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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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dein Hobby?« Mit dem Finger wischte ich eine letzte Schaumspur vom Rand meiner leeren Tasse. »Detektiv spielen?« Ich leckte den Finger ab.
    Â»Vielleicht steckt es mir in den Genen«, meinte er. »Von der Seite meiner Mutter.«
    Ich lächelte. Aber dann passierte etwas, was meine Aufmerksamkeit voll in Anspruch nahm. Die Tür zum Hinterzimmer, aus der Fred eben herausgeschossen war, flog jetzt erneut auf und zwei Typen traten heraus. Der eine von ihnen war … Pit.

6
    Zumindest glaubte ich das ungefähr eine halbe Sekunde lang. Aber es war nur jemand, der dieselbe Größe hatte wie er und ähnlich gekleidet war: dunkler Sweater, dunkle Hose, schwarze Wollmütze. Der andere war der Typ, den ich am Vorabend mit Pit zusammen gesehen hatte. Jetzt schien er fix und fertig, unter seinen geröteten Augen hatten sich dunkle Ränder gebildet.
    Ohne Zögern ging ich auf ihn zu. Das war meine Chance. Ich spürte Nils’ verblüffte Blicke in meinem Rücken. Als sie mich kommen sahen, richteten die beiden sich kerzengerade auf, fast als erwarteten sie einen Angriff.
    Â»Weißt du«, sprach ich den Älteren an, »wo Pit ist?«
    Â»Pit?« Er wirkte nervös. »Was willst du von dem?«
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Wir haben uns gestern Abend kurz kennengelernt.« Unbeirrt sah ich ihm in die Augen. »Hier vor der Tür. Ich bin Klara, Pits Schwester. Du warst mit ihm zusammen.«
    Â»Stimmt. Jetzt erinnere ich mich.« Er wandte sich in Richtung Ausgang. Sein Begleiter folgte ihm stumm. »Aber ich hab keine Ahnung, wo dein Bruderherz ist. Wir kennen uns auch gar nicht richtig. Sorry.«
    Â»Was hat er denn gestern Abend gemacht«, rief ich ihm hinterher, »nachdem wir uns hier getroffen haben? Hat er noch mehr Geld in Automaten gesteckt?«
    Er blieb kurz stehen, den Türgriff schon in der Hand. Er sah mich an, als habe er von dieser Automatengeschichte noch nie etwas gehört. »Keine Ahnung. Fünf Minuten später haben wir uns getrennt. Ich glaub, er wollte nach Hause. War er da nicht?« Ich hatte sofort das Gefühl, dass er log. Trotzdem hakte ich nicht weiter nach, denn er hätte mir auch in hundert Jahren nicht die Wahrheit gesagt.
    Er wiederholte noch einmal: »Wir kennen uns wirklich kaum. Sicher weiß er nicht mal, wie ich heiße.«
    Â»Und«, fragte ich, »wie heißt du?«
    Er wurde unsicher. »Rumpelstilzchen«, entgegnete er mit einem Lächeln.
    Er hatte schöne Zähne. Unter anderen Umständen hätte er mir vielleicht gefallen. Wenn er ausgeschlafen war, sah er sicher gut aus. Als er draußen war, steckte er noch einmal den Kopf zur Tür herein. »Philipp«, sagte er. »Aber du kannst Phil zu mir sagen. Wer weiß, wozu es noch mal gut ist, dass du meinen Namen weißt.«
    Dann verschwand er. Noch nie in meinem Leben hatte ich ein so seltsames Gefühl wie in diesem Augenblick, auch wenn ich es nicht ergründen konnte.
    Ich verscheuchte meine düsteren Gedanken, so gut es ging, und setzte mich wieder zu Nils. Vorsichtig lächelte er mich an. Ich hatte nicht die geringste Lust, sein Lächeln zu erwidern. Aber als ich neben ihm saß, spürte ich doch, wie ich schnell ruhiger wurde. Es war gut, hier bei ihm zu sein.
    Â»Wir machen diesen Wechsel«, bestätigt der Boss noch einmal leise, aber eindringlich. Sie haben sich wieder in der Halle versammelt, nachdem er sich draußen mit den anderen Chefs der Organisation beraten hat. Seine Meinung hat das nur bestätigt. Je leiser seine Stimme wird, umso bedrohlicher klingt sie. Er weiß um diese Wirkung und setzt sie gezielt ein. Die anderen haben Angst vor ihm und das ist wichtig, damit sie gehorchen. In ihrer Unsicherheit sind sie auf seine vermeintliche Überlegenheit angewiesen wie sonst nie. Aber mit seiner Entscheidung, den Kleinen aus ihrem Team zu nehmen, sind sie nicht wirklich einverstanden. Während der letzten Wochen und Monate haben sie sich gut aufeinander eingespielt. Manchmal verstehen sie sich fast blind.
    Der Vorfall letzte Nacht war eine Ausnahme: Da hat keiner verstanden, warum der Junge zugeschlagen hat, ohne mit der Wimper zu zucken. Er selbst offenbar auch nicht. Das war eine Kurzschlussreaktion, ein echter Blackout. Trotzdem wollen sie weiter zusammenarbeiten, darin sind sie sich einig. Jedenfalls waren sie das, solange sie unter sich waren.
    Aber jetzt, da der Boss vor

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