Bismarck 04
Schottengarde fielen und die zu gleicher Zeit, wo Petains Glorie-Wallfahrer am Fuß der Lorettohöhe den Segen der Feldkaplane zum Sturm erbaten, Maudhuys Feuereifer bei Loos empfindlich dämpften, so gern wir den glänzenden Schneid der Leipziger hervorheben, die ohne viel Federlesens das 3. engl. K. von Stellung zu Stellung trieben, so verdienen die Westfalen doch den Hauptpreis. Ihre Ausrenkung der ganzen entblößten Front nördlich Arras kostete ihnen seit Oktober nun schon 14 300, dabei hatten sie die aufreibende Reimsschlacht hinter sich. Mit Stolz und Rührung schaut man auf diese Eichenmänner, die immer ungebeugt im Wettersturm ihr Haupt erhoben. Sie rangen mit den Schwaben um die Ehre, wer die meisten streitbaren Söhne dem Vaterland opferte. »Der großartige Angriff eines preußischen Regiments« (englischer Bericht) betrifft die 56er. Bemerkenswert wäre hier noch Vorgehen von 76. hanseatischer L. W. westlich Lille (520). Stetig streckte General Haigh's 2. A. ihre Fühler gegen Neuve Chapelle aus, im März kam es dort zu furchtbaren Auftritten.
Wieder glänzte deutsche Strategie durch Abwesenheit, denn das zwecklose Abwursteln bei Ypern, wo beide Parteien im Wurstkessel saßen, konnte nur gedeihlich enden, wenn man sich an der Lys stark machte und French bei Bethune von der Yser abschnitt. Er selbst scheint dies erwartet zu haben, deshalb seine ständigen Angriffe südlich der Lys. Als er sich jetzt den Schaden besah, waren nicht nur altenglische Regimenter wie 3. Leicester, Cheshire, Northampshire aufgerieben, sondern auch die Elite wie Gordon- und Cameronhochländer, »Schwarze Wache«, Scaforth Hochschotten schmolzen auf eine Handvoll, 1. Guards auf ein Zehntel, sie hatten fast keine Offiziere mehr. Wenn man bis Neujahr 88 000 Verl. berechnete, täuschte man geflissentlich mit altem Kniff aus Welligtonzeit. Zwei Dinge kann man nicht gut fälschen: die Zahl der Toten und der verlorenen Offiziere, weil sich dies kontrollieren läßt. Dagegen wagt man bei Angabe verwundeter Mannschaft das Verwegenste. Bei Waterloo laut Gesamtrapport 10 Mann pro 1 Inf. Off., nach Spezialausweis viel höhere Regiments- und Offiziersziffer, ohne daß die einmal gebuchte gefälschte Gesamtziffer geändert wird. Am 14. Dez. bekannte man sich zu 1133 Off. tot, 2225 verw. 313 vermißt, dabei 15 Generäle, 108 Obersten, 322 Majore. Bei 445 Stabsoff. nur 2925 Subalternen ist ebenso lächerlich, wie 1646 t. u. verm. zu nur 2225 verw. Die »Times« gestand zu, daß 40 Mann auf einen Off. zu rechnen seien, somit rund 135 000 auf 3400 Off. Solche Rechnung dringt in den Nerv der Unstimmigkeit, denn dies war erst Mitte Dezember und gar viel trat noch hinzu.
Bei Ypern orkanartige Wolkenbrüche, die Landschaft unter Wasser, Wasser oben und unten. An Räumung der Schlamminsel St. Georges hatten die Belgier eine kindische Freude, weniger die Engländer am Zustand ihrer Gräben. Die wohltuende Beschäftigung unserer Kriegsfreiwilligen, das Grundwasser auszuschöpfen, unterbrachen angenehme Aufmerksamkeiten von zarter Feindeshand, so verlor 215. R. vom 16. Dez. bis 5. Jan. 1300, anderwo war man stiller, 12. Art. Landau bei Ostaverne rumorte kräftig, doch das ganze Pfälzer K. verlor nur 900. Unruhig ging es aber in der Champagne zu, wo sich die Einbuße 4500 zwar auf zwei rheinische K. verteilte, doch kamen 29., 31. Brig. nach Ypern und Elsaß abhanden, welche Schwächung Einems sich Langle zu nutze machte. Dafür rückten 1. Ers. Rgt., 1., 2., Bayr. L. W., 9. L. W. Art. Koblenz ein, eine Weile hospitierte hier 224. R. Weimar bei Massiges, jetzt schon an der Miazga. Mit Bestürzung merkt man, wie O. H. L. den wunden Punkt entblößte. Doch die rheinische Linie behielt ihre Festigkeit, der Pachthof Beauséjour ward am 20. Dez. kein »schöner Aufenthalt«, sondern ein Kalvarienweg für das abgeschmetterte 1. fr. K., das unter Strichfeuer vom Kalvarienberg geriet. Das 17. K. nahm zwar das Kiefernholz von Mesnil, doch selbst die schöpferische Einbildungskraft der Pariser Presse konnte das ganze Treiben General Langles bis Mitte Februar keinen Sieg nennen. Er machte zwölftägige Kanonade zur Regel, Trommelfeuer wurde ein Warnungssignal: Paßt auf!
Bezeichnenderweise verweilt die G. St. Schr. über die Champagneschlachten mit Vorliebe bei dem Regulären aus den wohlbekannten durchsichtigen Gründen, der Historiker wird aber das Reservistenk. herausstreichen, auf dem schon seit Dezember die Wucht des feindlichen
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