Niedrigpreisabteilungen lizensierter Bordelle vorgeschrieben war. Dasselbe galt für die Kundschaft, hauptsächlich Handwerker aus den sorgfältig abgeschirmten Konzernfabriken am Rande der Stadt.
    Zoe war zusammen mit ihren genetisch identischen Geschwistern, also mit Francesca und Poe und Avita und Lin, per Orbitalfrachter von ihrer Geburtskrippe nach Teheran gebracht worden. Hungrig und verwirrt waren sie dort eingetroffen. Zuerst hatte das Farsi sprechende Kindermädchen sie mit Proteinsuppen gefüttert, sie in warme wenn auch lieblose Kittelkleidchen gesteckt und geduldig ihre endlosen Ich-will-aber-nach-Hause-Tiraden ertragen. Doch nach ein, zwei Tagen wurden sie bereits in die Schlafsäle überstellt.
    Und das Martyrium nahm seinen Lauf.
    Das Erinnern fegte wie ein Wintersturm durch ihre Träume.
    Alle wurden sie sexuell missbraucht und alle starben.
    Zuerst starb Francesca, das Fieber hatte fünf lange Februartage gebraucht, um sie zu Grunde zu richten, dann hatte sie ihren ausgemergelten Leib zur Steinwand gedreht und einfach zu atmen aufgehört.
    Das kann nicht sein, hatte Zoe gedacht. Wir sollten doch zu den Sternen fahren. Das kann nicht sein.
    Poe und Lin starben, als eine

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