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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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spürst dann ganz schnell Boden unter den Füßen. Es ist nicht tief.« Auf einmal klang er fast teilnahmsvoll.
    Dann sah ich, dass Nils sich bewegte. Nur ganz wenig, aber immerhin: Er lebte! In mir keimte die verzweifelte Hoffnung auf, dass sich damit vielleicht doch noch alles zum Guten wenden könnte.
    Nina rutschte in die Öffnung und verschwand komplett. Aber schon im nächsten Augenblick tauchte ihr Kopf wieder in der Luke auf. Ganz offensichtlich stand sie auf festem Boden. Der Kellerraum konnte wirklich nicht tief sein.
    Â»Was soll ich hier unten, verdammt?«, fragte sie verzweifelt. »Hier ist doch nichts. Fred, Freddy, Schatz, ich dachte …«
    Â»Keine Sorge«, erwiderte Fred hämisch, »da ist was. Du wirst noch genügend Zeit haben, dich umzusehen. Und noch mehr Gesellschaft kriegst du auch. Wird schon nicht langweilig.«
    Langsam rappelte Nils sich auf. Vorsichtig betastete er die Stelle an seinem Kopf, wo ihn der Stein getroffen hatte. Aber Fred ließ ihm keine Zeit, sich länger mit seiner Wunde zu beschäftigen.
    Â»Los!«, befahl er. »Jetzt du. Runter da!«
    Umständlich rappelte Nils sich auf. Er war meine letzte Hoffnung. Ich wartete darauf, dass er irgendetwas machte oder sagte. Irgendwas, das die Welt veränderte. Aber was sollte das sein, um Himmels Willen? Sollte er vielleicht Fred noch mal angreifen? Schon der Gedanke war völlig absurd.
    Â»Jetzt aber ein bisschen zackig«, forderte Fred. »Die Schlampe da unten wartet schon sehnsüchtig. Sie hat Langeweile.«
    Es fehlte nicht viel und er hätte selbst über seinen saublöden Witz gelacht.
    Nils ließ sich nicht antreiben, wurde eher langsamer, als wolle er Zeit schinden. Aber wozu? Sollte vielleicht ein Blitz vom Himmel fahren und für Gerechtigkeit sorgen? Trotzdem war schon bald auch von ihm nur noch der Kopf zu sehen. Die Hoffnungen auf ein Wunder schwanden.
    Â»Ist Pit da unten?«, rief ich Nils zu.
    Â»Schnauze!«, brüllte Fred.
    Nils ließ sich nicht beirren. Als gäbe es Fred gar nicht, beugte er sich hinunter.
    Â»Man kann hier nichts erkennen!«, drang seine Stimme gedämpft nach oben.
    Mir fiel ein, dass er die Taschenlampe dabeihatte.
    Â»Verdammt noch mal!« Deutlich spürte ich Freds Verunsicherung. Er wusste nicht, wie er auf Nils’ Provokation reagieren sollte, und beschloss, sie erst mal zu ignorieren.
    Â»Nina!«, befahl er. »Du ziehst jetzt die Birne ein. Wenn nicht, dann …«
    Er bewegte das Messer an meinem Hals hin und her.
    Â»Du weißt schon.«
    Ninas Kopf verschwand.
    Â»Und du, Bürschchen, schiebst die Platte so weit zurück, dass gerade noch dieser Hering hier durchpasst. Sie ist ganz wild drauf, euch Gesellschaft zu leisten. Stimmt’s, Täubchen?«
    Ich antwortete nicht, aber Fred ließ nicht locker. »Ob es stimmt, will ich wissen!«
    Das klägliche Ja, das ich nun hervorbrachte, schien ihn unverständlicherweise zu beruhigen.
    Â»Siehst du? Braves Mädchen. Also los!«
    Ich wunderte mich, dass Nils tatsächlich sofort anfing, die Platte zuzuschieben, was natürlich wiederum nicht einfach war.
    Â»Eine Frage hätte ich noch«, sagte er plötzlich, unmittelbar bevor er fertig war.
    Fred wartete.
    Â»Was soll das hier eigentlich werden, wenn es fertig ist? Willst du uns alle drei abmurksen?« Es hörte sich so gelassen an, als ginge es um die Speisenfolge beim morgigen Mittagessen.
    Â»Was mit euch da unten passiert, ist mir scheißegal«, meinte Fred. »Von mir aus könnt ihr alle verrecken in dem Dreckloch. Ich weiß nur, dass ich keinen Bock hab, den Rest meines Lebens im Bau abzuhängen. Und jetzt Schluss mit der dämlichen Quatscherei. Abtauchen, Bürschchen!«
    Nils sah ihm unbeirrt in die Augen.
    Â»Und wenn nicht?«, fragte er. »Was machst du dann? Klara umbringen? Das willst du doch sowieso. Hier unten verrecken wir alle. Hast du doch selbst gesagt, Fred. Also, kannst du mir vielleicht sagen, was ich zu verlieren habe?«
    Freds Reaktion kam völlig unerwartet. In einer einzigen kurzen Bewegung nahm er das Messer von meinem Hals, stach es durch die Jacke hindurch in meinen Oberarm und setzte es sofort wieder zurück an meine Kehle. Ich sah das alles, kapierte aber zuerst gar nicht, was passiert war. Dann allerdings spürte ich mit einiger Verzögerung einen bohrenden Schmerz und hörte mich selbst laut

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