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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ich ja jemanden, der Ihnen helfen könnte.«
    Sami greift in seine Hosentasche und zieht ein zerknittertes Polaroidfoto heraus, das auf der Feier zu Nadias sechzehntem Geburtstag aufgenommen worden ist. Sie trägt einen Partyhut und behängt Samis Kopf mit Luftschlangen.
    Ms Wallace mustert das Bild und schreibt dann eine Telefonnummer auf ein Stück Papier.
    »Wenn Sie nichts von Ihrer Schwester hören, dann sollten Sie diesen Mann anrufen. Sein Name ist Vincent Ruiz, und er schuldet mir noch einen großen Gefallen.«
    »Warum?«
    »Ich war drei Jahre lang mit ihm verheiratet.«

12
    Freitagnachmittag. Viertel vor sechs. Ruiz drückt auf die Türklingel. Sieht, wie Miranda hinter dem mattierten Glas erscheint.
    Die Tür geht auf. Sie lächelt. Küsst ihn auf beide Wangen.
    »Ich habe Blumen mitgebracht«, sagt er.
    »Das sehe ich. Fehlen welche bei den Nachbarn?«
    »Das ist gemein.«
    Miranda führt ihn den Flur hinunter in die Küche. Ruiz geht vier Schritte hinter ihr. Sie sieht toll aus. Das tut sie immer. Nicht nur für eine Frau ihres Alters, sondern für jede Frau. Jeden Alters.
    Sie füllt eine Vase und ordnet die Blumen hinein. Ihre Cargohosen hängen lose von den Hüften, und ihre Bluse ist gerade ausgeschnitten genug, dass er sehen kann, wozu er früher Zugang hatte und was jetzt verboten ist. Noch ein Nachteil einer Scheidung.
    Miranda ist Bewährungshelferin. So haben sie sich kennengelernt. Ruiz arbeitete an einem Fall, in dem es um eine Schiffsladung gestohlener Levis ging, in den Achtzigern, als die 901 das Schärfste überhaupt auf der Flaniermeile war. Ruiz war verheiratet. Glücklich verheiratet, abgesehen von dem Krebs, der Laura von innen her auffraß.
    Er flirtete ein wenig mit Miranda, sie wurden Freunde, und dann verlor er sie für zehn Jahre aus den Augen. Da war Laura tot und Jessie, seine zweite Frau, eine verdrängte Erinnerung.
    Er und Miranda waren drei Jahre lang verheiratet. Sie sind seit zweien geschieden. Sie ist die Sorte Exfrau, von der Männer träumen. Pflegeleicht. Freundschaftlich. Sie hat seitdem sogar versucht, ihn wieder zu verkuppeln. Diese Frauen waren alle ein Desaster durch und durch.
    Als sie noch verheiratet waren, konnte Ruiz sich nie völlig mit der Tatsache abfinden, dass Miranda als Bewährungshelferin arbeitete. Er mochte die Idee nicht, dass zwielichtige Säcke und Schlitzohren in ihrem Büro saßen und sich fragten, was für Unterwäsche sie wohl trug. Er hatte den leisen Verdacht – den er aber Miranda nie gestand –, dass ihre guten Quoten darin begründet waren, dass ihre Schützlinge scharf auf sie waren.
    Miranda war immer vorsichtig. Sie zog sich zurückhaltend an. Minimales Make-up. Nichts Herausforderndes.
    »Willst du Tee oder Kaffee?«, fragt sie.
    »Hast du was Stärkeres da?«
    »Nein.«
    »Gibt es richtigen Tee?«
    »Kamille.«
    »Schmeckt nach nichts.«
    »Ist aber sehr gut für dich.«
    Ruiz holt eine Flasche Rotwein hinter seinem Rücken hervor. »Das hier auch. Voller Antioxidantien. Gut fürs Herz. Frag die Franzosen. Sarkozy lebt von dem Zeug und sackt ein Supermodel ein.«
    Ruiz findet einen Korkenzieher, und Miranda holt zwei Gläser. Die Souterrainwohnung ist hübsch. Gemütlich. Ruiz mag, wie sie riecht. Ihm gefällt außerdem die Tatsache, dass sie voller Andenken und Erinnerungen an ihre Ehe ist. Der Teppich vor dem Kamin ist von einem Urlaub, den sie in Cornwall verbracht haben, und das Bild über dem Esstisch hatten sie von einem Straßenkünstler in Florenz gekauft.
    Miranda stellt zwei Ballongläser hin und füllt eine Schüssel mit gerösteten Cashewnüssen. Sie ist eigenständig. Stilvoll. Hat nichts von ihm verlangt, als sie sich scheiden ließen, bat nur um die Andenken. Und das Einzige, was sie jetzt von ihm verlangt, ist, dass er ihre Telefonanrufe beantwortet und sie weiterhin mit Michael und Claire in Verbindung bleiben lässt – den Zwillingen. Lauras Kinder, nicht ihre. Sie brauchen immer noch eine Mutter, sagt sie, und sie übernimmt diese Rolle gerne.
    Sie setzt sich ans andere Ende des Sofas. Zieht die Beine an. Ruiz starrt auf ihre Ohrläppchen. Er könnte hundert Jahre lang daran lutschen, und es würde ihm nicht langweilig.
    »Du hast angerufen«, sagt er in dem Versuch, das Thema zu wechseln.
    »Was hat der Arzt gesagt?«, fragt sie.
    »Hast du mich deshalb eingeladen?«
    »Nicht nur deshalb.« Sie nippt an ihrem Wein. »Aber da du schon mal hier bist.«
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Auch

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