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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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während Sharma sich auf den Kopf hätte stellen können und es dennoch nicht schaffte. Als Ausgleich dazu konnte ich mich nicht, im Gegensatz zu ihm, mit dem ganzen Oberkörper auf meine Beine legen. Das war so eine Art Yoga, die ich an ihm bewunderte. Er konnte seinen ganzen Körper verbiegen und ruhig im Lotossitz verweilen, während mir meine Sehnen und Muskeln dabei wehtaten. Ich konnte wiederum mit meinen Augenlidern ganz schnell zwinkern, was ihm nur Kopfzerbrechen bereitete.
    Einmal versteckte er meine Sandale und behauptete fel senfest, ein junger Hund habe sie geschnappt. Er ließ mich stundenlang suchen. Ich stellte die halbe Wiese auf den Kopf, fand aber meinen Schuh nicht.
    „Dann musst du eben mit nur einem Schuh nach Hause humpeln, oder schmeiß den anderen auch noch weg, der ist ja jetzt wertlos“,  kicherte er.
    Ich war den Tränen nahe, weil ich diese Schuhe so liebte. Da zog er meine goldene Sandale hervor. Er hatte sie unter seinem Hemd versteckt. Indischer Humor! Dafür musste er einmal um den See laufen und bekam keinen Krümel Halva ab. Zur Strafe!
    Wir liebten uns wie verrückt, ich hatte den Mann meines Lebens gefunden. Niemals misstraute ich ihm, obwohl es eine Krankheit von mir war, keinem Vertrauen zu schenken, weil ich schon so viele schlechte Erfahrungen in meinem Leben gemacht hatte. Als die Sonne langsam unterging, fuhren wir händchenhaltend – von Rad zu Rad - heim.
    Zuhause machten wir zusammen Essen. Er schnitt verschiedene Gemüsesorten klein und briet sie in der Pfanne an. Ich machte wie jeden Tag einen riesigen Rohkostteller aus Salat, Karotten, Rettich, Tomaten, Gurken und verzierte ihn mit Kiwis und Orangen. Die Salatsoße überließ ich ihm, da er im Zubereiten von Soßen ein wahrer Zauberer war. An Tagen, an denen wir mehr Zeit hatten, kochte er richtig indisch und die guten Gerüche zogen durch das ganze Haus. Ich bin im Kochen ein Langweiler. Ich brauche Stunden, bis ich überhaupt anfange und dann schmeckt das Essen immer gleich - nach Jasmin-Mampf-Essen. Bei Sharma war es ganz anders. Kaum waren wir zu Hause und die Sachen ausgepackt, drehte ich mich einmal um, und schon war das Essen fertig. Ich liebte ihn – auch dafür – meinen kochenden, indischen Traumprinzen.
     
     
     
    Zwischen den Küsten des Ich und des Du ist der brausende Ozean, die Brandung meines eigenen Selbst, die zu durchbrechen ich mich sehne.
     
     
     
     
     
     
     
    Abschied
     
    Dieser Sommer mit ihm war einer der schönsten Sommer meines ganzen Lebens. Wir wollten zusammenbleiben, wussten aber, dass wir noch einige schwierige Dinge zu bewältigen hatten. Da er nicht einfach in Deutschland bleiben konnte, überlegten wir hin und her, was wir machen konnten. Zuerst schlug sein Bruder vor, wir sollten  in Dänemark heiraten, aber diese Möglichkeit gab es nicht mehr. Las Vegas war uns zu weit und Indien auch. Also gab es nur noch eine einzige Möglichkeit. Sharma musste Asyl beantragen. Ein schrecklicher Gedanke. Weil es aber in Deutschland mit den Formalitäten so lang dauert und er seinen Landkreis nicht verlassen darf, entschlossen wir uns für Österreich.
    Sein Bruder und ich brachten Sharma nach Salzburg, wo wir ihn allein ließen - alles andere musste er selbst machen. Er versprach, sich bald zu melden, um mir zu sagen, wo er gelandet war.
     
    Oh , Gott ... der erste Tag ohne dich ist grausam. Liebster, ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, mein Herz ist schwer, ich habe so Liebeskummer wie nie zuvor in meinem Leben. Ich vermisse dich unendlich. Ich muss dich sehen! Wann? Wo?
     
    Meine süße Seele, mein Geliebter, mein Mann ... mein Herz weint. Ich habe nicht gewusst, dass es so weh tut. So weh. Liebling, jetzt weiß ich, was Liebe ist. Jede Sekunde vermisse ich dich. Ich sehe den Vollmond - es ist unser Mond, der Mond der Liebe. Sharma, weißt du was das Schlimmste ist? Wenn man eine Liebe hat und sie ist weit weg und man kann sie nicht erreichen, nicht mal per SMS. Trennung ist schlimmer als der Tod!
    Ich hatte einen Albtraum, aus dem ich schreiend erwachte. Ich wollte Sharma etwas bringen. Er saß in einem dunklen Auto, ich sah nur seine Hosenbeine, das Auto stand an einem unbekannten Waldrand. Ich ging auf das Auto zu und blieb mit meinem Fuß im Morast stecken, fiel um und konnte mich nicht mehr aufrichten. Ich konnte mich noch so sehr anstrengen, es war, als zöge eine fremde Macht meine Beine in die Tiefe. Ich schrie nach Sharma, aber er hörte mich nicht, er

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