Biss sagt mehr als tausend Worte
und schien auf sie einzurammeln.
Jody wusste, sie sollte es nicht tun, und doch hielt sie inne. Große Katzenohren, großer Katzenschwanz, großer Kater, der seine Zähne in Bellas Nacken schlug. Er war so groß wie sie, vielleicht noch etwas größer. Chet. Böse Miezekatze, dachte Jody.
Bella kreischte, dann sprang sie auf, sodass beide abhoben, einen halben Rückwärtssalto beschrieben und hart auf dem Beton landeten, voll auf Chets Rücken. Er ließ los, und Bella fuhr herum und schoss mit ihrem Schrotgewehr auf ihn. Chet jaulte auf und wand sich zuckend am Boden. Bella beharkte seinen Hals, der sich augenblicklich in Glibber verwandelte. Dann rührte er sich nicht mehr.
Jody hatte genug gesehen. Sie sprang vom Zaun auf den Gehweg und floh ins Bankenviertel, bog an der nächsten Ecke rechts ab, dann links, lief so schnell, wie ihre Beine sie trugen, egal, ob jemand sie dabei sah. Sie versuchte, sich in Nebel zu verwandeln, konnte es aber nicht. Die Angst oder ihre Wunden hinderten sie daran. Sie hörte Bellas Schritte hinter sich, einen Block entfernt, dann weniger als einen Block. Welche Reichweite hatte so ein Schrotgewehr eigentlich?
Broadway links, Battery links, Pacific rechts, Schritte direkt hinter ihr, Sansome links ging nicht, Nächste links, sie hörte die Schrotflinte rattern und spürte, wie ihr rechtes Bein unter ihr nachgab. Sie rollte sich ab und versuchte, wieder hochzukommen, doch erneut ratterte die Flinte, und
ihr linkes Bein knickte ein. Sie rollte auf den Rücken, stieß sich ab, flüchtete auf ihrem Hintern. Die Flinte knallte, und ihr linker Ellbogen wollte nicht mehr.
»Scheiße, wie viel Munition hat dieses Ding denn noch?«
»Mehr, als nötig wäre, um dich in Suppe zu verwandeln«, sagte Bella. »Ach, guck mal einer an: weit und breit kein Swimmingpool!«
»Schade eigentlich, dass dir der nächste Katzenfick entgeht.«
Die Flinte rotzte Schrot. Mit sengendem Schmerz gab Jodys rechter Arm unter ihr nach.
Bella fuhr mit den Fingernägeln über ihre Brust. »Nix passiert. Dieser Anzug schützt gegen Licht und sogar gegen Kleinkaliber…«
Offensichtlich aber nicht gegen Klingen, dachte Jody.
Da sie ein Vampir war und für ihre Raubtieraugen alles langsamer passierte, sah sie, wie das Schwert über Bellas Schulter auftauchte, am linken Trapezmuskel eindrang und quer durch ihre Brust und ihren katzenpimmelsicheren Anzug schnitt, um dann direkt unter ihrem rechten Arm wieder hervorzutreten. Bellas Kopf und rechter Arm rutschten nach rechts, ihr linker Arm und der Rest des Körpers sackten nach links. Die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben und blieb dort, während sich ihr Mund noch lautlos bewegte, als wollte sie ihren letzten Satz ganz dringend unbedingt zu Ende bringen.
»Hallo«, sagte Okata.
Jody blickte am Schwertkämpfer vorbei zum Schild an der Ecke, auf dem stand: Jackson Street.
24
Love Story?
Jody
Nicht zum ersten Mal war sie mitten in der Nacht, ihre Schuhe in der Hand, aus der Wohnung eines Mannes geschlichen, doch zum ersten Mal, weil sie den Mann nicht töten wollte. Er war so klein, so zart, so einsam. Sie hatte schon Leute getötet, die wie Okata einen schwarzen Ring in ihrer Lebensaura zeigten, und man hatte es ihr gedankt. Es war eine Gnade gewesen, eine Erleichterung, das Ende der Schmerzen, und doch konnte sie sich diesmal nicht dazu durchringen. Sie hatte ihn dort zurückgelassen, nicht, um allein zu sterben (obwohl das vermutlich der Fall sein würde), und auch nicht, weil er so nett zu ihr gewesen war und sie gerettet hatte (was Tatsache war), sondern weil seine Drucke noch nicht fertig waren. Er war ein seltsamer kleiner Mann, ein Eremit und Schwertkämpfer, und er trug einen tiefen Schmerz in sich. Doch vor allem war er ein Künstler, und dem konnte sie unmöglich ein Ende bereiten. Also war sie gegangen.
Jetzt war sie wieder da.
Er steckte sein Schwert weg und versuchte, ihr auf die Beine zu helfen. Ihre Glieder fühlten sich noch immer an, als stünden sie in Flammen, und sie konnte nur noch ihren
rechten Arm bewegen. Sie nickte zu Bellas Flinte hinüber. »Gib sie mir, Okata!« Sie wies auf die Flinte.
Er setzte sie gegen das schmiedeeiserne Geländer an der Treppe zu seiner Wohnung, dann holte er die Waffe und gab sie ihr in die Hand, hielt jedoch den Lauf fest und sagte etwas Ernstes auf Japanisch.
»Nein, ich will mich nicht umbringen«, sagte sie und lächelte.
Er ließ die Waffe los, und sie schoss gezielt auf Bellas Leiche,
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