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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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bisschen für sich sein kann, aber ich schaffe es, mir einen zu schnappen. Zwei schon dort hockende Mädchen schielen zu mir herüber, als ich mich setze. Sie werden still, und ich spüre, wie die eine mich anstarrt, während ich im Schneidersitz dasitze und nicht aufblicke. Die andere murmelt etwas, dann höre ich, wie sie die Reißverschlüsse ihrer Rucksäcke zuziehen. Ich entspanne mich, gleich werden sie verschwinden.
    Mist, eine der beiden kommt herüber und kniet sich neben mich.
    »Hallo.« Es ist eine Rothaarige mit herzförmigem Gesicht. Ich kenne sie nicht. Wahrscheinlich eine aus den unteren Jahrgängen, die es nicht besser weiß. Ich wende den Kopf ab und reagiere nicht. »Ich wollte dir nur sagen … Es tut mir leid«, sagt sie leise. »Ich habe sie nicht gekannt, aber das ist wirklich sehr traurig. Sie war so hübsch.«
    Die Haare hängen mir in die Augen, und ich tue so, als wäre sie gar nicht da.
    Sie bleibt noch eine peinliche halbe Minute bei mir und wartet auf eine Antwort, während ich die Bodenfliesen betrachte und wünschte, die Leute würden endlich aufhören, Anteilnahme zu heucheln. Endlich kapiert sie’s. Wortlos nimmt sie ihren Rucksack und kehrt zu ihrer Freundin zurück.
    »Siehst du?«, meint die andere. »Glaubst du mir jetzt?«
    Sie verschwinden den Flur hinunter. Ich atme auf.
    Ich esse nichts. Viv und ich sind zum Mittagessen immer woanders hingegangen oder zumindest vor die Schule, um eine zu rauchen. Weil ich gerade für Englisch ein Buch lesen muss, hole ich es aus meinem Rucksack. Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber man wird weniger leicht angequatscht, wenn man beschäftigt wirkt. Es gibt keine Fenster in diesem Flur, und die Kantine liegt dem Sportplatz gegenüber. Somit ist das die einzige Zeit am Tag, zu der ich die Straßenecke nicht sehen kann. Ich halte das Buch aufgeschlagen und versuche, mich in meinem Alkoven unsichtbar zu machen, während ich auf das Ende der Mittagspause warte. Die Stimmen der Essenden um mich herum verschmelzen zu einem chaotischen Geschnatter.
    Ich döse gerade weg, als neben mir ein Rucksack auf den Boden knallt. Mike. Ich hatte ganz vergessen, dass er was von Treffen in der Pause gesagt hat. Ich gebe mir den Anschein, als wäre ich total in mein Buch vertieft, bis ich merke, dass ich es verkehrt herum halte. Mike merkt es auch, aber er holt ein Skizzenbuch heraus und sagt nichts.
    Ein paar widerwärtige Stimmen dringen durch das mittägliche Gemurmel und lenken mich von meinem umgedrehten Buch ab. Logan West und Sharif Rahman führen eine Gruppe meiner ehemaligen Mannschaftskameraden an und stolzieren großkotzig durch den Flur.
    Sharif brüllt Mike zu: »Hey, Liu!«
    »Rahman«, antwortet Mike. »Alles klar?«
    »Hey, Pike!«, ruft Logan und zeigt mir den Stinkefinger.
    Ich sehe weg. Wenn Viv hier mit mir in der Nische wäre, hätte ich ihn nicht einmal bemerkt.
    Auch nachdem sie weg sind, rühre ich mich nicht. Mike zeichnet gedankenverloren. Er holt einen Energieriegel heraus und fängt an zu kauen. Ich fasse es nicht, dass er die Dinger immer noch isst. Früher hätte ich kein Spiel ohne sie bestritten, aber im Grunde schmecken sie wie Sägemehl mit Schokolade. Er lehnt sich zurück in den Schatten seiner Ecke und zeichnet kauend, und mir bleibt nichts anderes übrig, als schweigend neben ihm zu sitzen.
    »Hör mal, Cam«, sagt er plötzlich. »Kann ich irgendwas für dich tun?«
    Ich richte mich auf. »Nee, mir geht’s gut.«
    Er legt seinen Bleistift ab und wirft mir einen Seitenblick zu. So wie früher, wenn ich eine schlechte Spieltaktik ausgerufen habe. Ich versteife mich, was er mitkriegt. »Ich meine nur … Ich sehe dich dauernd da draußen an der Ecke. Das ist nicht gesund, Mann.«
    Genau das unterscheidet Mike von den anderen Jungs, die da den Gang entlangstolzieren: Er ist der Einzige, mit dem ich noch befreundet bin – oder der noch mit mir befreundet ist.
    Und im Moment hasse ich ihn dafür.
    »Mir geht’s gut. Ich werd schon wieder«, wiederhole ich.
    Mike schüttelt den Kopf. Leise sagt er: »Hast du mal daran gedacht, die Sachen dort abzunehmen? Die Karten und das ganze Zeug?«
    Ich hebe den Kopf und stelle zum ersten Mal Augenkontakt her.
    Er rudert sofort zurück. »Ich dachte ja nur … Das macht es vielleicht nicht unbedingt besser?«
    Ich knirsche mit den Zähnen. Wir werden es beide bereuen, wenn ich jetzt den Mund aufmache. Ich schnappe mir meinen Rucksack und marschiere davon. Es läutet, und auf einmal sind

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