Bis auf die Knochen
gefressen. Oder zertrampelt.« Ich machte wieder » Patsch «. » Im Laufe der Zeit – und vergessen Sie nicht, wir reden hier von Millionen von Jahren – war folglich die Ü berlebensrate und die Reproduktionsrate derer mit den kleineren Schnauzen und den weiter vorne am Kopf befindlichen Augen h ö her. Doch um diese Schnauze loszuwerden, mussten sie auch einige Z ä hne loswerden – wenn man vierundvierzig Z ä hne hat, braucht man eine ziemlich gro ß e Schnauze. Also bevorzugte die nat ü rliche Auslese diejenigen mit kleineren Schnauzen. Weniger Z ä hnen. Dokumentierte fossile Funde belegen all diese Ver ä nderungen in vielen Einzelheiten.«
Der junge Mann in Reihe drei hob wieder die Hand. »Aber Sie gehen davon aus, dass die Fossilien im Laufe vieler Millionen Jahre entstanden sind. Was, wenn nicht? Maler und Bildhauer k ö nnen leicht Kunstwerke schaffen, die sehr alt aussehen, obwohl sie es nicht sind. Wenn sie das in kleinem Ma ß stab k ö nnen, warum sollte Gott das nicht in sehr viel gr öß erem Ma ß stab k ö nnen? «
Ich war sprachlos und wusste nicht einmal, wo ich mit meiner Antwort ansetzen sollte. Wir hatten gerade einen Sprung von der Wissenschaft zum Glauben gemacht, und obwohl diese beiden Bereiche immer in Konflikt zueinander standen, so taten sie dies in diesem Fall besonders krass.
» Okay, vergessen Sie die Fossilienfunde «, sagte ich, »sprechen wir ü ber den modernen Menschen. Ü ber Menschen, die in den letzten zweihundert Jahren gelebt haben. Menschen, deren Geburts- und Sterbedaten wir kennen. Die Terry Collection in der Smithsonian Institution enth ä lt fast zweitausend Sch ä del von Menschen, deren Geburtsdaten bis in die fr ü hen Jahre des neunzehnten Jahrhunderts zur ü ckreichen. Hier im Neyland Stadion, in der Sammlung der University of Tennessee, haben wir bisher rund sechshundert Sch ä del von Menschen, die zum Teil erst vor zwanzig oder drei ß ig Jahren geboren wurden. Vergleichende Messungen dieser zweieinhalbtausend Sch ä del zeigen, dass allein in den vergangenen zweihundert Jahren der durchschnittliche Kiefer kleiner und der durchschnittliche Sch ä del gr öß er geworden ist. Wir betrachten Evolution als etwas, was sich in Jahrmilliardenzeitr ä umen abspielt, doch dies ist ein Beispiel f ü r evolution ä re Ver ä nderungen, die fast so schnell ablaufen, dass wir sie innerhalb einer Lebensspanne beobachten k ö nnen.«
Der junge Mann machte sich gerade daran zu antworten, da sah ich hinten im Saal eine weitere Hand hochgehen. Dankbar, mich einem anderen Fragesteller zuwenden zu k ö nnen, zeigte ich auf ihn.
» Ja, Sie da hinten? «
» Sie haben von ›dummer Schöpfung‹ gesprochen. Was ist dumm daran, weniger Z ä hne zu haben? «
» Gute Frage. Es ist nichts Dummes daran, achtundzwanzig Z ä hne zu haben statt zweiunddrei ß ig oder vierundvierzig. Bei unseren heutigen Essgewohnheiten k ä men wir wahrscheinlich gut mit zwanzig oder sogar zw ö lf zurecht. Was dumm oder ineffizient oder problematisch ist, ist, dass unser Kiefer schneller schrumpft als die Zahl unserer Z ä hne. Die zwei evolution ä ren Ver ä nderungen laufen nicht synchron ab. Also haben wir zu viele Z ä hne auf zu wenig Platz. Deswegen m ü ssen sich so viele von uns die dritten Molaren – oder Weisheitsz ä hne – ziehen lassen, wenn sie f ü nfzehn oder zwanzig oder drei ß ig Jahre alt sind. Was f ü r die meisten von uns schlimm ist, aber gut f ü r diejenigen von Ihnen, die Zahnmedizin studieren wollen.« Ich bemerkte, dass einige l ä chelten. Vermutlich hatten sie vor, just diese Karriere einzuschlagen.
» Genug ü ber Z ä hne «, sagte ich. » Reden wir ü ber zwei andere Entwurfspannen. Ich m ö chte niemanden in Verlegenheit bringen, indem ich Sie frage, wer eines dieser Probleme hat, aber ich w ü rde wetten, einige von Ihnen haben sie, und ich garantiere Ihnen, dass einige sie noch kriegen werden: Leistenbruch und H ä morrhoiden. Ein Leistenbruch ist ein Fehler – ein Ausbruch, k ö nnte man sagen – in der Bauchdecke. Als wir uns noch auf allen vieren fortbewegten, hatten unsere inneren Organe es leichter. Ich zeige Ihnen, warum.« Ich kletterte auf H ä nden und Knien auf den Tisch vorne im H ö rsaal. » Sehen Sie, wie mein Bauch hier runterh ä ngt? « Ich h ö rte ein paar gutm ü tige » Oohs « und » B ä hs « aus den Bankreihen. » Der Punkt ist der: In dieser Position bildet der Unterbauch eine h ü bsche, ger ä umige Schlinge f ü r die
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