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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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Als das Thema zum ersten Mal aufkam, hat Joan ihr gesagt, dass sie nicht bereit ist, in irgendeiner Weise im Beruf zurückzustecken, um ein Kind großzuziehen. Sie arbeitet in der medizinischen Forschung, und sie arbeitet gern; sie mag ihren Beruf und macht endlos viele Überstunden. Natalie dagegen ist bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft angestellt, bei der es ihr nicht gefällt. Sie ist nie in ihrer Arbeit aufgegangen – keine ihrer Stellen war je ein Lebensinhalt für sie. Das hat sie Joan auch gesagt: Ich habe nichts, woran ich mein Herz hängen kann, nur dich. Willst du, dass das immer so bleibt?
    Und außerdem, hat Nat gesagt, wir reden hier über ein Kind. Ein Kind.
    So wie du Kind sagst, hat Joan ihr erwidert, sagen manche Leute Bibel.
    Monatelang waren sie angespannt miteinander, gehemmt – bis Natalie sich fast sicher war, dass sie von ihrer ersten gro ßen Liebe würde Abschied nehmen müssen. Natürlich liebten sie sich, natürlich wollten sie eigentlich zusammenbleiben. Aber ihr Wunsch nach einem Kind – das Problem war unlösbar. Natalie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen, worauf Joan wiederum mit Verärgerung reagierte.
    Aber dann – es grenzt an ein Wunder – hat das Blatt sich gewendet. Vor einem Monat hat Joan plötzlich gesagt, ich seh doch, was das mit dir macht. Reden wir noch mal drüber. So kann das nicht weitergehen, dazu hab ich dich zu lieb.
    Und so haben sie darüber geredet. Zunächst nur abstrakt: Sie sind nicht zu alt. Nat ist erst neunundzwanzig. Joan ist etwas älter, aber schließlich will ja Nat das Kind bekommen, schwanger sein. Sie wollen zusammenbleiben. Sie haben ein Haus gekauft – und das Haus ist ideal. Sie sind finanziell abgesichert. Und sie fühlen sich jetzt, trotz all der Auseinandersetzungen, all der Anspannung, noch einmal verliebter – wenn das überhaupt möglich ist – als zu Beginn.
    Aber selbst diese Fülle hervorragender Argumente hat Joan noch kein Ja entlockt. Gut, hat sie gesagt, zu machen wäre es. Lass mich drüber nachdenken, in Ordnung?
    Eine Woche oder mehr nach dem Gespräch hat Natalie sich schwerelos gefühlt, fast wie in einem Taumel. In einem Jahr, hat sie immer wieder gedacht, in einem Jahr wird es schon so weit sein. Sie war in Läden, die Babykleidung verkaufen, hat Sächelchen ausgeguckt, kleine Schuhe getätschelt. Aber ein Tag nach dem anderen verging ohne ein Wort von Joan, und Natalie wurde klar, dass es zu lange dauerte. Dass Joan entweder nur so tat, als würde sie eine Entscheidung treffen, oder sich längst dagegen entschieden hatte. Und Nat hat sich darauf eingestellt, zu gehen – weil ihr dann nichts anderes übrigbliebe; der Schmerz und die Sehnsucht, die sie empfindet, sprechen eine zu deutliche Sprache. Ja, sie liebt Joan, aber diese Liebe allein reicht nicht aus.
    Doch dann kam heute Morgen. Wo sie aneinandergekuschelt dalagen und Joan ihr gestanden hat – abrupt, nach einem kurzen, lauten Stammeln -, dass sie manchmal Kinder sieht, beim Einkaufen, auf dem Gehsteig, und dann regt sich etwas in ihr, gibt ihr das Gefühl, dass sie vielleicht doch zur Mutter taugen könnte.
    Joan – ausgerechnet Joan – wurde ganz rot, als sie es sagte.
    Und Nat – Nat brach in Tränen aus.
    Freust du dich nicht?, wollte Joan wissen.
    Doch, sagte Nat hinter der Hand hervor.
    Also? Sollen wir ein Kind kriegen?
    Ich liebe dich, hat Nat geantwortet.
    Am Nachmittag gehen sie joggen. Joan läuft jeden Tag; diese Leidenschaft pflegt sie seit der High School. An Wochenenden in der warmen Jahreszeit kommt Nat mit. Sie laufen in einem Park nicht weit von ihrem Haus, wo ein asphaltierter Weg um einen See führt, eine Strecke von ziemlich genau einer Meile. Joan läuft mehrere Runden, und Nat hält die erste Runde mit ihr mit, und dann joggt und geht sie, wie es ihr gerade passt. Inzwischen kann Nat diese gemeinsamen Ausflüge genießen, aber sie bleibt trotzdem unsportlich, weich. Sie gehen manchmal in Clubs, sie und Joan, wo Nat sich immer noch fehl am Platz fühlt. Dort sieht sie andere Paare – all diese Lesben, die sich so sichtlich in hart und weich aufgeteilt haben, maskulin und feminin -, und obwohl sie und Joan oft ihre Witze gemacht haben über diese Rollenverteilung, fragt sich Nat doch zuweilen, ob man sie beide nicht auch so sieht: Joan, drahtig und mit kurzem Haar, Nat mit ihrer Freude an langen Röcken, ihrem Pferdeschwanz und ihrem Kinderwunsch und ihrer Schüchternheit bei Anlässen dieser Art, wo Joan für sie beide

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