Bis zum bitteren Tod (German Edition)
war, sah zu den beiden braunen Leder-Aktenkoffern auf dem Boden. »Kein Problem«, erwiderte er. »Lassen Sie sie einfach hier.«
Gedankenverloren sah Donald Martin von seiner Zeitung auf und fragte: »Was wollte er?«
»Ach, ich soll auf seine Aktenkoffer aufpassen, er will sich bloß einen Kaffee holen – er ist dort drüben, bei Starbucks. Ich hätte ihn bitten sollen, uns auch einen mitzubringen, hier geht ja nichts mehr voran.«
»Wo ist er?«, kam es vom plötzlich hellwachen Martin.
»Dort drüben bei Starbucks.«
»Was hat er an?«
»Ein beigefarbenes Jackett, glaube ich.«
Martin ließ den Blick schweifen. »Meinen Sie den da?« Er deutete mit dem Finger. »Den Typen, der sich gegen den Menschenstrom durch die Halle kämpft?«
»Ja, dunkle Haare, das ist er. Was ist denn los, Don?«
»Na ja, Starbucks hat er zumindest schon mal nicht angesteuert.«
»Wahrscheinlich muss er auf die Toilette«, erwiderte Elliott.
»Gut, jedenfalls hat er mit seinem unbeaufsichtigten Gepäck gegen alle Sicherheitsregeln verstoßen. Und Sie auch. Sie wissen doch nicht, was in diesen Aktenkoffern ist. Außerdem sieht der Typ wie ein Araber aus.«
Elliott Gardner wirkte plötzlich äußerst nervös. Damit hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Sein noch sehr junger Junior Vice President reckte den rechten Arm hoch und sah über die Menge zu den patrouillierenden Pete Mackay und Danny Kearns.
»Officer!«, brüllte er lautstark. Äußerst lautstark. »Hier … hier rüber, bitte!«
Officer Mackay fuhr herum. Er bemerkte Don Martins gestreckten Arm und wühlte und rammte sich 30 Meter durch die Menge. Danny Kearns folgte dichtauf.
Als sie eintrafen, scheuchte Donald Martin die Leute zurück, weg von den Koffern, die nun einsam auf dem Boden standen wie zwei von Zuschauern umringte Hähne bei einem Hahnenkampf.
»Officer«, sagte Martin, »ein Typ, der wie ein Araber aussah, hat die Koffer hier stehen lassen. Er wollte angeblich zu Starbucks, aber dann ist er einfach daran vorbeigelaufen in Richtung Ausgang.«
Pete Mackay zog ein kleines hochmodernes Stethoskop von seinem Gürtel, steckte sich die oberen Enden in die Ohren und hielt den langen Schlauch an einen der Koffer. Nichts. Dann an den anderen. »Mein Gott!«, murmelte er. »Danny, da ist ein leises Klicken zu hören. Halt mal den Detektor ran.«
Danny Kearns zog einen Metallapparat von seinem Gürtel und hielt ihn an den Koffer. Sofort begann er zu piepen. »Da ist Metall drin, Pete, möglicherweise explosiv. Das Ding ist verdammt noch mal scharf.«
»Was hat er an?«, brüllte Pete. »Was zum Teufel hat er an?«
»Ein beigefarbenes Jackett«, erwiderte Elliott Gardner. »Schwarzes T-Shirt. Nicht groß, kurze schwarze Haare. Sieht wohl wie ein Araber aus.«
»Schnapp ihn dir, Pete! Ich kümmere mich um die Sache hier.«
Danny Kearns hatte bereits unzählige Stunden auf dem Bostoner Flughafen verbracht. Er kannte die Gebäude. Draußen vor den breiten Glastüren lag eine vierspurige Straße, auf der Taxis, Pkws, Limousinen und Busse die Passagiere herankarrten. Officer Kearns war es gewohnt, schnelle Entscheidungen zu treffen, aber er hatte es noch nie mit etwas zu tun gehabt, das so dringend war. Sollte er das Terminal so schnell wie möglich evakuieren lassen? Oder sich auf das Tod-oder-Ehre-Spielchen einlassen, den Koffer packen und von hier verschwinden? Und dabei hoffen, dass das Scheißding nicht hochging?
Das Letztere beinhaltete eine weitere teuflische Frage – was sollte er mit dem verdammten Koffer machen, wenn er erst mal draußen war? An das Terminal im Ankunftsbereich grenzte ein Parkhaus. Denn Danny Kearns wollte den verdammten Zeitzünder nicht länger als unbedingt nötig in Händen halten.
Seine Gedanken rasten. Wenn er den Koffer auf die Betonauffahrt des Parkhauses warf, demolierte er vielleicht ein paar Pkws und verletzte oder tötete möglicherweise ein Dutzend Menschen. Ließ er ihn im Terminal, während er der Menge befahl, das Gebäude zu verlassen, würden mit Sicherheit an die tausend Menschen sterben.
Keine Frage. Danny Kearns, Patriots-Fan, Ehemann der schönen Louise, Vater von Mike und Ray, packte den Koffer. Er hielt ihn wie ein klassischer Running Back eng an den Körper gepresst, von unten mit der rechten Hand gestützt. Sein von Tausenden Stunden NFL-Football geschärfter Instinkt gebot ihm, etwas langsamer als sonst zu laufen.
Vor sich sah er die Glastüren. Er stürzte darauf zu, steuerte sein erstes Ziel
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