Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)
Dinge zu bewerten und neue Erkenntnisse wahrzunehmen. Ja sie sogar zu erkennen, wenn sie von Unbedeutenden ausgesprochen werden.
Viele Künstler und Wissenschaftler kennen dieses Problem seit Langem. Aber es hat sich auch in den Alltag übertragen und natürlich in den Job. Wir setzen hier gegen die alltägliche Überflutung von Informationen einen unbewussten Filter: Wer etwas sagt, ist die Voraussetzung für die Qualität des Gesagten.
Viel schlimmer wird es, wenn Sie etwas sagen, was Sie eigentlich nicht versprechen: Ihr Inhalt ist zunächst nur irritierend, nicht mehr genial, bestenfalls lustig und kurios. Schlimmstenfalls machen Sie sich wichtig oder haben es irgendwo gelesen. Der Filter setzt ein. Möglicherweise werden Sie ähnlich von diesem Buch denken. Es sei Ihnen gegönnt. Hauptsache, Sie urteilen selbst! Vermeiden Sie also gute Einfälle und Originalität, wenn man es nicht von Ihnen explizit erwartet.
Noch nicht überzeugt? Wie wäre es, wenn wir uns die Klage eines Mannes aus dem Jahre 1554 über Herrschaft und Hierarchien ansehen?
Kommt einer beim Hochadel unter, dann wird sein Schicksal nur noch schlimmer. Als ganz besonderer Diener wird man dem Herrn tausend Dienste leisten, ihm etwas vorlügen und ihm nach dem Munde reden, über seine Späße und Scherzchen lachen, auch wenn sie furchtbar sind. Dem Herrn nichts Unangenehmes sagen, auch wenn es notwendig wäre, in seiner Anwesenheit größte Eifer und Taten geloben, bei allem aber, was er nicht sieht, sich nicht weiter umbringen. Dort, wo er es aber mitbekommt, sich mit den Dienern anlegen, damit der Eindruck besteht, dass man sich für ihn krumm mache. Und zürnt der Herr einem Diener, gibt man dann ein paar spitze Töne hinzu, um den Zorn anzufachen, aber auch so, als würde man für den Täter reden; man würde stets loben, was der Herr gelobt haben möchte, aber ansonsten alles negieren, jeden im Palast und im Reiche anschwärzen, andere Leute ausspähen und dem Herrn alles beiläufig berichten, dazu noch kräftig die Fantasie anheizen mit vorsichtigen Spekulationen. Denn das wollen die Herren, sie verabscheuen jeden aufrechten Mann, nennen ihn einen Einfaltspinsel, der das Geschäft nicht versteht und auf den man sich nicht verlassen kann.
Aus dem spanischen Schelmenroman Lazarillo de Thormes, natürlich anonym erschienen. Man weiß bis heute nicht, wer der Verfasser ist. Wie wir sehen, ist es ein altes Problem. Das sollten wir bedenken.
Böser Ratschlag Nr. 2:
Nicht was gesagt wird interessiert, sondern nur wer etwas sagt.
Niemals, äußern Sie niemals einen eigenen genialen Einfall. Wenn Sie es tun, wird man Sie verblüfft fragen, wo das steht oder wer Wichtiges das gesagt hat.
Wenn Sie zugeben, dass es von Ihnen ist, wird man Sie für einen Scharlatan oder Fantasten halten. Der Einfall ist nicht mehr genial, sobald er von Ihnen stammt!
3. STELLEN SIE KEINE FRAGEN!
An vielen Fragen erkennt man den Narr.
Deutsches Sprichwort aus dem Mittelalter
Es gibt keine dummen Fragen? Wer hat das eigentlich gesagt?
Haben Sie auch als Kind gelernt, Fragen zu stellen? Dass das ein Zeichen von Interesse, Anteilannahme und Aufmerksamkeit ist? Womöglich sogar einen hellen Kopf verspricht? Oder stellen Sie Fragen einfach gerne, weil Sie das Thema eben interessiert, weil Sie es oft nicht für erschöpfend genug behandelt halten? Oder gar, weil Ihnen Dinge unklar sind und Sie noch einmal nachhaken möchten? Fragen helfen Ihnen, Angelegenheiten zu rekapitulieren? Sie ermöglichen eine Auseinandersetzung mit dem Thema, und Sie wollen mit Fragen auch suggerieren, dass Ihnen die Angelegenheit am Herzen liegt? Oder wollen Sie einfach nur ein Gespräch am Laufen halten? Sind Ihre Fragen womöglich sogar versteckte Komplimente? Wollen Sie vielleicht mit den Fragen Ihr gegenüber besser kennenlernen? Gehen Ihnen diese ganzen Fragen langsam auf die Nerven? Wie dem auch sei … alles deutet darauf hin, dass Sie ein offener, interessierter, begeisterungsfähiger Mensch sind.
Deshalb stellen Sie gerne Fragen. Nun die böse Wahrheit: Lassen Sie es!
Den meisten Menschen sind Fragen unangenehm. Äußerst unangenehm. Das liegt im Wesen der Frage und in ihrer Funktion in unserer Gesellschaft. Fragen öffnen Leerstellen … Sie zeigen mit dem Finger auf etwas, wo etwas nicht ist. Die Frage zeigt an, dass etwas unklar ist. Und jetzt raten Sie mal: Nicht nur Ihnen ist etwas unklar, sondern natürlich auch dem Rest der Bande.
Die
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