Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
der Haustür entfernt und rümpfte angewidert die Nase. Abgesehen davon war sein Gesicht glatt – wie eine Maske. Aber er konnte mich nicht täuschen, ich sah das leichte Zittern seiner Hände.
Die Feindseligkeit war fast spürbar. Es erinnerte mich an den Nachmittag, als er sich für Sam und gegen mich entschieden hatte, und ich merkte, wie ich mit einem Ruck das Kinn hob und in Verteidigungsstellung ging.
Jacobs Golf stand mit laufendem Motor am Straßenrand, Jared saß am Steuer und Embry auf dem Beifahrersitz. Ich begriff, was das bedeutete: Sie hatten Angst, ihn allein herkommen zu lassen. Das machte mich traurig und auch ein bisschen wütend. So waren die Cullens nicht.
»Hi«, sagte ich schließlich, als er weiter schwieg.
Er schürzte die Lippen, er blieb immer noch auf Abstand. Sein Blick wanderte am Haus entlang.
Ich biss die Zähne zusammen. »Sie ist nicht hier. Brauchst du irgendwas?«
Er zögerte. »Du bist allein?«
»Ja.« Ich seufzte.
»Kann ich kurz mit dir reden?«
»Na klar, Jacob. Komm rein.«
Jacob schaute über die Schulter zurück zu seinen Freunden im Auto. Ich sah, wie Embry ganz leicht den Kopf schüttelte. Aus irgendeinem Grund brachte mich das total auf die Palme.
Ich biss wieder die Zähne zusammen. »Feigling«, sagte ich leise.
Jacob schaute wieder zu mir, er verzog ärgerlich die dichten schwarzen Brauen über den tiefliegenden Augen. Er reckte das Kinn vor und marschierte – anders konnte man die Art, wie er ging, nicht bezeichnen – an mir vorbei ins Haus.
Ich sah erst Jared und dann Embry eindringlich an – ihre harten Blicke gefielen mir nicht, dachten sie allen Ernstes, ich würde es zulassen, dass Jacob angegriffen wurde? –, bevor ich die Tür schloss.
Jacob stand hinter mir im Flur und starrte auf das Durcheinander von Decken im Wohnzimmer.
»Pyjama-Party?«, fragte er sarkastisch.
»Ja«, gab ich ebenso bissig zurück. Ich konnte es nicht leiden, wenn Jacob sich so benahm. »Was geht’s dich an?«
Er rümpfte wieder die Nase, als würde ihn ein Geruch stören. »Wo ist deine › Freundin ‹ ?« Die Anführungszeichen waren unüberhörbar.
»Sie macht ein paar Besorgungen. Sag mal, Jacob, was willst du eigentlich?«
Irgendetwas im Zimmer schien ihn noch nervöser zu machen – seine langen Arme zitterten. Ohne meine Frage zu beantworten, ging er in die Küche und ließ den Blick unruhig hin und her wandern.
Ich folgte ihm. Er ging an der kleinen Anrichte auf und ab.
»Hey«, sagte ich und stellte mich ihm in den Weg. Er blieb stehen und starrte mich an. »Was hast du für ein Problem?«
»Es gefällt mir nicht, dass ich hier sein muss.«
Das saß. Ich zuckte zusammen, und sein Blick wurde hart.
»Dann tut es mir leid, dass du herkommen musstest«, murmelte ich. »Warum sagst du mir nicht, was du willst, damit du wieder gehen kannst?«
»Ich muss dir nur ein paar Fragen stellen. Es wird nicht lang dauern. Wir müssen zurück zur Beerdigung.«
»Gut. Bringen wir es hinter uns.« Wahrscheinlich übertrieb ich es mit der Feindseligkeit, aber er sollte nicht sehen, wie weh er mir tat. Ich wusste, dass ich ungerecht war. Schließlich hatte ich gestern Abend meine ›Vampirfreundin‹ ihm vorgezogen. Ich hatte ihn zuerst verletzt.
Er atmete durch, und plötzlich hörten seine Hände auf zu zittern. Sein Gesicht wurde maskenhaft ruhig.
»Eine von den Cullens wohnt hier bei dir«, stellte er fest.
»Ja. Alice Cullen.«
Er nickte gedankenverloren. »Wie lange bleibt sie?«
»Solange sie will.« Mein Ton war immer noch streitlustig.
»Könntest du ihr wohl … bitte … von der anderen erzählen – Victoria?«
Ich spürte, wie ich blass wurde. »Das hab ich schon.«
Er nickte. »Du sollst wissen, dass wir, solange jemand von den Cullens hier ist, nur unser eigenes Land bewachen können. Nur in La Push bist du sicher. Hier kann ich dich nicht mehr beschützen.«
»Gut«, sagte ich kleinlaut.
Er wandte den Blick ab und schaute zum hinteren Fenster hinaus. Er sprach nicht weiter.
»War’s das?«
Er wandte den Blick nicht vom Fenster, als er antwortete. »Eins noch.«
Ich wartete, aber es kam nichts. »Was denn?«, fragte ich schließlich.
»Kommen die anderen jetzt auch zurück?«, fragte er in kühlem, ruhigem Ton. Es erinnerte mich an Sams gelassene Art. Jacob wurde immer mehr wie Sam … Ich fragte mich, warum mich das so störte.
Jetzt war ich diejenige, die stumm blieb. Er schaute mich forschend an.
»Und?«, fragte er. Hinter der
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