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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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– und alles, dachte Zoe, alles war besser als noch mehr Finsternis.
    Sie pflückte eine andere Lampe vom Gürtel und schnippte und schnippte, aber sie ging nicht an. Sie war kaputt.
    Mit bebenden Fingern befreite sie die nächste Lampe aus dem Gürtel. Als die winzige Lichtquelle zum Leben erwachte, entfloh Zoe ein Seufzer der Erleichterung.
    Jetzt blieben ihr noch fünf Lampen. Was, wenn die alle nicht mehr funktionierten?
    Los, dachte Zoe. Es wird Zeit.
    Die Glühwürmchenlampe in der Rechten, wälzte sie sich auf den Bauch. Das Albinomoos lag kühl unter der Membran. Sie musste sich Arme voran bewegen, eine Mischung aus sich Winden und Kriechen, sich mit den Stiefeln Widerstand verschaffend. Was, wenn sie sich in diesem Labyrinth verirrte? Und alle Glühwürmchenlampen verbraucht waren? Konnte sie in dieser Enge überhaupt eine neue Lampe aus dem Gürtel nehmen?
    Nein, nicht ohne sich den Arm auszukugeln.
    Sie wich in den Blindsack zurück, nahm den Werkzeuggürtel ab und streifte ihn über die Schulter. So konnte sie, falls nötig, die restlichen Lampen erreichen.
    Fünf Stück. Etwa sechs oder sieben Stunden Licht, wenn alle funktionierten. Und dann…?
    Noch ein unzulässiger Gedanke. Sie verscheuchte ihn und wand sich erneut in den Tunnel.
    Sie hatte Platz, sich über die Ellbogen zu ziehen, und robbte unter Einsatz von Stiefeln und Knien Zoll um Zoll voran. Sollte die Membran an Knien und Ellbogen diese Strapaze heil überstehen, dann war das nur dem bleichen, nicht enden wollenden Moosteppich zu verdanken.
    Die Glühwürmchenlampe erhellte einen tanzenden ellipsenförmigen Bereich in knapp zwei Metern Entfernung. Ich brauche einen Plan, dachte Zoe. (Vielleicht kam das eine oder andere über ihre Lippen. Sie versuchte zu schweigen, doch der Abstand zwischen Gedanke und Wort war geschrumpft, und so hörte sie gelegentlich das Echo des eigenen heiseren Flüsterns… Sie hatte Angst sich zu verraten.)
    Ich brauche einen Plan, dachte sie wieder. Sie war in einem Labyrinth und irgendwo war der Minotaurus. Wann immer sich der Tunnel gabeln sollte, sie würde den ansteigenden Ast wählen, und falls es diesen Unterschied nicht gab, den rechten. So würde sie schließlich zur Oberfläche oder (da sei Gott vor) rückwärts aus der Sackgasse heraus und zur einzigen Alternative zurückfinden.
    Das funktionierte auch dann, (da sei Gott abermals vor) wenn alle Lampen aufgebraucht waren. Das funktionierte selbst im Stockdunkeln.
    Die Dunkelheit kehrte zurück, als auch die momentane Lampe zu blaken begann und erstarb. Zu früh, dachte Zoe. Wie weit war sie gekommen? Es gab keinen Anhaltspunkt. Weit, hatte sie den Eindruck, aber nicht weit genug. Der Tunnel hatte sich nicht verzweigt, nicht ein einziges Mal. Oder – grausiger Gedanke – die Gräber gruben neue Tunnels und versiegelten alte; vielleicht kam sie an eine Stirnwand und…
    Stop. Der Gedanke war unerwünscht.
    Sie fingerte eine neue Glühwürmchenlampe aus dem Gürtel und schnippte. Als der ovale Schein aufflackerte, fiel ihr ein Stein vom Herzen.
    Eine Stunde Licht weniger.
    Sie verscheuchte auch diesen Gedanken.
     
    *
     
    Eben hatte sie sich lebhaft ausgemalt, wie es sein würde, wieder in Yambuku zu sein – die Membran herunterschälen, heiß duschen, Haare waschen, essen, Sprudelwasser aus einem hohen Kristallglas trinken – als sie an eine Abzweigung kam.
    Die Erste. War es denn die Erste? In diesem kleinen ovalen Lichtschein fiel es schwer, die Zeit abzuschätzen und zwischen eingebildeten und wirklichen Ereignissen zu unterscheiden. Sie hatte diesen Plan gefasst, hatte sie ihn auch schon in Angriff genommen? Egal, dachte Zoe, halte dich an den Plan. Stieg der linke Ast an oder sollte sie sich rechts halten?
    Schwer zu sagen.
    Sie hielt inne, hoffte auf eine Eingebung. Wehte aus einem der Tunnel ein Lufthauch? Nein. Überall die gleiche abgestandene, stinkende Luft, kaum genug, um ihre Lunge zu füllen. Kein Laut. Stieg nicht der rechte Tunnel unmerklich bergan? Das gab den Ausschlag.
     
    *
     
    Sie rannte in Theos Arme.
    »Eines meiner Kinder hat überlebt.«
    Sie lief in die Arme von Tam Hayes…
    Sie wachte unter Schmerzen auf. Arme steif, Beine steif, der Kopf pochte. Eingepfercht. Und blind…
    Nein, das war die Finsternis.
    Die Finsternis.
    Sie war eingeschlafen.
    Sie verwünschte ihre Nachlässigkeit – sie hatte kostbare Zeit vergeudet – und tastete nach der nächsten Glühwürmchenlampe. Während sie den Gürtel befingerte, hielt sie die

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