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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Ich überlegte, wann ich wohl damit anfangen konnte, ihm Fragen zu stellen.
    »Normalerweise hast du bessere Laune, wenn deine Augen so hell sind«, sagte ich, um ihn von den Gedanken abzulenken, die ihn so finster und trübsinnig dreinschauen ließen.
    Verblüfft sah er mich an. »Wie bitte?«
    »Wenn deine Augen schwarz sind, bist du unausstehlich – daran hab ich mich schon gewöhnt. Ich hab eine Theorie dazu.«
    Seine Augen verengten sich. »Noch eine Theorie?«
    »Hm-mhh«, bejahte ich kauend und versuchte, dabei cool auszusehen.
    »Ich hoffe, du warst ein bisschen einfallsreicher als beim letzten Mal … oder klaust du deine Ideen immer noch aus Comics?« Ein spöttisches Lächeln umspielte seinen Mund, doch sein Blick blieb ungerührt.
    »Na ja, nein, aus einem Comic ist sie nicht, aber alleine bin ich auch nicht draufgekommen«, gab ich zu.
    »Und?«, fragte er auffordernd.
    Doch im selben Moment trat die Kellnerin mit meinem Essen hinter der Trennwand hervor. Ich merkte, dass wir uns unbewusst über den Tisch gelehnt hatten, aufeinander zu, denn als sie kam, richteten wir uns beide auf. Sie stellte den Teller vor mir ab – das Essen sah ziemlich gut aus – und wandte sich sofort wieder Edward zu.
    »Hast du’s dir überlegt?«, fragte sie. »Möchtest du wirklich nichts?« Gut möglich, dass ich mir den Hintersinn in ihren Worten nur einbildete.
    »Vielen Dank, aber wir hätten gern noch etwas Cola.« Mit einer langen weißen Hand deutete er auf die leeren Gläser, die vor mir standen.
    »Okay.« Sie räumte die Gläser ab und ging.
    »Du wolltest mir gerade etwas erzählen«, erinnerte er mich.
    »Später, im Auto. Aber nur, wenn …« Ich hielt inne.
    »Ach, du hast Bedingungen?«, fragte er mit bedrohlicher Stimme und zog eine Augenbraue hoch.
    »Sagen wir mal so – ich hab natürlich ein paar Fragen.«
    »Natürlich.«
    Die Kellnerin kam mit den Colas. Dieses Mal stellte sie die Gläser ohne weiteren Kommentar ab und ging.
    Ich nahm einen Schluck.
    »Na dann los«, drängelte er. Seine Stimme klang immer noch hart.
    Ich begann mit der am wenigsten komplizierten Frage – dachte ich zumindest. »Wie kommt es, dass du in Port Angeles bist?«
    Er senkte den Blick und schob langsam seine großen Hände ineinander. Unter seinen Wimpern blinzelte er zu mir hoch, und fast unmerklich ging ein Grinsen über sein Gesicht.
    »Nächste Frage.«
    »Aber das ist noch die einfachste.«
    »Die nächste, bitte.«
    Frustriert blickte ich hinunter auf meinen Teller. Ich rollte mein Besteck aus der Serviette, nahm die Gabel in die Hand und spießte sorgfältig eine der kleinen Teigtaschen auf. Dann schob ich sie mir langsam in den Mund, kaute und dachte nach. Die Pilze schmeckten gut. Ich schluckte, trank noch ein bisschen von meiner Cola, dann hob ich wieder meinen Blick.
    »Na gut, prima.« Ich funkelte ihn verärgert an und sprach langsam weiter. »Sagen wir mal, rein hypothetisch, versteht sich, jemand … ist in der Lage … Gedanken zu lesen – er weiß also, was die anderen Leute denken, mit ein paar Ausnahmen.«
    »Mit einer Ausnahme«, korrigierte er – »hypothetisch.«
    »Okay, also mit einer Ausnahme.« Ich war entzückt, dass er darauf einging, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.
    »Wie funktioniert das? Wo sind die Grenzen? Wie würde dieser Jemand … jemand anderen … genau im richtigen Augenblick finden? Woher wüsste er, dass sie in Gefahr ist?« Ich fragte mich, ob meine gewundenen Fragen überhaupt einen Sinn ergaben.
    »Rein hypothetisch?«
    »Genau.«
    »Also, wenn … dieser Jemand …«
    »Sagen wir mal, er heißt Joe«, schlug ich vor.
    Er grinste gequält. »Also gut, Joe. Wenn Joe gut aufpasst, muss das Timing gar nicht so genau stimmen.« Er schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. »Nur du könntest in einer so kleinen Stadt in Gefahr geraten. Wahrscheinlich hättest du ihre Verbrechensstatistik für die nächsten zehn Jahre verdorben.«
    »Moment mal, haben wir nicht von einem hypothetischen Fall gesprochen?«, fragte ich trocken.
    Er lachte. Sein Blick war warm.
    »Ja, du hast Recht«, stimmte er zu. »Sollen wir dich Jane nennen?«
    »So wollte ich schon immer mal heißen – woher wusstest du das?« Ich war jetzt außer Stande, meinen Eifer zu drosseln. Ich bemerkte, dass ich mich zu ihm hinüberbeugte.
    Er schien zu zaudern, als trage er einen inneren Kampf aus. Unsere Blicke begegneten sich, und ich hatte das Gefühl, dass er sich in diesem Augenblick

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