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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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er denn nicht, wie viel Schmerz ich schon ertragen hatte?
    »Letzte Chance.« Die Worte wurden innen im Haus gesprochen und waren durch die offene Hintertür zu hören.
    »Fahr zur Hölle.«
    Noch eine Explosion, und ich fiel auf die Knie, presste mich gegen die Hauswand, wollte, dass die Erinnerung aufhörte.
    »Wo ist sie?« Die Frage wurde so leise gestellt, dass ich sie über meinem Weinen kaum hören konnte.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie mein Vater sich bewegte. Er kroch über den Hof auf die Tür zu. Er hatte eine Waffe in der Hand, und er hob sie, zielte. Ich rannte auf ihn zu, versuchte, ihm die Waffe zu entreißen, versuchte, ihn zurück in den Schatten zu drängen. Aber es war, als wollte man einen Geist bewegen – meine Hände griffen durch ihn hindurch.
    Mein Vater drückte ab. Der Schuss dröhnte durch die Nacht, riss die Stille entzwei. Er schoss noch einmal und noch einmal. Ohne es zu wollen, sah ich doch zum Haus hinüber und sah den schmalen Umriss des jungen Mannes, den mein Vater von hinten erschoss. Dicht vor ihm saß ein anderer Mann zusammengesunken auf dem Boden, sein Rücken nur noch vom Sofa aufrecht gehalten. Er blutete, und sein Gesichtsausdruck war von Qual und Angst verzerrt.
    Verwirrt erkannte ich, dass es Hank Millar war.
    »Verschwinde!«, rief Hank meinem Vater zu. »Lass mich hier! Verschwinde und rette dich!«
    Mein Vater lief nicht weg. Er hielt die Waffe vor sich und schoss wieder und wieder auf die offene Tür, wo der junge Mann mit der blauen Baseballmütze vollkommen unberührt davon zu bleiben schien.
    Und dann, ganz langsam, drehte er sich herum, um meinen Vater anzublicken.

VIERUNDZWANZIG
    R ixon ergriff mein Handgelenk und drückte es heftig. »Pass auf, in wessen Geschäfte du dich einmischst.« Sein Kiefer war vor Wut verkrampft, seine Nasenflügel bebten Kiefer war vor Wut verkrampft, seine Nasenflügel bebten leise. »Vielleicht kannst du das bei Patch machen, aber niemand fasst meine Narben an.« Er zog vielsagend die Brauen hoch.
    Mein Magen war so sehr zusammengezogen, dass ich mich beinahe vornüberbeugen musste. »Ich habe meinen Vater sterben sehen«, platzte ich heraus, von Entsetzen gepackt.
    »Hast du den Mörder gesehen?«, fragte Rixon, wobei er mein Handgelenk schüttelte, um mich wieder ganz in die Gegenwart zurückzuholen.
    »Ich habe Patch von hinten gesehen«, stöhnte ich. »Er hatte seine Mütze auf.«
    Er nickte, so als akzeptierte er, dass das, was ich gesehen hatte, nicht mehr ungeschehen gemacht werden konnte. »Er wollte die Wahrheit nicht vor dir verbergen, aber er wusste, dass er dich verlieren würde, wenn er dir davon erzählte. Es ist passiert, bevor er dich kannte.«
    »Es ist mir egal, wann es passiert ist. Er muss vor Gericht gestellt werden.«
    »Du kannst ihn nicht vor Gericht bringen. Er ist Patch. Wenn du ihn anzeigst, glaubst du wirklich, dass er zulassen würde, dass die Polizei ihn abführt?«
    Nein, das glaubte ich nicht. Die Polizei bedeutete Patch überhaupt nichts. Nur die Erzengel konnten ihn aufhalten.
»Eins verstehe ich trotzdem nicht. In der Erinnerung waren nur drei Personen. Mein Vater, Patch und Hank Millar. Alle drei haben gesehen, was geschah. Wie kann ich es also in deiner Erinnerung sehen?«
    Rixon sagte nichts, aber die Linien um seinen Mund wurden härter.
    Ein schrecklicher neuer Gedanke kam mir in den Sinn. Alle Gewissheit in Bezug auf den Mörder meines Vaters verschwand. Ich hatte den Mörder von hinten gesehen und angenommen, dass es Patch sein musste, wegen der Baseballmütze. Aber je länger ich über die Erinnerung nachdachte, umso sicherer wurde ich, dass der Mörder zu schmächtig war, um Patch zu sein. Und auch die Form seiner Schultern war zu eckig.
    Eigentlich sah der Mörder fast so aus wie …
    »Du hast ihn getötet«, flüsterte ich. »Du bist es gewesen. Du hast Patchs Mütze getragen.« Der Schock des Augenblicks wurde schnell von Abscheu und eiskalter Furcht verzehrt. »Du hast meinen Vater umgebracht.«
    Jede Spur von Liebenswürdigkeit oder Mitgefühl verschwand aus Rixons Augen. »Nun, jetzt wird’s unangenehm.«
    »Du hattest in jener Nacht Patchs Mütze auf. Du hast sie dir geliehen, stimmt’s? Du konntest meinen Vater nicht ermorden, ohne eine andere Identität anzunehmen. Du hättest es nicht gekonnt, ohne dich irgendwie von der Situation zu distanzieren«, sagte ich, wobei ich all das verwendete, was ich in der fünften Klasse über Psychologie gelernt hatte. »Nein. Warte. Das

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