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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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    »Ja, kann sein.«
    Sehr überzeugt klingst du aber nicht.
    Ich zuckte die Schultern. »Irgendwas scheint nicht in Ordnung zu sein …«
    Was meinst du?
    »Keine Ahnung.«
    Linda hatte inzwischen ihre SMS zu Ende geschrieben und versuchte jetzt noch mal anzurufen. Sie hielt das Handy ans Ohr, horchte einen Moment und gab schließlich auf. Ich sah, wie sie den Kopf schüttelte, einen tiefen Seufzer ausstieß, auf ihre Uhr schaute … und sich dann zwischen den Rauchern hindurch zurück in den Pub wand. Sie war noch ganz in Gedanken, deshalb sah sie mich gar nicht, wie ich neben der Tür an der Wand lehnte, und wenn ich nichts gesagt hätte, wäre sie wohl direkt an mir vorbeigelaufen.
    »Hi, Linda«, sagte ich.
    Sie schaute mich mit leeren Augen an und ich dachte schon, sie würde mich nicht erkennen.
    »Ich bin’s, John«, erinnerte ich sie lächelnd. »Aus dem Hotel …«
    Sie warf einen Blick durch die Tür, dann schaute sie zu mir zurück. »Wollten Sie was von mir?«
    »Nein … nein, ich wollte einfach nur Hallo sagen, sonst nichts.«
    »Ja …«, sagte sie abwesend und nickte mir flüchtig zu. »Hören Sie … ich muss los … ich, ähm … tut mir leid, ich muss gehen.«
    Und schon war sie fort.
    Ich blieb noch eine Weile draußen, rauchte noch eine und fragte mich, ob ich hier nur meine Zeit verschwendete. Aber ich wusste, wenn ich zum Hotel zurückging, würde ich mich bloß in den Schlaf trinken, und selbst wenn ich hier wirklich meine Zeit verschwendete, tat ich doch wenigstens irgendwas .
    Außerdem, wozu ist Zeit da, wenn nicht zum Verschwenden?, fragte ich mich.Rückblickend wäre es wohl besser gewesen, ins Hotel zurückzugehen und mich in den Schlaf zu trinken … Aber wofür soll so eine Überlegung gut sein? Wenn wir vorher wüssten, welche Konsequenzen unser Handeln hat, würden wir gar nichts mehr tun.
    Robyn kam gerade aus der Damentoilette, als ich auf dem Weg zurück zur Bar war. Sie blieb kurz in der Tür stehen, drehte sich von mir weg, um sich etwas aus dem Gesicht zu wischen, und ich hätte den Moment fast genutzt, um mich auch abzuwenden und wieder nach draußen zu gehen, bevor sie mich sah, doch ehe ich stehen geblieben war und den Gedanken zu Ende gedacht hatte, blickte sie bereits über die Schulter und entdeckte mich.
    »Schau an, schau an«, sagte sie und lächelte mir breit entgegen. »Wen haben wir denn da?«
    Ich ging auf sie zu und lächelte zurück. »Du hast da noch was.«
    »Hä?«
    Ich fuhr mir mit dem Finger über die Oberlippe, um ihr zu zeigen, dass sie noch Reste von weißem Pulver unter der Nase hatte.
    »Ach so«, sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippe. »Ist es jetzt weg?«
    Ich nickte.
    Sie lächelte wieder. »Danke.«
    Ihre Augen schossen wild hin und her und ihre Haut wirkte unnatürlich straff.
    »Wie heißt du?«, fragte sie.
    »John.«
    »Okay, John«, sagte sie und warf einen kurzen Blick den Gang entlang. »Wir müssen reden … komm mit.« Sie streckte den Arm aus und packte meine Hand, schaute noch einmal schnell hinter sich, dann öffnete sie die Tür zur Damentoilette und zog mich hinein.
    »Hey, Moment«, sagte ich. »Was hast du – «
    Sie grinste jetzt ziemlich verrückt und legte mir die Hand auf den Mund, dann drängte sie mich halb ziehend, halb schubsend auf eine Kabine zu. Ohne stehen zu bleiben, hob sie den Fuß und stieß die Kabinentür auf, und als Nächstes wusste ich nur noch, dass sie mich irgendwie reingeschoben und sich selbst mit hineingequetscht hatte. Nun schloss sie den Türriegel.
    »Was hast du vor?«, fragte ich. »Ich kann doch nicht – «
    »Setz dich«, sagte sie, drehte sich um und sah mich an.
    »Das ist doch läch– «
    » Setz dich«, sagte sie bestimmt, legte ihre Hände auf meine Schultern und drückte mich hinunter auf die Kloschüssel.
    Sie war nicht besonders stark und ich hätte mich leicht wehren können … es wäre gar kein Problem gewesen, auf den Beinen zu bleiben, sie aus dem Weg zu schieben, die Tür zu entriegeln und rauszukommen. Aber du wirst ja nicht alle Tage von deiner Halbschwester in eine Damentoilette gedrängt und ich glaube, ich wollte einfach wissen, was sie vorhatte. Deshalb ließ ich mich runterdrücken und danach saß ich nur da, schaute zu ihr hoch und wartete ab, was kam.
    »Stevie sagt, du hast über mich geredet«, sagte sie und starrte mir direkt in die Augen.
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich …« Sie grinste. »Wie’s scheint, bildet er sich ein, du hättest

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