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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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über seine Unterbringung und über seine Jobaussichten wissen.
    Eine von Samis Bewährungsauflagen ist, dass er sich einen Job sucht.
    »Das ist es, was ich vorhabe«, erklärt er. »Sobald ich Nadia gefunden habe, rufe ich die alte Band zusammen, besorge uns ein oder zwei Auftritte und kriege ein bisschen Geld ins Sparschwein.«
    »Das ist nicht gerade ein fester Job«, sagt Miss Wallace. »Wer ist Nadia?«
    »Meine Schwester.«
    Sami fängt an, ihr zu erzählen, wie er zu Nadias Wohnung gegangen ist und gemerkt hat, dass da jemand anderes wohnt. Sie ist nicht in der Arbeit. Geht auch nicht an ihr Handy. Er weiß nicht, wie viel er ihr von dem erzählen soll, was gestern Nacht mit Toby Streak passiert ist oder von seinem Treffen mit Tony Murphy. Es besteht die Gefahr, dass er schneller wieder drin ist, als er bis drei zählen kann.
    Ms Wallace stellt ihre Fragen. Sie will wissen, ob Nadia der Typ dafür ist, einfach so zu verschwinden – ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Niemals«, sagt Sami. »Wir stehen uns nah, wissen Sie. Wir passen aufeinander auf.«
    Und dann erzählt Sami ihr davon, wie ihre Mutter gestorben ist und wie er das Sorgerecht für Nadia erkämpft hat. Eins führt zum anderen, und bald ist er dabei, die ganze traurige Geschichte zu erzählen, wie Andy Palmer zur Fahrbahnschwelle wurde und Sami sich des Besitzes von Diebesgut für schuldig erklärt hat.
    Sie sagt nicht viel. Sitzt nur da. Hört zu. Vielleicht hört sie solche Dinge ständig, denkt Sami, was ihn aber nicht daran hindert, ihr weiter sein Herz auszuschütten. Seine ganze Lebensgeschichte kommt zum Vorschein – dass sein Vater ein schottischer Handelsmatrose gewesen war und seine Mutter aus Algerien stammte, dass die beiden sich in Montpellier kennengelernt hatten und dann zusammen durchgebrannt waren.
    Sie war Muslimin, trug aber kein Kopftuch. Sie sprach nie von ihrer Familie. Hat sie nie angerufen. Hat ihr nie geschrieben. Es war, als ob sie mit der Heirat aufgehört hatte, eine eigene Geschichte zu haben.
    Samis Vater hörte in der Schifffahrt auf und arbeitete in einem Schlachthaus in Glasgow, während er nebenbei ein Wettbüro betrieb. Was auch immer er tat, er tat es ganz und gar – saufen, singen, sich prügeln, vögeln. Die Frauen liebten ihn.
    Samis Mutter konnte seine Sauferei nicht ausstehen und tat, als wüsste sie nichts von den Wetten, aber sie hasste die »Huren«, wie sie sie nannte.
    »Was ist mit Ihrem Vater passiert?«, fragte Ms Wallace.
    »Er ist ertrunken.«
    »Das tut mir leid.«
    »Er war betrunken.«
    Die Bewährungshelferin sieht ihn scharf an.
    »Ich gehe nicht zurück in den Bau«, sagt Sami zu ihr, mit zitternder Stimme. »Ich will nur Nadia finden. Sicher sein, dass es ihr gut geht. Ich finde einen Job, versprochen. Ich zahle die Miete. Das ist nicht die ganze Zukunft, aber es ist ein Plan.«
    »Wer hat Nadia als Letztes gesehen?«, fragt sie.
    »Ein Drecksack namens Toby Streak.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    Sami verzieht das Gesicht. »Ja.«
    »Hat er was gewusst?«
    »Er hat eine Abmachung mit Tony Murphy erwähnt.«
    »Kennen Sie diesen Murphy?«
    »Bis heute kannte ich ihn nicht.«
    »Was macht er?«
    »Er besitzt Restaurants, Clubs … solche Sachen.«
    »Nachtclubs.«
    »Stripclubs.«
    »Bei Ihren Bewährungsauflagen sind Sie sich sicher darüber im Klaren, dass Sie keinen Kontakt zu Kriminellen aufnehmen dürfen.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber es geht um Nadia.«
    »Wenn Sie sich um ihre Sicherheit sorgen, dann sollten Sie das der Polizei sagen.«
    »Ich war bei der Polizei. Denen ist das egal.«
    Ms Wallace scheint mit ihren Gefühlen im Streit zu liegen. Sie ist gefangen zwischen ihren beruflichen Pflichten und ihrer intuitiven Besorgnis.
    »Und was hatte dieser Mr Murphy zu sagen?«, fragt sie.
    »Er sagte, er wüsste nicht, wo Nadia ist.«
    »Aber Sie glauben ihm nicht.«
    Sami zuckt die Schultern. Er wird ihr nichts von Murphys Angebot erzählen. Er hat sowieso schon zu viel gesagt.
    Ms Wallace lässt ihren Blick über Sami gleiten, und ihre Fingerspitzen trommeln auf die Schreibunterlage. Sami kann in ihren Augen sehen, dass sie sich bereits ein Urteil über ihn gebildet hat. Er ist nur ein weiterer Versager aus der Unterschicht, der spätestens in einem Jahr wieder im Knast sitzt.
    Sami steht auf, um zu gehen. »Ist das alles?«
    »Müssen Sie irgendwohin?«, fragt sie.
    »Ich muss meine Schwester finden.«
    »Haben Sie ein Foto von ihr?«
    »Warum?«
    »Vielleicht kenne

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