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BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

Titel: BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Müssten wir nicht, was weiß ich, nach irgendwas Ausschau halten oder so?«
    »Das wäre nur logisch«, pflichtete er mir bei.
    Wir sahen uns ein paar endlos scheinende Sekunden schweigend an. Mir fiel nichts weiter ein und ihm schien es genauso zu gehen.
    Schließlich zog ich eine Grimasse und sagte: »Ich weiß nicht, ob ich dir das abkaufe - den Teil über Raoul, dass er für
irgendwas
gut sein soll, meine ich.«
    Diego lachte. »Dagegen kann ich kaum was sagen.« Dann warf er einen Blick durchs Fenster auf den noch dunklen frühen Morgen. »Die Zeit ist um. Wir machen uns besser auf den Rückweg, bevor wir geröstet werden.«
    »Asche zu Asche, Staub zu Staub«, murmelte ich leise vor mich hin, als ich aufstand und meinen Bücherstapel nahm.
    Diego kicherte.
    Wir machten unterwegs noch einmal kurz halt - und besorgten im leeren Kaufhaus nebenan große Plastikbeutel und zwei Rucksäcke. Ich packte meine Bücher alle doppelt ein. Ich hatte etwas gegen nasse Seiten.
    Dann sprangen wir hauptsächlich über die Dächer zurück zum Wasser. Der Himmel fing gerade erst an, im Osten etwas heller zu werden. Direkt vor der Nase von zwei unaufmerksamen Nachtwächtern auf der großen Fähre glitten wir in den Sund - sie hatten Glück, dass ich satt war, sonst hätte ich mich nicht beherrschen können, so nah waren sie - und lieferten uns dann ein Wettrennen durch das trübe Wasser zurück zu Rileys Haus.
    Zuerst wusste ich nicht, dass es ein Wettrennen war. Ich schwamm bloß deshalb schnell, weil der Himmel immer heller wurde. Normalerweise kam ich nicht erst auf den letzten Drücker zurück. Wenn ich ganz ehrlich war, musste ich zugeben, dass ich mich in den totalen Vampirstreber verwandelt hatte. Ich hielt mich an die Regeln, machte keinen Ärger, war bei den uncoolsten Leuten der Gruppe zu finden und kam immer früh nach Hause.
    Aber dann drehte Diego richtig auf. Er überholte mich und ein paar Längen vor mir wandte er sich mit einem Lächeln um, als wollte er sagen:
Was, kommst du etwa nicht hinterher?,
dann raste er weiter.
    Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzenlassen. Ich hätte gar nicht sagen können, ob ich früher schon so ehrgeizig gewesen war - das kam mir alles schrecklich weit weg und unwichtig vor -, aber vielleicht schon, denn ich sprang sofort darauf an. Diego war ein guter Schwimmer, aber ich war viel stärker, vor allem direkt nachdem ich getrunken hatte.
    Bis später,
formte ich mit den Lippen, als ich an ihm vorbeischoss, aber ich war mir nicht sicher, ob er es sah.
    Ich ließ ihn in dem dunklen Wasser hinter mir zurück und verschwendete keine Zeit darauf, mich umzudrehen, um nachzuschauen, wie deutlich ich gewann. Ich sauste einfach durch den Sund, bis ich das Ufer der Insel erreichte, auf der sich unser aktuelles Zuhause befand. Das davor war eine große Hütte mitten im verschneiten Nirgendwo am Hang irgendeines Berges in den Kaskaden gewesen. Wie das letzte war auch dieses hier abgelegen, hatte einen großen Keller und kürzlich verstorbene Besitzer.
    Ich rannte auf den flachen Steinstrand, grub meine Finger in das Sandsteinkliff und flog hinauf. Gerade, als ich nach dem Stamm einer überhängenden Kiefer griff und mich über den Rand der Klippe schwang, hörte ich Diego aus dem Wasser kommen.
    Zwei Dinge erregten meine Aufmerksamkeit, als ich sanft auf den Fußballen landete. Erstens: Es war schon ganz schön hell hier draußen. Zweitens: Das Haus war weg.
    Nun ja, nicht ganz weg. Reste davon waren immer noch sichtbar. Das Dach war eingestürzt und hatte sich in einen zerfetzten, kantigen hölzernen Spitzenbesatz verwandelt, der schwarz verkohlt war und niedriger hing als die Haustür früher.
    Die Sonne stieg schnell. Die schwarzen Kiefern waren schon eine Spur grün geworden. Bald würden sich die blasseren Spitzen vor der Dunkelheit abzeichnen und dann wäre ich tot.
    Oder
richtig
tot oder was auch immer. Mein zweites durstiges Superheldenleben würde plötzlich in lodernde Flammen aufgehen. Und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, dass dieses Auflodern sehr, sehr schmerzhaft sein würde.
    Es war nicht das erste Mal, dass ich eines unserer Häuser zerstört sah - bei all den Kämpfen und Feuern im Keller überdauerten die meisten nur ein paar Wochen -, aber es war das erste Mal, dass ich auf den Schauplatz der Zerstörung stieß, als schon die ersten schwachen Sonnenstrahlen drohten.
    Entsetzt sog ich die Luft ein, als Diego neben mir landete.
    »Vielleicht können wir unters Dach

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