Bis auf die Knochen
Organe wie eine H ä ngematte.« Um zu unterstreichen, worauf ich hinauswollte, schaukelte ich ein paar Mal vor und zur ü ck. Dann stellte ich mich auf den Tisch und legte die H ä nde auf den Bauch. » Aber als wir uns aufrichteten, was geschah da? Irgendjemand? «
» Alles ist nach unten gerutscht «, wagte sich eine junge Frau aus der ersten Reihe vor.
» Genau «, sagte ich. » Und das erh ö ht den Druck auf die untere Bauchdecke, sodass sie leichter dazu neigt zu rei ß en. Dasselbe mit H ä morrhoiden. Das untere Ende des Dickdarms muss heute mehr Druck aushalten als bei unseren vierf üß igen Vorfahren, also ist auch es anf ä lliger f ü r Ausbr ü che, und H ä morrhoiden sind im Grunde nichts anderes.« Ich h ö rte weitere angeekelte Ausrufe. » Krampfadern – wer von Ihnen hat schon einmal Krampfadern gesehen? « Viele H ä nde gingen hoch. » Seit wir aufrecht gehen, muss das Herz viel mehr leisten. Es muss das Blut mit solcher Wucht pumpen, dass es unten von den F üß en bis hoch zum Kopf flie ß t, eine Entfernung von ein Meter f ü nfzig, ein Meter achtzig oder sogar mehr. Das ist sehr viel schwerer, als es nur neunzig Zentimeter nach oben zu pumpen, denn so gro ß waren wir in etwa, als wir uns auf allen vieren bewegten. Das ist interessant «, sagte ich, » denn in dem Versuch, das Kreislaufproblem, das wir schufen, als wir uns aufrichteten, auszugleichen, entwickelten wir ein komplexes System winziger ventil ä hnlicher Venenklappen in unseren Venen, die das Blut in den Pausen zwischen den Herzschl ä gen daran hindern sollen, wieder nach unten zu flie ß en. Doch wenn wir ä lter werden, neigen diese Venenklappen dazu, ein wenig zu lecken, also sammelt sich Blut in den Beinen, und der zus ä tzliche Druck l ä sst die Venen anschwellen und manchmal platzen.«
Eine besonders gro ß e junge Frau – eine der Starspielerinnen bei den Tennessee Lady Vols, der Damen-Basketballmannschaft der Universit ä t – hob die Hand. Ich zeigte auf sie. » Ja? «
» Dann haben andere S ä ugetiere – Hunde, L ö wen und Wale – nicht diese kleinen Klappen in den Venen? «
Das hatte mich noch nie jemand gefragt. Ich hatte es mich auch noch nie gefragt. » Um ehrlich zu sein «, sagte ich, » ich wei ß es nicht. Ich finde es bis zur n ä chsten Vorlesung heraus. Gute Frage.« Sie strahlte; es galt allgemein als Coup, mich um eine Antwort verlegen zu machen.
» Okay, lassen Sie uns jetzt kurz ü ber das Becken und die Wirbels ä ule reden «, sagte ich. » Einige der anwesenden Frauen werden zweifellos irgendwann Kinder bekommen. Die gute Nachricht ist die, dass die Geburtshilfe immer besser wird.«
» Und die schlechte Nachricht? «, rief eine weibliche Stimme.
» Die schlechte Nachricht ist die, dass die K ö pfe der Babys immer gr öß er werden «, sagte ich.
» Autsch, Mann «, sagte dieselbe Stimme. » Kaiserschnitt, ich komme.«
» Viele Frauen haben heute einen Kaiserschnitt «, stimmte ich ihr zu. » Aus freien St ü cken heraus und nicht, weil es medizinische Komplikationen g ä be, die es erforderten. Und offen gestanden, auch wenn ich nerv ö s werde bei dem Gedanken, man k ö nnte mir den Bauch aufschneiden, wenn ich eine Frau w ä re, w ü rde ich es auch in Erw ä gung ziehen.«
» Wenn Sie eine Frau w ä ren, Dr. Brockton «, rief ein Typ, der gern den Klassenclown spielte, » w ü rde eine Schwangerschaft vermutlich eher nicht zu Ihren gr öß ten Sorgen z ä hlen.« Darauf folgten zahlreiche Lacher, einschlie ß lich meines eigenen.
» Okay, das letzte Beispiel f ü r dumme Sch ö pfung «, sagte ich und ö ffnete den Karton, den ich mitgebracht hatte. »Es gibt noch mehr, aber wir h ö ren hiermit auf.« Ich holte einen Beckeng ü rtel aus dem Karton, dessen Knochen von rotem Dentalwachs zusammengehalten wurden. Die Schambeine bildeten vorne einen Bogen; hinten hing das Kreuzbein – die miteinander verwachsenen f ü nf Kreuzwirbel – zwischen den H ü ftknochen. » Achten Sie auf die Form des Kreuzbeins «, sagte ich. » Am Ende der Wirbels ä ule werden die Wirbel immer kleiner. Und so ist das Kreuzbein geformt wie ein Dreieck, ein Keil. Also, womit spalten wir Brennholz? «
»Ä hm, mit einer Axt «, sagte jemand.
» Ja, aber ich dachte eher an einen Keil. Wenn man Druck auf einen Keil aus ü bt, dann zwingt er Dinge auseinander, nicht wahr? Sehen Sie hier, wo das Darmbein, oder das Os ilium, auf beiden Seiten mit dem Sakrum zusammentrifft? Dieses Gelenk nennt man
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