Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2
breiten Gartenliege und dösten faul und zufrieden in der Sonne.
»Was für ein hübsches Bild«, sagte Mathilda. »Darf ich dazwischen?«
Ihr Vater schreckte hoch und blickte verwirrt um sich. »Wie bitte? Was?«, stammelte er. »Ach, du bist das!«, rief er, als er seine Tochter bemerkte. »
Was
möchtest du?«
»Mich dazulegen«, erwiderte Mathilda. »Zwischen Mama und dich.«
»Was soll denn der Unsinn?«, sagte Barbara von Dommel und öffnete ihre Augen. »Du bist doch kein kleines Kind mehr.« Sie setzte sich ebenfalls auf und drückte ihre Frisur zurecht. »Wo warst du überhaupt so lange?«
»Entführt«, sagte Mathilda.
»Herrgott noch mal!«, stieß ihr Vater hervor. »Ich hätte mir ja denken können, dass du diese Sache viel zu ernst nehmen würdest.«
»Oh, die Sache war ernst«, sagte der Mann mit dem Vollbart, von dem Mathilda inzwischen wusste, dass er Lennard Bicke hieß. »Wir hatten tatsächlich geplant, Ihre Tochter zu entführen.«
»Aber wir hätten ihr nie etwas zuleide getan«, fügte die junge Frau mit dem blonden Pferdeschwanz hinzu.
»Außerdem haben Oskar und sein Vater mich ja sowieso gerettet«, ergänzte Mathilda.
»Moment mal …« Frau von Dommel, die mit einem Schlag wachsbleich im Gesicht geworden war, schoss wie ein Stehaufmännchen von der Liege hoch und blickte von einem zum anderen. »Wer sind diese Leute überhaupt?«
»Also«, begann Mathilda. »Oskar kennst du ja schon. Und Horst-Marius auch.«
Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Horst-Marius?«
Mathilda deutete auf den Terrier, den die Frau mit dem Pferdeschwanz auf dem Arm trug. »Ich wollte es zuerst auch nicht glauben«, sagte sie. »Aber er heißt wirklich so.«
»Dann gehört der Hund also Ihnen?«, erwiderte Barbara von Dommel und musterte die Frau von oben bis unten.
»Ja, Mama«, sagte Mathilda. »Sie heißt Cäcilia Lärchenberg. Sie hat Horst-Marius mit einem Sender ausgestattet und anschließend ausgesetzt, damit ich ihn finde und sie und ihr Freund uns unauffällig verfolgen können.«
»Moment mal …«, kam es nun von ihrem Vater. Herr von Dommel stand jetzt auch von der Liege auf. »Cäcilia Lärchenberg … Sind Sie etwa die Tochter von …?«
»Deinem größten Konkurrenten, jawohl!«, fuhr Mathilda dazwischen. »Dem Toilettenpapierfabrikanten Gustav Lärchenberg.«
Ronald von Dommel presste die Lippen aufeinander. »Und Sie wagen es, mir unter die Augen zu treten?«, zischte er.
»Waff!«, kläffte Horst-Marius. Er bleckte die Zähne und sah Mathildas Vater drohend an.
»Ach, halt du doch deine Klappe, du halbes Hähnchen«, knurrte Herr von Dommel. »Du kannst mir gar nichts.« Er wandte sich Lennard Bicke zu. »Und Sie! Sie kenne ich auch. Sie haben den blauen Opel gelenkt. Und später den grünen BMW.«
Cäcilia Lärchenberg seufzte leise und nickte. »Der jetzt leider Schrott ist. Aber daran sind wir selber schuld.«
»Sie haben ja wohl genug Geld!«, blaffte Ronald von Dommel sie an. »Diese läppischen Hunderttausend hätten Sie doch gar nicht gebraucht.«
»Um das Geld ging es uns auch gar nicht«, entgegnete Cäcilia Lärchenberg.
Mathildas Vater kniff seine Augen zusammen. »Sondern?«
»Um Ihre Tochter«, antwortete Lennard Bicke. »Wir wollten erreichen, dass Sie Angst um sie bekommen.«
»Wie außerordentlich ehrenhaft!«, schnaubte Ronald von Dommel. »Sie dachten wohl, dass ich mich dann nicht mehr richtig auf mein Geschäft konzentrieren würde, was?«, blökte er los. »Und Ihr Vater sein
Fluffi extraweich
ungehindert in der Weltgeschichte verbreiten könnte, he?«
Cäcilia Lärchenberg senkte den Kopf.
»Das Klopapier meines Vaters interessiert mich nicht«, sagte sie. »Ich habe mein ganzes Leben lang darunter gelitten, dass er wegen seines Geschäfts nie Zeit für mich hatte. Meine Mutter hat sich auch nicht um mich gekümmert. Sie war ständig mit einem Schwarm wohlhabender Freundinnen auf Shopping- oder Wellness-Tour. Mich haben derweil ein Kindermädchen und ein Privatlehrer betreut. Die beiden waren sehr nett. Trotzdem hätte ich gerne etwas mehr von meinen Eltern gehabt. Wir sind all die Jahre nicht ein einziges Mal zusammen in Urlaub gefahren.« Cäcilia Lärchenberg hob den Blick und sah Mathildas Vater nun direkt in die Augen. »Vor ein paar Monaten erfuhr ich aus einem Zeitungsartikel, dass Sie eine Tochter haben. Die Fotos von Ihrem Haus und Ihrem Garten und vieles von dem, was ich dort las, haben mich sehr an meine eigene Kindheit erinnert. Ich wollte
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