Bis das der Biss uns scheidet
mir endlich diesen Umschlag aushändigen würden...«
Da nickt er endlich und wirft ihn mir in den Schoß. Eifrig greife ich danach und reiße ihn auf. Zwei Schwarz-Weiß-Fotos fal en heraus.
»Okay, wol en wir doch mal sehen, welche unartigen kleinen Vampire diesmal eine Strafpredigt brau...«
Die Worte bleiben mir im Hals stecken, als ich nach dem ersten Foto greife. Entsetzt starre ich Teifert an und mein Magen krampft sich zusammen. Er nickt grimmig.
»Aber … das muss ein Irrtum sein!«, rufe ich.
»Nein.« Er schürzt die Lippen. »Kein Irrtum.«
»Aber … aber... « Ich nehme das zweite Foto, auf dem mir mein eigenes Spiegelbild entgegenstarrt. »Sie wol en, dass ich meine eigene Schwester töte?«
2
Teifert sieht mich ernst an. »Der offiziel e Auftrag verlangt lediglich, deine Schwester und Magnus aufzuspüren und sie dem Konsortium auszuliefern«, korrigiert er mich.
»Damit die beiden sich vor Gericht verantworten und eine Jury von Geschworenen aus ihren eigenen Reihen über sie urteilen kann.«
»Ja,klar.« Ich verdrehe die Augen. »Mit anderen Worten, Pyrus wil nicht, dass ich sie pfähle. Weil er sich nicht entgehen lassen wil , es selbst zu tun.«
Mein Mentor gibt keineAntwort. Stattdessen steht er langsam auf und geht zur Tür des Yogastudios. Dort schließt er ab, dann steuert er ein kleines Radio neben den Matten an und dreht die Lautstärke auf höchste Stufe. Justin Bieber knal t mir in die Ohren.
»Ah,Teif?«, versuche ich, den Lärm zu überschreien. »Also ich find das ja total klasse, dass Sie in Ihrem Alter immer noch gerne die Hüften zu Justin schwingen, aber ich glaube nicht, dass das hier jetzt der richtige Ort und Zeitpunkt ist ... «
»Red leiser!«, tadelt er mich, als er zu seinem Platz zurück kehrt.
Widerstrebend halte ich die Klappe und sehe ihn erwartungsvol an.
Etwas nervös wirft er einen Blick durch den Raum, als wollte er sich davon überzeugen, dass außer uns niemand hier ist. Dann wendet er sich wieder mir zu. »Pyrus hat überal seine Spione«, sagt er mit gedämpfter Stimme. »Deshalb musst du von jetzt an unbedingt aufpassen, was du sagst.«
Stimmt. Ich schlucke, nicke und seh mich jetzt ebenfalls vorsichtig um. Ich weiß, dass Pyrus ein Vampir der übelsten Sorte ist, aber ich hatte keine Ahnung, dass seine Macht so weit reicht.
Immerhin scheint sich wenigstens Teifert darüber im Klaren zu sein. »Dann wissen Sie es also«, flüstere ich zurück, nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass wir wirklich allein sind. »Sie wissen, was für ein Tyrann er ist. Und was er aus dem Konsortium gemacht hat.«
Teifert nickt . »Wir beobachten seinen Führungsstil schon seit einiger Zeit und wissen, dass das Konsortium unter seiner Leitung eher einer Diktatur als einer demokratischen Einrichtung gleicht.
Außerdem haben wir Berichte von den anderen Zirkelmeistern erhalten, die in ständiger Angst und
Wachsamkeit leben und sich nur seinen Anordnungen fügen, um ihre Zirkel zu schützen.«
»Wenn sie den Mund aufmachen würden, erginge es ihnen wahrscheinlich wie Magnus«, füge ich eifrig hinzu. »Sie mussten sich selbst in einem Scheinprozess wegen Hochverrats verantworten.«
»Normalerweise mischen wir von Slayer Inc.
uns nicht in die Politik der Vampire ein«, gesteht Teifert. »Es sei denn, wir sind der Ansicht, dass diese Politik der Menschheit schaden könnte. Aber nun haben wir den Eindruck, dass Pyrus' Machthunger an diesem Punkt angelangt ist. Und wir haben beschlossen, dass es nötig ist einzuschreiten.«
»Prima!«, rufe ich. »Darf ich diejenige sein, die ihn aus dem Weg räumt?« Es wäre bestimmt nichts befriedigender, als diesem Mistkerl ein für al e Mal einen Pflock ins Herz zu rammen. Dann könnten meine Schwester und Magnus nach Hause kommen und wir würden al e glücklich bis ans Ende unserer Tage zusammenleben und ...
»Nicht so schnel «, sagt Teifert. »Wir müssen zuerst die Anklagepunkte zusammentragen und Beweise sammeln. Und die Unterstützung der anderen Zirkelführer gewinnen, ohne dass Pyrus davon erfährt.
Wenn wir zu früh handeln und ohne die Unterstützung der Organisation, könnte das als kriegerischer Akt angesehen werden.«
»Ja«,stimme ich ein wenig enttäuscht zu.
»Das klingt logisch. Aber was bedeutet das für mich?Selbst wenn ich wüsste, wo Sunny ist, kann ich sie denen doch nicht einfach ausliefern. Schließlich hat sie das alles nur gemacht, um mir das Leben zu retten. Ich werde Pyrus niemals dabei
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