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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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dann erschien die Kellnerin mit erwartungsvoller Miene an unserem Tisch – sie war bestimmt von der Wirtin vorbereitet worden und sah alles andere als enttäuscht aus. Kokett schob sie sich eine Strähne ihrer kurzen schwarzen Haare hinter das Ohr und lächelte übertrieben herzlich.
    »Hallo, ich heiße Amber – was kann ich euch zu trinken bringen?« Es entging mir nicht, dass sie ausschließlich mit Edward sprach.
    Er schaute mich an.
    »Ich nehm eine Cola.« Es klang eher wie eine Frage.
    »Zwei Cola«, sagte er.
    »Kommt sofort«, versicherte sie ihm mit einem weiteren überflüssigen Lächeln. Doch er sah es gar nicht. Er musterte mich.
    »Was?«, fragte ich, als sie gegangen war.
    Sein Blick blieb auf mein Gesicht geheftet. »Wie fühlst du dich?«
    »Okay«, erwiderte ich, erstaunt über die Eindringlichkeit seiner Frage.
    »Dir ist also nicht schwindlig, schlecht, kalt …?«
    »Wieso?«
    Mein verdutzter Ton brachte ihn zum Schmunzeln.
    »Na ja, ehrlich gesagt warte ich darauf, dass du einen Schock bekommst.«
    Und dann verzog sich sein Gesicht zu diesem wundervollen schiefen Lächeln.
    »Ich glaub, das wird nicht passieren«, sagte ich, als ich wieder Luft bekam. »Ich war schon immer gut darin, Unerfreuliches zu verdrängen.«
    »Trotzdem, ich hab ein besseres Gefühl, wenn du was im Magen hast.«
    Wie aufs Stichwort erschien die Kellnerin mit unseren Getränken und einem Korb mit Grissini. Beim Servieren drehte sie mir den Rücken zu.
    »Habt ihr schon gewählt?«, fragte sie Edward.
    »Bella?«, fragte er. Mit deutlichem Widerwillen wandte sie sich mir zu.
    Ich warf einen Blick auf die Karte und bestellte das erste Gericht, das ich sah. »Ähm … ich nehme die Pilzravioli.«
    »Und du?« Mit einem Lächeln wandte sie sich wieder Edward zu.
    »Für mich bitte nichts«, sagte er. Natürlich nicht.
    »Sag Bescheid, wenn du’s dir anders überlegst.« Sie gab sich viel Mühe mit ihrem koketten kleinen Lächeln, doch er beachtete sie nicht, und sie zog enttäuscht von dannen.
    »Trink was«, forderte er mich auf.
    Als ich gehorsam an meiner Cola nippte, merkte ich, wie durstig ich war – und trank das Glas in langen Zügen leer. Er schob sein volles zu mir rüber.
    »Danke«, sagte ich leise, noch immer durstig. Die Kälte der Flüssigkeit breitete sich in meiner Brust aus, und ein Frösteln huschte über meinen Körper.
    »Ist dir kalt?«
    »Liegt nur an der Cola«, erklärte ich und zitterte wieder.
    »Hast du keine Jacke dabei?« Seine Stimme klang tadelnd.
    »Doch.« Ich schaute auf den leeren Sitz neben mir. »Mist – die liegt in Jessicas Auto.«
    Edward schälte sich aus seiner Jacke. Mir fiel plötzlich auf, dass ich bisher kaum darauf geachtet hatte, was er eigentlich anhatte – nicht nur heute, sondern generell. Scheinbar konnte ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht lösen. Jetzt betrachtete ich bewusst seine Kleidung. Er zog eine hellbraune Lederjacke aus; darunter trug er einen enganliegenden, elfenbeinfarbenen Rollkragenpullover, der seine muskulöse Brust betonte.
    Er machte meinem stummen Schmachten ein Ende, indem er mir die Jacke reichte.
    »Danke«, sagte ich wieder und zog sie mir über. Sie fühlte sich kalt an, so wie meine Jacke, wenn ich sie morgens im zugigen Flur vom Haken nahm. Abermals zitterte ich. Aber ihr Duft! Verblüffend – und köstlich. Ich sog ihn ein und versuchte ihn zu identifizieren; es roch nicht nach Parfüm. Die Ärmel waren viel zu lang; ich schob sie nach oben, um meine Hände frei zu haben.
    »Dieses Blau sieht hübsch an dir aus – es passt so gut zu deinem Teint«, sagte er und beobachtete mich. Überrascht senkte ich den Blick und lief natürlich rot an.
    Er schob den Brotkorb zu mir rüber.
    »Ehrlich, ich krieg keinen Schock«, protestierte ich.
    »Das solltest du aber – jeder normale Mensch würde einen kriegen. Du siehst völlig unbeeindruckt aus.« Beunruhigt schaute er mir in die Augen, und ich bemerkte, wie hell seine waren – heller, als ich sie je gesehen hatte. Ihre Farbe war die von goldenem Karamell.
    »Ich fühle mich eben sehr sicher mit dir«, verriet ich ihm. Wieder einmal hatte ich unter dem Eindruck seines Blickes wie hypnotisiert die Wahrheit gesagt.
    Mein Eingeständnis verstimmte ihn; er runzelte die Stirn, und seine Augenbrauen schoben sich düster zusammen.
    »Das wird immer komplizierter«, murmelte er kopfschüttelnd.
    Vertieft in sein Mienenspiel, nahm ich mir eine Brotstange und begann daran herumzuknabbern.

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