Bis dass ein Mord uns scheidet
metallbeschlagenen Halsband, das Joel ihr gekauft hatte. Es ging steil bergab ins Tal, und ich kam mir ein bisschen dumm vor bei dem Gedanken, ich könnte fünfunddreißig Kilo Schäferhund aufhalten, sollte sie wirklich auf die Idee kommen, über die Felsen zu springen. Andererseits streckte ich im Auto immer meinen rechten Arm aus, um die Jungen zu schützen, wenn wir abrupt halten mussten. Sie lachten jedes Mal über mich.
Ali lachte nie über mich. Lächelnd sah ich nach unten, wo Lake Elsinore sich in voller Postkartenschönheit ausbreitete.
Über das ruhige blaue Wasser glitt ab und zu ein Boot.
Natürlich war der See flach und grün. Aber von hier oben, in der klaren Bergluft, sah er blau und kristallklar aus.
Das Geräusch von rasselnden Schlüsseln störte die Ruhe.
Ich drehte mich um. Angel und Adam kamen vom Café her auf mich zu. Die beiden zusammen ergaben einen wunderbaren Gegensatz. Beim Anblick von Angel Crimson könnte ein Pariser Laufstegmodel vor Neid in Tränen ausbrechen. Sie hatte rote Haare, die bis an die Taille reichten, grüne Augen und einen hoch gewachsenen, eleganten Körper. Sie trug ein smaragdgrünes T-Shirt, eine kurze schwarze Hose und klobige Schuhe, mit denen ich wie Humpty Dumpty ausgesehen hätte und mit denen Angel hip genug aussah, um das neue Estée-Lauder-Model zu sein.
Adam trottete neben ihr her wie eine linkische Puppe in Klettverschlussschuhen. Er hatte seine Hände in die Taschen seiner verknitterten hellbraunen Hose gesteckt und klapperte mit seinen Schlüsseln zu einem nervösen Rhythmus in seinem Kopf.
Es tat mir richtig weh, und ich fragte mich, ob Adams kupferfarbene Haare, die wie ein Stachelschweinunfall aussahen, eine Art Schutz gegen das nervtötende Geräusch dieser verdammten Schlüssel waren.
Aber als Adam nah genug war, um sein Gesicht zu sehen, vergaß ich das Geklimper. Seine Drahtgestellbrille vergrößerte die Angst in seinen runden blauen Augen mit den roten Wimpern. Dieser angsterfüllte Blick fiel auf mich, als könne ich ihn vor dem Ertrinken retten. Es war unmöglich, wegzuschauen, die vielen Sommersprossen auf seiner milchweißen Haut nicht zu bemerken oder das übergroße weiße T-Shirt oder das metallische Geräusch in seiner Hosentasche.
Das Bild nahm mir den Atem.
Ich musste gegen aufsteigende Panik ankämpfen, gegen das Gefühl, im Angesicht von Adams Schmerz ganz klein zu sein.
Faye war tot. Ermordet. Und irgendwie sollte ich etwas tun, damit diese Situation besser wurde.
»Wer hat sie umgebracht, Samantha?«
Der ausdruckslose Tonfall seiner Frage erinnerte mich wieder daran, mit wem ich es zu tun hatte. Ich sah Angel an.
Sie streckte ihre Hand aus und berührte Adams Schulter.
»Wir versuchen ja, das herauszufinden. Du musst Sams Fragen beantworten.«
Er sah an mir vorbei über die hüfthohen Steine in das Tal darunter. »Ich bin nicht gut im Reden. Hinter den Wörtern verbergen sich Bedeutungen und Schatten. Da sind …
Schichten. Ich verstehe diese Schichten nicht. Deswegen hat Mindy mir geholfen. Deswegen hat sie mit dir geredet. Faye hat diese Schichten immer verstanden. Sie hat mich verstanden.«
Ali winselte tief in ihrem Rachen.
Ich wusste, wie sie sich fühlte. Wir trampelten auf dem großen Schmerz dieses Mannes herum, und es tat ihm weh. Aber ich hatte einen Auftrag zu erledigen. »Hast du sie verstanden, Adam?«
Er wandte sich wieder mir zu, öffnete den Mund und nieste. Er nahm ein weißes Handtuch hervor und putzte sich die Nase.
»Entschuldigung, Hundehaare.« Er sah zu Ali, dann zu mir. »Ich habe sie verstanden. Ich wusste, dass sie glücklich war, wenn sie das Gefühl hatte, gebraucht zu werden. Ich nehme an, dass sie sich dann geliebt fühlte. Aber als ich mich für mein Spiel engagierte, habe ich sie vergessen. Und jetzt ist sie tot.«
Der Mann war nicht besonders romantisch. Aber das ist keine Sünde und machte ihn auch nicht zu einem Mörder.
»Was ist mit Fayes Unterlagen bei Heart Mates? Hast du sie verändert?«
Seine Ohren wurden rot. »Ja.«
»Warum?«
»Weil sie nicht auf mich hören wollte! Ich wusste nicht, wie ich sie noch erreichen konnte. Während ich an dem arbeitete, von dem ich dachte, ich würde es lieben, verließ mich Faye. Sie hat mit mir geredet, sie weinte, sie bat, aber ich bin einfach zu meinem Computer gegangen. Ich habe es erst begriffen, als Faye gegangen war und in diesem Motel wohnte.«
Ich lehnte mich vor. »Was hast du dann erst begriffen? Was wolltest du durch die
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