Bis die Daemmerung uns scheidet
Teil des Blutes sei »verändert« worden, damit es reagiere, der andere Teil nicht. Er ließ zum Wohle der acht von den insgesamt zehn Studenten im Raum, die nicht aus Morganville stammten, alles sehr wissenschaftlich und logisch aussehen.
Claire warf Malinda einen Blick zu, der einzigen anderen im Raum, die ein Vampirsymbol trug. Malindas hübsches Gesicht hatte einen besorgten, fast schon gequälten Ausdruck angenommen. Sie riss die Augen weit auf und hob stumm die Hände, als wollte sie sagen: Was machen wir da bloß?
Schon okay , formte Claire mit den Lippen. Sie hoffte, dass das nicht gelogen war.
»Cool«, sagte Stinke-Doug und beugte sich vor, um sich die Anweisungen anzuschauen. Claires Augen wurden ein wenig wässrig und sie verspürte das Bedürfnis zu niesen. »Vampire. Ich will dein Blut trinken!« Er tat, als würde er sie in den Hals beißen wollen, was sie so gruselig fand, dass sie fast von ihrem Hocker gekippt wäre.
»Mach das nie wieder«, sagte sie. Doug wirkte ein wenig überrascht über ihre Reaktion. »Und übrigens – es gibt so was wie Duschen. Die solltest du dir unbedingt mal von innen anschauen, Doug.«
Das war für Claires sonstige Art doch ganz schön schroff, aber er hatte sie erschreckt und da kam es einfach so aus ihr heraus. Doug sah verletzt aus und Claire fühlte sich sofort mies. »Tut mir leid«, sagte sie aufrichtig. »Es ist nur … du riechst nicht gerade toll.«
Jetzt war es an ihm, beschämt auszusehen. »Ja«, sagte er und blickte auf sein Blatt Papier hinunter. »Ich weiß. Tut mir leid.« Dann hatte er jedoch gleich wieder diesen undurchsichtigen, selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht. »Wahrscheinlich muss ich erst reich werden, damit es allen egal ist, wie ich rieche.«
»Das oder einfach duschen, weißt du? Das funktioniert noch besser.«
»Gut. Nächstes Mal werde ich wie ein Blumenstrauß duften.«
»Aber es gilt nicht, dich einfach nur mit Deo oder Aftershave oder sonst was einzusprühen. Man muss sich schon waschen.«
»Du bist echt ein harter Brocken.« Er warf ihr ein Filmstar-Lächeln zu, das bei seinen verunstalteten Augen wirklich seltsam aussah. »Wo wir gerade davon sprechen – wenn ich nun dusche, würdest du dann mit mir ausgehen?«
»Ich bin schon vergeben«, sagte sie. »Und wir haben viel zu tun.«
Sie bereitete den Objektträger vor und Doug schaltete die Lampe ein. Sobald das Vollspektrumlicht auf die Flüssigkeit traf, kam es zu einer erkennbaren Reaktion – es blubberte unter dem Glas, als wäre das Blut mit Kohlensäure versetzt. Die Reaktion dauerte etwa dreißig Sekunden, danach war nur noch ein ascheähnlicher schwarzer Rest übrig.
»Das ist so verdammt cool«, sagte Doug. »Im Ernst. Was glaubst du, woher sie das Zeug haben? Aus echten Vampiren herausgepresst?« Etwas an der Art und Weise, wie er das sagte, war seltsam – als würde er tatsächlich etwas wissen. Es wäre besser für ihn, wenn nicht, dachte Caine.
»Wahrscheinlich nur ein schnell reagierender chemischer Zusatz«, sagte Claire. »Ich habe allerdings keine Ahnung, wie das funktioniert.« Das stimmte sogar. So gründlich sie es auch studiert hatte – sie verstand das Wesen der Vampirverwandlung nicht. Es war nicht direkt auf einen Virus zurückzuführen. Und es waren keine Schadstoffe, wenn auch einiges danach aussah. Es gab einfach ein paar Dinge, die wohl nicht wissenschaftlich erklärt werden konnten, so sehr man es auch versuchte.
Claire ließ die ungemütlichen Spekulationen sein. Stattdessen stellte sie fest, dass Doug als Laborpartner gar nicht so übel war, wenn man mal von seinem Geruch absah. Er war ein guter Beobachter und rechnen konnte er auch nicht schlecht. Sie überließ ihm die meiste Arbeit, weil sie vieles davon schon mit Myrnin gemacht hatte. Interessant war, dass Doug letztendlich auf eine etwas andere Formel kam als sie, und sie musste zugeben, dass seine ein bisschen eleganter war. Sie waren die Ersten, die es schafften, ein stabiles Gemisch aus dem Blut herzustellen, und schlossen als Zweite ihre Berechnungen ab – aber Claire war zuversichtlich, dass die von Doug besser waren als die des anderen Teams. Man muss nicht als Erster fertig werden, um zu gewinnen, zumindest nicht in der Wissenschaft. Man brauchte nur richtiger liegen als die anderen.
Alles lief gut, bis sie Doug dabei erwischte, wie er eine der Blutproben in die Tasche stecken wollte. »Hey«, sagte sie und packte ihn am Handgelenk. »Mach das nicht.«
»Warum nicht? Das
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