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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber froh, dass man ihn zu Rate zog. (Ich weiß nicht, wie ihr Red Thorns das haltet, aber im Rider-Clan wird die unbefugte Weitergabe patientenbezogener Daten mit der sofortigen Entziehung der Bürgerrechte geahndet. Erdlinge!)
    Als Erstes wollte ich wissen, ob emotionale Labilität auf eine Störung des Thymostaten hinweist.
    Ja, meinte Shel, das sei gut möglich, obwohl thymostatische Gleichgewichtsstörungen anfangs kaum wahrnehmbar seien; emotionale Unbeständigkeit zeige sich normalerweise erst nach Wochen oder Monaten, nachdem der Thymostat sich abgeschaltet habe.
    Also wollte ich wissen, ob es irgendeine Unstimmigkeit mit Zoes Bioregler gebe.
    Er lächelte und zuckte die Achseln.
    Zoe ist offenbar randvoll mit nagelneuer Bloodware (*gezielte chemische Beeinflussung der Körperfunktionen [meist über den Blutkreislauf]) , die hauptsächlich in künstlichen Drüsensäcken entsteht, die rings um die Bauchaorta lagern. Diese Apparate sind derart neumodisch, dass Shels Instrumente sie nicht einlesen können, und D&P hat keine Blaupausen geschickt. Shel kann nur eins, nämlich das Vorkommen relevanter Neurotransmitter und chemischer Regulatoren in ihren Stoffwechselprodukten überwachen. Zoes Serotonin-, Noradrenalin- und Substanz-P-Spiegel sehen wohl allesamt ein bisschen seltsam aus und was ihr auch fehlt, sind die meisten normalen Wiederaufnahmehemmer. Aber die Bloodware ist so ungewöhnlich, dass Shel nicht sagen kann, ob das nun Resultate einer funktionierenden oder einer fehlerhaften Regulierung sind.
    Shel meinte, wir bekämen doch Gelegenheit, Avrion Theophilus zu fragen. (Ich log, als ich ihm beipflichtete; ich habe ihm auch geraten, den Mund über unser Gespräch zu halten, bis ich mich wieder bei ihm melden würde. Vielleicht wirfst du mal einen Blick in seine allernächsten Berichte an die IOS.)
    Was hat das nun zu bedeuten?
    Vermutlich, dass ihr Thymostat schweigt. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Lieben. Mit kuiperschen Worten: Sie ist praktisch wie neugeboren. Sie muss mit einem ganzen Rudel an neuen und zwiespältigen Emotionen fertig werden, und sie versteht nicht eine davon. Die Zoe Fisher, in die du dich so unmissverständlich verliebt hast, Tam, ist eine nagelneue Zoe Fisher. Zerbrechlich. Wahrscheinlich verängstigt. Und sehr darauf aus, den Job zu tun, für den sie ausgebildet wurde.
    Wie sollen wir auf all das reagieren? Keine Ahnung.
    Mein einziger Rat: Halt die Augen offen.
    Halt dir den Rücken frei.
    Ich halte es genauso. Ich verwahre diesen Brief in meinem Schließfach, weil ich nicht will, dass er durch Yambukus Cyberspace geistert. Wenn alles gut geht und ich wieder zurück bin, dann reden wir lieber.
    - Elam
    P.S. Natürlich mag sie dich, du Blödmann! Das tun viele hier. Ich auch. Warst du nun zu vernagelt, um es zu bemerken, oder warst du zu artig, um es dir anmerken zu lassen?
    Pure Neugier.
     
    Hayes las den Brief ein zweites Mal.
    Saß eingekapselt in der Stille dieses Kokons, der einmal Elams Kabine gewesen war, und las, derweil der Terminator über die lang gestreckten Täler und bewaldeten Hügel kroch.

 
Vierzehn
     
    Als der rote Notruf des Shuttle-Quarantänemoduls auf seinem Palmtop zu blinken begann, war Corbus Nefford gelinde gesagt empört. Unter seiner ärztlichen Aufsicht hatte es an Bord der IOS noch nie eine gesundheitsgefährdende Krise gegeben, und er war fest entschlossen, es nie dazu kommen zu lassen.
    Das sah zugegebenermaßen nicht gut aus – Ken Kinsolving, der für die Tagwache eingeteilte Quarantänemediziner, hatte aus einem unerfindlichen Grund am Shuttlelift einen Notruf der Stufe eins ausgelöst. Das war vermutlich harmloser als es aussah, Kinsolving hatte sich vielleicht nur ins Bockshorn jagen lassen – hatte bei einem Anfall von Gastritis oder Migräne unter den Shuttleleuten überreagiert. Die Alternative war nicht auszudenken.
    Doch vor dem Schott des Quarantänemoduls war eine Wache postiert und drinnen…
    Drinnen herrschte Chaos.
    Zwei Pfleger saßen da, den Kopf im Pilotgeschirr für Telesensorien, und redeten in einem leisen, drängenden Tonfall in ihre Mikrophone. Kinsolving, hager und in Weiß gekleidet, winkte Nefford zu einem unbesetzten Kontrollpult. »Rios und Soto sind tot«, sagte er ohne Umschweife. »Raman liegt im Koma und Mavrovik ist zeitweilig bei klarem Verstand. Wir brauchen Hilfe bei der palliativen Behandlung und beim Entnehmen von Gewebeproben – wenn Sie das übernehmen, Manager.«
    Einem Juniormediziner stand es

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