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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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Enttäuschung in seinem Gesicht erkennen.
"Ja, ich bins", sagte sie, grinste ihn breit an und stand so ruckartig auf, dass ihr relativ massiger Bauch den Tisch berührte und da Eisteeglas umwarf. Im nächsten Moment ergoss sich der Eistee über den kleinen, quadratischen Tisch, lief an den Ecken hinunter und tröpfelte auf den Boden. Die Kellnerin rief verärgert "Ach herrje" und sprintete mit dem Lappen hinter dem Tresen hervor, bedachte Scarlett mit einem giftigen Blick und begann, den Eistee aufzuwischen.
Der junge Mann blieb einige Sekunden lang stehen und sah Scarlett an. Er wirkte schockiert, hatte fast einen Blick drauf, als wäre er zu einem Unfall geraten und wusste nicht, was er sagen sollte.
"Ist...ist alles in Ordnung", fragte sie.
"Ich hätte es wissen müssen", sagte er und machte Anstalten, wieder zu gehen.
"Du hättest was wissen müssen", rief Scarlett so laut, dass die Damen im hinteren Bereich des Cafes kurz aufhorchten und machte sich dazu bereit, Chuck zu folgen. Sie konnte ihn nicht einfach so wieder gehen lassen. Er hatte noch nicht einmal ein richtiges Wort mit ihr gewechselt, geschweige denn, ihr den Begrüßungskuss gegeben, den er ihr versprochen hatte. Die Kellnerin hörte auf, den Boden zu wischen, richtete sich auf und beobachtete die Szene ebenfalls. Scarletts Herz hämmerte wie irre, zum einen, weil sie ihn am liebsten umarmt und geküsst hätte, wie sie es sich immer vorgenommen hatten, als sie telefonierten, weil er so wunderbar war, so attraktiv, so...perfekt. Und zum anderen aus Angst, dass er wieder gehen könnte, dass er nur wenige Sekunden Teil ihres Lebens war. Und nicht, wie geplant, für immer.
"Ich hätte wissen müssen, dass es zu schön war, um wahr zu sein, was du mir am Telefon vorgelogen hast", sagte Chuck verärgert.
"Aber, ich habe dir nichts vorgelogen, alles, was ich gesagt habe, hat gestimmt!"
"So? Du hast mir aber nicht erzählt, dass du aussiehst wie eine fette Mastsau. Hast du dich schon einmal im Spiegel betrachtet? Ich hab noch nie jemanden gesehen, der so furchtbar abartig aussieht, wie du. Eine wie dich würde ich noch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen, denkst du, mir ekelt vor gar nichts? Hast du tatsächlich angenommen, ICH würde mich mit DIR abgeben? Ich würde zur Lachnummer werden, wenn ich mich mit dir zeigen würde!"
Scarletts Lippen bebten. Ja, sie hatte Chuck nicht das Herz gebrochenteats von ihrem Übergewicht erzählt, aber er hatte ja auch gar nicht danach gefragt. Und er hatte gesagt, dass ihm das Aussehen nicht wichtig war, solange der Charakter stimmte. Vermutlich war es aber genau umgekehrt. Es war Chuck egal, wie der Charakter eines Mädchens war, solange sie gut aussah.
"Warum müsst ihr hässlichen Weiber immer lügen", rief er jetzt so laut, dass sie die Aufmerksamkeit der Kaffeerunde weiter hinten und der Kellnerin endgültig für sich gewonnen hatten.
"Aber...aber...aber..", begann Scarlett, und brachte keinen vollständigen Satz über die Lippen. Er hatte ihr noch nicht einmal eine Chance gegeben, ihn näher kennen zu lernen. Sie hatten sich noch nicht einmal unterhalten und die vielen Telefonate frühmorgens und abends, die SMS und E-Mails, in denen sie so viele verliebte Worte füreinander gefunden hatten, schienen hundert Jahre her zu sein.

"Aber...aber...aber", äffte Chuck sie nach. "Du bist ein hässliches, fettes, abartiges Stück Scheiße, du hast meine Zeit gestohlen und ich hab auch noch ein kleines Vermögen an Telefonkosten mit dir vertelefoniert. Sieh dich doch nur einmal an, du fettes Luder. Deine Wampe hängt über die Hose wie bei einem verdammten Sumoringer. Dein Gesicht sieht aus, als wäre es das Ergebnis eines Atomunfalls. Am besten, du stürzt dich irgendwo runter, fettes Miststück!"
Mit diesen Worten verließ er das Cafe. Die Kaffeerunde starrte sie mit offenen Mündern an, die Bedienung schien zur Salzsäule erstarrt und starrte ebenfalls. Dass der Eistee am Boden verklebte, schien ihr egal zu sein.

Scarlett hatte Tränen in den Augen. Ihr Herz klopfte, als würde es im nächsten Moment zerspringen. Sie fühlte sich, als wäre das alles ein schlimmer Traum und hoffte, dass in ein paar Minuten der Wecker klingelte, es halb sieben war und sie Chuck anrufen und ihm von ihrem furchtbaren Traum erzählen konnte, in dem er sie hässlich geschimpft und gleich wieder weggefahren war. Er würde sie trösten, ihr sagen, dass er sie nie hässlich nennen würde, weil er sie liebte und dass er sie nie verlassen

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