Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
sie im Gruselkabinett verteilt waren – aber ich blieb nicht lang genug, um festzustellen, ob ich richtig geraten hatte.
Ich rannte den Weg zurück, den wir gekommen waren, und suchte nach dem Clownskopf. Eine Figur sprang vor mir heraus, und ein Licht ging darüber an, um eine blutgetränkte Axt anzustrahlen, die in dem bärtigen Kopf eines Piraten verkeilt war. Er grinste mich einen Moment lang an, bevor seine Augen im Schädel zurückrollten und das Licht wieder erlosch.
Ich holte mehrfach scharf Luft, sagte mir, dass es nur ein Spiel war, aber ich konnte mich nicht aufrecht halten, als der Boden unter meinen Füßen bebte und sich verschob. Ich ging auf die Knie, kroch über den Dreck und den Schotter, die mir in die Handflächen stachen, wobei ich versuchte, meinen Kopf zu beruhigen, der mit dem Boden zu kippen schien. Ich kroch mehrere Meter weit, weil ich nicht so lange aufhören wollte, mich zu bewegen, bis Rixon einen Ausweg aus der Falltür fand.
»Nora!« Rixons raues Bellen erreichte mich von hinten.
Ich zog mich hoch, wobei ich die Wände als Halt benutzte, aber die Wände waren mit Schleim bedeckt, der mir auf die Hände troff. Irgendwo über mir ertönte ein Lachen, das
gleich darauf wieder zu einem Kichern abklang. Ich schüttelte heftig die Hände, um den Schleim loszuwerden. Dann ging ich einfach in die völlige Schwärze hinein, die vor mir lag. Ich hatte mich verirrt. Verirrt, verirrt, verirrt.
Ich ging ein paar Schritte vorwärts, bog um eine Ecke und blinzelte in einen schwachen Schein orangefarbenen Lichts mehrere Meter vor mir. Es war nicht der Clownskopf, aber das Versprechen von Licht zog mich an wie eine Motte. Als ich die Laterne erreichte, strahlte das kitschige halloweenartige Licht die Worte TUNNEL DES VERDERBENS an. Ich stand an einem Bootssteg. Kleine Plastikboote parkten Nase an Stoßstange, das Wasser des Kanals schwappte an ihren Bordwänden hoch.
Ich hörte Schritte auf dem Weg hinter mir. Ohne Zeit zu verlieren, stieg ich in das Boot, das mir am nächsten lag. Ich hatte gerade mein Gleichgewicht gefunden, als das Boot sich auch schon schlingernd in Bewegung setzte, und ich fiel auf das Brett, das als Sitz diente. Die Boote fuhren in einer Reihe, die Schienen unter ihnen klackerten, als sie die Boote in den Tunnel leiteten. Ein paar Saloontüren gingen auf, und der Tunnel schluckte mein Boot.
Ich tastete mich in den vorderen Teil des Bootes, kletterte über die Sicherheitsstange und auf den Bug. Dort blieb ich einen Augenblick und hielt mich mit einer Hand am Boot fest, während ich mit der anderen nach vorn fasste, in dem Versuch, die Stange des nächsten Bootes vor mir zu erreichen. Mir fehlten ein paar Zentimeter. Ich würde springen müssen. Ich rutschte den Bug so weit hinauf, wie ich es wagte. Dann zog ich die Beine unter mich, machte einen Satz und schaffte es, achtern auf das Boot vor mir zu schlittern.
Ich erlaubte mir einen Moment der Erleichterung und machte mich dann erneut auf den Weg. Wieder rutschte ich
den Bug hinauf mit der Absicht, auf alle Boote zu springen, bis ich das Ende der Kolonne erreicht hatte. Rixon war größer und stärker als ich, und er war bewaffnet. Meine einzige Hoffnung auf Überleben bestand darin, in Bewegung zu bleiben und die Zeit zu verlängern, die er brauchte, um mich zu fangen.
Ich war auf dem nächsten Bug und bereitete mich gerade zum Sprung vor, als eine Sirene aufheulte und mich der plötzliche Schein eines roten Lichts über mir blendete. Ein Skelett fiel vom Dach des Tunnels herunter und klatschte auf mich. Ich verlor den Halt, mir wurde schwindelig, und ich rutschte seitwärts über Bord. Eiskaltes Wasser füllte meine Kleider und schloss sich über meinem Kopf. Sofort stellte ich mich auf die Füße, kam an die Oberfläche und watete durch das brusthohe Wasser zum Boot zurück.
Ich biss die Zähne gegen die Kälte zusammen, legte meine Hände um die Sicherheitsstange des Bootes und zog mich wieder hinein.
Mehrere laute Schüsse hallten durch den Tunnel, und eine der Kugeln zischte an meinem Ohr vorbei. Ich ließ mich ins Boot fallen und hörte, wie Rixons Lachen von ein paar Booten hinter mir erschallte. »Es ist nur eine Frage der Zeit«, rief er.
Mehr Lichter leuchteten an der Decke auf, und ich konnte sehen, wie Rixon über die Boote auf mich zu kam.
Irgendwo weiter vorne ertönte ein leises Dröhnen. Mein Herz machte einen Satz. Ich spürte, wie meine Aufmerksamkeit von Rixon wegglitt und sich auf die Gischt in
Weitere Kostenlose Bücher