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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Schrei des Mädchens ist wie ein Weckruf. Endlich lässt der Boss von seinem inzwischen reglosen Opfer ab. Langsam stehen die anderen auf und sammeln sich um ihn herum. Fassungslos starren sie den am Boden Liegenden an. Es ist totenstill.

7
    Â»Warum rufen deine Eltern dich eigentlich nicht an?«, fragte Nils. »Im Zeitalter der Mobiltelefone kann man doch gar nicht mehr ungestört abhauen.«
    Â»Sie haben meine Nummer nicht«, gab ich zurück. »Neues Handy.«
    Wir saßen weiter im Moby Dick , hatten gerade unseren zweiten Cappuccino bekommen. Ich war mit meinen Gedanken nicht wirklich bei meinen Eltern. Erst recht nicht bei meinem Handy und schon lange nicht mehr bei Nils. Ich war bei Pit und nur bei ihm. Denn ich hatte eine Eingebung, die mich nicht mehr losließ. Mein Herz raste wie wild. »Kommst du mit mir?« Ich war schon halb von meinem Stuhl aufgesprungen. »Und wohin?« Nils war verdattert.
    Â»Nach hinten«, sagte ich. »Pit ist hier.«
    Â»Wie kommst du denn darauf?«
    Â»Das letzte Puzzleteil: der Typ, mit dem ich gerade gesprochen habe. Der hat gelogen, als ich nach meinem Bruder gefragt habe. Komm!«
    Alles passte plötzlich zusammen. Wir gingen in den Flur vor den Toiletten. Ohne Zögern riss ich die Tür PRIVAT auf. Aber dahinter saßen nur zwei Typen, die ich noch nie gesehen hatte, im Halbdunkel an einem Tisch, qualmten und spielten Karten. Überrascht glotzten sie zurück, als ich plötzlich in der Tür stand. Sie waren beide weit über zwanzig. Der eine sah ganz nett aus, aber der andere schien schon auf den ersten Blick fies. Er hatte langes, fettiges Haar und sein Gesicht war voller entzündeter Pickel. Er trug eine Lederjacke, die wahrscheinlich sein Urgroßvater schon geerbt hatte.
    Â»Wer bist du denn?«, fragte der Erste und grinste mich schleimig an. Jetzt sah ich, dass er kaum noch Zähne im Mund hatte. In diesem Moment schaltete Nils sich ein. »Wo ist Pit?« Seine Frage kam über meine Schulter. Seine Hand auch, sie hielt die Tür auf.
    Â»Wo ist wer?«, wollte der Typ mit dem unvollständigen Gebiss wissen. Er stand auf und kam drohend auf uns zu. Sein Mundgeruch war unerträglich. Trotzdem wichen wir keinen Millimeter zurück. Im Gegenteil, Nils schob sich sogar an mir vorbei und ging ihm einen halben Schritt entgegen. »Pit!«, wiederholte er energisch. Er versuchte, es zu verbergen, aber ich hörte die Angst in seiner Stimme. Der Typ baute sich vor Nils auf, das Gesicht keine zwei Zentimeter von seinem entfernt.
    Â»Wenn ihr euch nicht sofort verpisst«, zischte er, »dann passiert was. Klar?« Er bohrte seine Blicke noch tiefer in Nils’ Augen, aber der blieb standhaft.
    Dann kam auch der Lederjackentyp dazu. Die Aggressivität seines Kumpels schien ihn nervös zu machen.
    Â»Immer mit der Ruhe«, sagte er beschwichtigend, zog ihn von Nils zurück und drängte ihn nach hinten. »Mein Freund hier meint es nicht so. Er hat nur schlecht geschlafen. Sonst ist er eher ein ruhiger Typ. – Wen sucht ihr? Pete? Ich kenne zwar jemanden, der so heißt. Aber der wohnt in Hamburg. Und ich glaub nicht, dass ihr den meint.«
    Er sprach direkt zu mir gewandt, Nils schien er zu übersehen. Trotz seiner dick aufgetragenen Freundlichkeit wurde ich das Gefühl nicht los, dass er uns beide am liebsten verprügelt hätte.
    Â»Pit, nicht Pete«, beharrte ich. »Das ist mein kleiner Bruder.«
    Â»Also, wie gesagt, Schneckchen, den kennen wir nicht. Nie von ihm gehört. Eigentlich sind wir auch aus dem Alter raus, wo man sich mit Kindern abgibt. Okay?«
    Â»Aber …«, setzte ich noch mal an.
    Â»Komm, lass!«, sagte Nils und zog mich zurück. »Du hörst doch, sie kennen ihn nicht. Lass uns gehen.«
    Â»Ein kluger Junge«, meinte der Typ grinsend, »dein Freund hier. Du solltest viel öfter auf ihn hören.«
    Wir drehten uns um und gingen.
    Â»Die Kleine soll ruhig hier bleiben!«, rief Mundgeruch aus dem Hintergrund. »Guck dir nur mal den Arsch an! Ich kann dir gern mal meinen Pete zeigen, Mäuschen.« Er lachte dreckig. Der andere knallte die Tür zu. Trotzdem konnte ich ihn noch brüllen hören: »Jetzt halt deine blöde Schnauze! Verdammter Vollidiot!«
    Schon standen wir wieder in der Kneipe.
    Â»Was war das denn jetzt?« Nils sah verwirrt aus.
    Nachdem ich mich einen Moment gesammelt hatte,

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