Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
uns kennengelernt beim golfen. Ich spiel gar nicht golf. Aber ich habe mir gedacht, läufst du mal mit. Ich bin diesbezüglich sehr anpassungsfähig. Anpassungsfähigkeit ist eine meiner hervorstechendsten Eigenschaften. Anpassungsfähigkeit hat übrigens nichts mit Opportunismus zu tun. Der Opportunist ist ein Schleimer. Der schleimt um des Schleimens willen. Der verhält sich immer opportun. Dagegen, wenn einer anpassungsfähig ist, dann überlegt er sich vorher, ob es sich lohnt, sich anzupassen. Der Anpassungsfähige verfolgt ein bestimmtes Ziel, und die Anpassung muss dem Ziel dienen.
Wir sind also von Loch zu Loch gelaufen, und plötzlich zwischen zwei Löchern, praktisch beim Einputten, sagt der junge grotte zu mir in seinem schwäbischen Dialekt:
»I tät’s gern verkaufa. I hab koin Spaß am G’schäft. I hab die Schnauze voll vom Schaffe. I kann koine Häbelmischbatterien mähr sähen. Aus jedem Brausekopf schaut der Vadder raus!«
Da habe ich gewusst, welch großes Leiden sein Leben bestimmt. Diese Millionen, dieses ganze erarbeitete Vermögen des Vaters, dieses Schicksal hat ihn in der Seele bedrückt. Ich habe Mitleid gehabt. Was schon bemerkenswert ist, weil so schnell habe ich kein Mitleid. Privat schon, aber im geschäftsleben eher selten. Mitleid bringt im geschäft wenig. Das hemmt eher. Meine Erfahrung ist, dass Mitleid im geschäft den Ertrag schmälert. Also, mir war sofort klar, dass dieser Mann unter dem Erbe leidet wie ein Hund und dass es ihm ernst war mit dem Verkauf. gut, hab ich gesagt, da können wir schon etwas machen, und habe spontan versprochen, dass wir das Unternehmen schon losbringen. Was man halt so sagt, wenn man ins geschäft kommen will. Obwohl ich überhaupt noch keine Idee gehabt hab.
Ich habe die Bücher angeschaut und ich war entsetzt. Die Bilanzen waren in Ordnung, hervorragende Zahlen, nur gewinne, Rücklagen ohne Ende, keine Schulden, also das Unternehmen war gesund. Ich habe gedacht, das gibt es nicht.
Also, da werden wir sicher jemanden finden, der dieses Unternehmen kauft, habe ich den jungen grotte beruhigt. Was sollte ich machen? Nein, weil er befürchtet hat, dass seine Badarmaturen keiner haben will. Aber das war mir klar, dass ein Unternehmen, das so dasteht, ohne Probleme weggeht. Ich habe mich umgeschaut am Weltmarkt und tatsächlich, gell, die Texas Pacific group war sofort interessiert. Die TPg hat jetzt direkt mit dem Bad an sich nicht so viel zu tun. Ich bin sicher, die Leute von der TPG haben alle ein Bad daheim, und waschen werden die sich schon auch, aber darüber hinaus haben die mit dem Sanitärbereich wenig zu tun. Die Texas Pacific group ist ein Privat Equity Fonds, die kaufen alles, was sich rentiert. Ob es sich um Schweinsbratwürschtl handelt oder um Müll oder leicht radioaktive Abfälle, das ist ihnen wurscht, Hauptsache Rendite.
Also, die haben das Unternehmen grotte angeschaut, die Bücher studiert, das Datenmaterial, die Prognosen, das Marktsegment, und haben entschieden: Die Brauseköpfe kaufen wir.
Als es schließlich um die Finanzierung des Deals gegangen ist, da haben wir den Vorschlag gemacht, den Kaufpreis zu finanzieren, also kein Eigenkapital reinzustecken, sondern die gesamte Summe komplett über Schulden zu bezahlen. Alles andere wäre ein Blödsinn gewesen. So wie das Unternehmen dagestanden ist.
Da braucht man selbstverständlich einen Finanzpartner, der da mitspielt. Eine Bank halt, gell. Wenn Sie eine Wohnung kaufen wollen und zu Ihrer Bank gehen und sagen, Sie möchten den Kaufpreis voll finanzieren, da werden Sie in den seltensten Fällen damit durchkommen. gut, das ist natürlich etwas anderes, die wenigsten von Ihnen haben ein gesundes Unternehmen hinter sich, die meisten verkaufen sich selber beziehungsweise ihre Arbeitskraft und haben ein gehalt, weil sie einen Arbeitsplatz haben, aber wie unsicher diese Angelegenheit sein kann, das sehen wir, wenn wir uns an den Herrn Schellnhuber erinnern. Na ja, das ist etwas anderes, wie gesagt, da geht es ja auch nicht um Milliardenbeträge, sondern höchstens um ein paar Hunderttausend. Also, die Texas Pacific group hat den gesamten Kaufpreis aufgenommen bei der Deutschen Bank. Beim Ackermann Joe. Das lag nahe, weil ich den Sepp persönlich kenn und ein persönlicher Kontakt ist halt doch das A und O.
Die Kollegen von der Deutschen Bank haben selbstverständlich auch die Bücher angeschaut, freilich, Wirtschaftsprüfer haben die da drangesetzt, das hatte alles seine
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