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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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zur ü ck, schob den Unterkiefer vor und zur ü ck und neigte den Kopf in alle Richtungen, um meine nicht gerade perlwei ß en Z ä hne aufscheinen zu lassen. Einige Studierende verdrehten, entsetzt ü ber den Unsinn, die Augen, doch die meisten taten es mir nach, wenn auch nicht ganz so komisch. » Gut «, sagte ich. » Die meisten von Ihnen haben noch ein paar Z ä hne. Die Zulassungsbeschr ä nkungen der Universit ä t wurden eindeutig k ü rzlich angehoben.« Ich h ö rte einige kichern und sah noch ein paar Z ä hne. » Okay, jetzt m ö chte ich, dass Sie alle einen Finger in den Mund stecken und damit ü ber Ober- und Unterkiefer fahren und z ä hlen, wie viele Z ä hne Sie haben. Das ist ein Experiment; wir sammeln Daten ü ber die Evolution, oder langsame, aber stetige Ver ä nderung ‹ , wie wir diesen Prozess in der physischen Anthropologie nennen.« Ich f ü hrte es vor, indem ich den Zeigefinger hinten rechts an die Backenz ä hne legte und ü ber meinen Ober- und Unterkiefer fuhr und dabei laut z ä hlte: » Ei, wei, krei, ier, ü nf, chesch «, bis ich bei » achunwanzig « ankam. Ich trat an die Tafel, schrieb in drei ß ig Zentimeter gro ß en Ziffern » 28 « darauf und wandte mich wieder um. »Ü brigens «, f ü gte ich hinzu, » wenn Sie die Weisheitsz ä hne oder andere Z ä hne gezogen bekommen haben, dann addieren Sie diese bitte dazu. Bereit? Z ä hlen Sie.«
    Einige versuchten, mit der Zunge zu z ä hlen; die meisten benutzten wie ich einen Zeigefinger, aber ein betr ä chtlicher Teil der jungen Frauen bediente sich des langen Fingernagels eines kleinen Fingers, um die ganze Prozedur taktvoller hinter sich zu bringen. W ä hrend die Studierenden in ihren M ü ndern herumangelten, sah es so aus, als versuchten sie, Popcornh ü lsen zwischen den Z ä hnen rauszupulen. Dann rieben hundert Fingerspitzen wie einstudiert ü ber Hosenbeine und Hemden, um letzte Spuren von Spucke zu entfernen.
    » Okay «, sagte ich, » und jetzt lassen Sie uns unsere Daten analysieren. Wie viele von Ihnen haben zweiunddrei ß ig Z ä hne, was f ü r einen Erwachsenen als normal gilt? « Ein paar vereinzelte H ä nde schossen hoch, etwa ein Viertel der Anwesenden. » Wie viele vierundzwanzig? « Ich sah etwa dieselbe Zahl von H ä nden. » Und wie viele haben achtundzwanzig? « Die H ä lfte der Studierenden hob die Hand.
    » Sehen Sie, das ist interessant «, sagte ich. » Nur ein Viertel von Ihnen hat zweiunddrei ß ig Z ä hne, was beim modernen Menschen als vollst ä ndiger Satz Z ä hne gilt. Doch f ü r unsere Vorfahren vor drei ß ig oder vierzig Millionen Jahren lag die Norm bei vierundvierzig – was bei den meisten S ä ugetieren ü brigens immer noch so ist. Wenn Sie vor vierzig Millionen Jahren gelebt h ä tten, h ä tten Sie zw ö lf Z ä hne mehr gehabt. Wo h ä tten Sie die hingetan? Hat irgendjemand hier das Gef ü hl, er h ä tte noch Platz f ü r ein weiteres Dutzend Z ä hne? « Ich sch ü ttelte theatralisch den Kopf. » Und warum ist das so? Weil unser Kiefer kleiner geworden ist. Und warum ist er das? « Gesichter wurden ausdruckslos, Achseln zuckten.
    Ich hatte langsam angefangen, doch allm ä hlich kam ich in Fahrt, wie ein Rhinozeros auf der Flucht. » Vor zweihundert Millionen Jahren entwickelten sich unsere Vorfahren, die ersten S ä ugetiere, aus Sumpfeidechsen «, sagte ich, »kleinen S ä ugetieren, etwa von der Gr öß e von Eichh ö rnchen oder Spitzm ä usen, ›pr ä -primate Insectivora‹ genannt; sie lebten auf dem Boden und ern ä hrten sich von Insekten, sie hatten lange Schnauzen, ä hnlich den Ameisenfressern, und ihre Augen befanden sich seitlich am Kopf.« Ich zeigte, um dies zu unterstreichen, auf beide Schl ä fen. »Nun, zur selben Zeit entwickelte sich auch eine andere Gruppe von Tieren: die Dinosaurier. Also, was passiert, wenn ein Tyrannosaurus oder ein Brontosaurus auf einen pr ä -primaten Insektenfresser tritt? « Ich schlug mit einer Hand auf die andere. » Patsch «, sagte ich. » Also kamen einige der intelligenteren Insektenfresser zu dem Schluss, sie w ä ren oben in den B ä umen sicherer, da konnten sie nicht plattgetreten werden. Gute Idee; von ihnen ü berlebten mehr. Doch nicht alle. Wenn man in den B ä umen herumjagt und von Ast zu Ast springt, sieht man, wenn die Augen seitlich am Kopf liegen und man mitten im Gesicht eine lange Schnauze hat, schwerlich, welchen Ast man packen soll. Also fielen einige dieser Viecher von den B ä umen und wurden

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