Bismarck 04
Betracht kommen.
Dieser hatte in Verwaltungssachen gewisse Verdienste. Im Kriegsverlauf gab es technische Verbesserungen. Die Zahl der M. G., bald 40 000, stieg ununterbrochen, leider auch bei den Franzosen. 1918 hatte man 2800 leichte Feldbatterien, viel Geschütze wurden für Flachbahnschuß umgewandelt, dagegen verwarf man 60 000 angefertigte Brustpanzer als zu schwer. Fabrikation von Flugzeugen blieb hinter der Erwartung zurück. Amerika überbot hier jede deutsche Anstrengung, indessen leistete gerade 1918 die Flugwaffe mehrfach Bedeutendes. Bei Verdun erwies sie sich leider ungenügend, Luftschiffe bewarfen fast garnicht die Bahnverbindung im Westen, was so hochnötig gewesen wäre. – 1918 soll durchschnittlich ein amerikanisches Bat. 1200, engl. 700. franz. 600, deutsches 500 betragen haben, was bei neuformierten D. zu niedrig bemessen scheint. Sind tatsächlich viele fr. D. von 15–18 Bat. auf 12 herabgesetzt, so waren unsere Berechnungen in der Gesamtstärke zu hoch. Daß 2 300 000 Amerikaner landeten, selbst wenn nur Hälfte davon Streitbare, scheint unmöglich, »42« vorrückende D. würden immer nur 605 000 Gew. ergeben, obschon deren Übermacht in den Argonnen 15:1 betragen haben soll. Jedenfalls beruht die Angabe, beim Waffenstillstand habe Amerika 3,707, England 5,680, Frankreich 5,075, Deutschland 4,5 (Österreich 2,5, Italien 3,420) Millionen unter Waffen gehabt, auf statistischer Täuschung. Übrigens macht starke Verschiebung der Truppenteile schwer, die jeweilige Stärke deutscher Einzelarmeen abzuschätzen. So befand sich 1917 die 16. b. D. (11. 14. I. 21. R. 8. Ar.) erst bei Arras, dann bei Ypern, 1918 Cambrai, dann Bapaume. Noch in der letzten Schlacht an der Sambre, wo Mons erst am 11. Nov. fiel, schlug man sich heldenhaft.
Jüngste amerikanische Berichte sprechen ganz in unserem Sinne von Desorganisierung des Transportdienstes, Einschrumpfen der Iststärke, bösem Munitions- und Proviantmangel, wie denn die Franzosen sich fast ganz kampfunfähig fühlten, und nur noch 16 von 95 englischen Divisionen sich mühselig zur Verfolgung fortschleppten. Ein deutscher Gegenstoß hätte Schrecken verbreitet, alles wäre anders verlaufen, wenn man dem energischen Auftreten des Kronprinzen und seines Stabschefs Schulenburg gefolgt wäre. Die Waffenstillstandsforderungen Fochs wären nur ein großer Bluff.
Man schütte nicht sämtliche Kinder mit dem Bade aus: jede Erörterung über Widerstandsmöglichkeit sei müßig, nachdem das Kind in den Brunnen fiel. Es soll und muß betont werden, daß gleiche Willensschwäche Ende wie Anfang bestimmte. Laut Gallwitz' Aussage vom 26. Okt. waren »Amerikaner zahlenmäßig sehr stark,« doch hatten »ganz kolossale Verluste,« daher »ihre Stimmung nicht begeistert«. Der Feind sei überhaupt »sehr geschwächt«, Kampfkraft »erheblich zurückgegangen«, leider Drückeberger bei uns überhandnehmend, » moralische Wirkung aus der Heimat sehr ungünstige«, doch »unsere Truppe gab zahlreiche Beweise persönlicher Tapferkeit, im Heere steckt noch ein guter Kern.« Dagegen schwor Gröner am 3. Nov. jede Hoffnung ab: »Schnell würden die Truppen aus Osten doch nicht erscheinen können.« Wieso? In der Rheinlinie waren schon manche angelangt, den Widerstand konnte man hinfristen. Wurden laut Mumm täglich 33 Waggons Lebensmittel durch U-Boote versenkt, mußte auch dies ins Gewicht fallen. –
Im Zeitalter der Technik bildete Northcliffe den Gasangriff seiner Propaganda zu einer Schönen Kunst für geistig Unbemittelte aus: Immer ran, meine Herrschaften, tönte die Jahrmarktschelle, honour among thieves ! Beim Märlein von deutscher Vorkriegsperfidie denkt man an Wrangel, dem der Sultan den Harem zeigte: »Majestät überschätzen mir!« Dauerhafter selbst als Greuelmärchen erhält sich die Weltlüge vom deutschen Überfall. Wenn in Genf die Schuldfrage aufgerollt werden soll, scheint zweckmäßig sie trocken und klar vor Augen zu stellen. Nicht nur in Neutralien, sondern in Deutschland selber wird dumm oder gewissenlos immer noch nachgeplappert, Wilhelm II. habe toll sein Heer auf Europa losgelassen. Wäre er so unschuldig an anderen Sünden, wie an diesem »Verbrechen« ... der Anderen, so könnte er fleckenlos vor seinem Richter erscheinen. Überall legt Justiz ihre frivole Parole fiat justitia pereat mundus sich als anmaßende Unfehlbarkeit zurecht, doch Frankreich errang den Vorzug, den berühmtesten Rechtsfall mit einer Zweideutigkeit gelöst
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