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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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Problem – noch nicht. Wenn es allerdings schlimmer wurde… naja, es sollte vorgekommen sein, dass Leute sich blutig gekratzt hatten, um einen Juckreiz zu beseitigen. Was unter den gegebenen Umständen nicht möglich war. Und sowieso nicht funktionierte.
    Essen war eine umständliche Prozedur. Die Tube musste mit der Gesichtsmaske des Anzugs verbunden werden, wodurch ein keimfreier Durchlass zum Mund entstand – die Nahrungsaufnahme gestaltete sich quälend langsam. Zoe drückte die Tube von Hand zusammen. Die Paste, die auf ihre Zunge kroch, war ausgesprochen unappetitlich und so amorph wie Schlamm. Und das Quantum war so klein, dass sie nie das Gefühl hatte, wirklich etwas gegessen zu haben.
    Die Verdauung hatte allzu leichtes Spiel mit den Rationen, was Zoe mit einem weiteren nervtötenden Problem konfrontierte.
    Bis sie mit alledem fertig war, hatte der Himmel schon aufgeklart. Der Wind war allerdings wieder böig geworden; er zerrte an den Polyplexplanen und würde Robotern und Telesensorien zweifellos zu schaffen machen.
    Sie überlegte, ob sie Yambuku rufen sollte. Ihr ›Handshake‹ war fällig.
    Sie dachte über Theo nach, daran, wie er sie aus dem Waisenheim gerettet hatte, Erinnerungen, die wie Glasscherben durch ihre Träume purzelten…
    Und an ihre unerfindliche Angst vor ihm.
     
    *
     
    Sie rief Yambuku und bat um das tägliche Update; Cai Connor, der Diensthabende am Kontrollpult, fasste sich kurz. Nichts Neues und nicht von der Stelle rühren: Der Wind würde sich über Nacht legen und dann könne sie immer noch die Gräberkolonie erkunden, bevor sie sich auf den Rückweg mache.
    Was okay war, aber auch hieß, dass sie nichts weiter zu tun hatte, als ihre eigenen Messgeräte zu überwachen, die Funktionstüchtigkeit der Packroboter zu testen und zuzusehen, wie die Kumuluswolken Kränze um die fernen Gipfel flochten.
    Der Finsternis einer weiteren Nacht sah sie mit gemischten Gefühlen entgegen.
    Im Laufe des Nachmittags meldete sich Tam Hayes per Schmalstrahl. Das war einigermaßen seltsam. Die Punktstrahlantenne war für den äußersten Notfall reserviert, auf Blickrichtung und schmale Bandbreite beschränkt. Eine sperrige nur-audio Verbindung, uralte Telephonie im Grunde.
    »Das ist inoffiziell«, begann Hayes. »Niemand hört mit und nichts, was wir sagen, kommt in den Zentralspeicher. Zoe, bist du an einem sicheren Ort? Ich bin im Shuttlehangar; ich habe kein Telesensorium.«
    »Sitze im Zelt und warte, dass der Wind sich endlich legt.«
    »Gut. Wir haben eine Menge zu reden.«
    »Du fängst an«, sagte Zoe.
     
    *
     
    Zuerst las er ihr den Brief von Elam Mather vor.
    Über manches hatte sie selbst schon gegrübelt. Vor allem über den Thymostaten. »Aber als ich von Phoenix fort bin, da muss er noch funktioniert haben. Die medizinische Kontrolle war extrem pingelig.«
    Sie dachte an Anna Chopra, die terrestrische Ärztin, die in den langen Vorlaufmonaten ihren Gesundheitszustand überwacht hatte. Eine groß gewachsene Frau, graues Haar, eine nicht-adlige Funktionärin aus… ja, aus Djakarta. Grimmig und wortkarg und ziemlich engagiert.
    »Vielleicht ein Sabotageakt«, mutmaßte Hayes. »Irgendein Revierkampf zwischen Familien, der hier sichtbar wird.«
    Gut möglich, aber Familienfehden waren selten so raffiniert eingefädelt. Wohl doch eher eine Panne.
    »Es geht mir darum«, fuhr Hayes fort, »dass du da draußen nicht allein sein solltest – nicht mit einem kaputten Thymo.«
    »Wenn das alles ist, was du mir zu sagen hast, dann hättest du auch über Breitband gehen können.«
    »Dachte, vielleicht willst du das lieber für dich behalten.«
    »Vielleicht will ich ja so bleiben. Unreguliert. Wie eine Kuiper-Frau.«
    Feines weißes Rauschen. »Ja«, sagte er schließlich, »vielleicht. Das liegt natürlich bei dir, Zoe.«
    Bei mir, dachte sie. Ich kann es mir aussuchen.
    Aber es warf zu viele Fragen auf. Ein Thymostat regulierte die Persönlichkeit: Bin ich noch dieselbe Person, die ich vor drei Monaten war?
    Gar nicht so leicht, dachte Zoe, aus sich herauszutreten, sich kritisch zu betrachten und dann ein Urteil zu fällen. Ging es ihr nun besser oder ging es ihr schlechter? Sie sagte zu Hayes: »Du musst dich doch gewundert haben…«
    »Manchmal, ja, aber ich bin ein Red Thom; wir tragen keine Thymostaten und ich war mir nie sicher, was von Leuten zu erwarten ist, die welche tragen. Elam war mal für längere Zeit auf der Erde; sie kannte sich da besser aus.«
    »Es gibt

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