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BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

Titel: BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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konnte mich immer noch daran erinnern, wie Riley in jener Nacht ausgesehen hatte, obwohl das Bild unscharf war, weil meine Menschenaugen so miserabel gewesen waren. Er war der schärfste Typ, den ich je gesehen hatte, groß und blond und einfach perfekt. Ich war mir sicher, dass seine Augen hinter der dunklen Sonnenbrille, die er nie abnahm, genauso schön sein mussten. Und seine Stimme war so sanft, so freundlich. Ich glaubte zu wissen, was er im Tausch für die Mahlzeit haben wollte, und das hätte ich ihm auch gegeben. Nicht, weil er so schön war, sondern weil ich seit zwei Wochen nichts weiter als Abfälle gegessen hatte. Es stellte sich allerdings heraus, dass er es auf etwas anderes abgesehen hatte.
    Diego lachte über die Sache mit dem Burger. »Du musst ganz schön großen Hunger gehabt haben.«
    »Verdammt großen, das kannst du mir glauben.«
    »Und warum hattest du solchen Hunger?«
    »Weil ich so blöd war, abzuhauen, bevor ich den Führerschein hatte. Ich kriegte keinen anständigen Job und war nicht besonders gut darin, zu klauen.«
    »Und wovor bist du abgehauen?«
    Ich zögerte. Die Erinnerungen wurden etwas deutlicher, wenn ich mich konzentrierte, und ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte.
    »Na los, komm schon«, versuchte er mich zu überreden. »Ich hab dir auch von mir erzählt.«
    »Ja, stimmt. Okay. Ich bin vor meinem Dad abgehauen. Er hat mich die meiste Zeit geschlagen. Meine Mutter wahrscheinlich auch, bevor sie weggelaufen ist. Damals war ich noch klein - ich habe nicht viel mitgekriegt. Es wurde immer schlimmer. Ich hatte das Gefühl, wenn ich zu lange warte, bin ich irgendwann tot. Er hat mir immer gesagt, wenn ich je abhauen sollte, würde ich verhungern. Damit hatte er sogar fast Recht - das Einzige, womit er je Recht hatte, was mich betrifft. Ich denke nicht oft daran.«
    Diego nickte. »Gar nicht so leicht, sich an diese ganzen Sachen zu erinnern, was? Alles ist so verschwommen und dunkel.«
    »Wie wenn man versucht, mit schlammverschmierten Augen etwas zu sehen.«
    »Ja, genau«, sagte er zustimmend. Er sah mich blinzelnd an, als versuchte er etwas zu erkennen, und rieb sich die Augen.
    Wir lachten wieder gemeinsam. Eigenartig.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern,
mit
jemandem gelacht zu haben, seit ich Riley getroffen habe«, sagte er wie ein Echo auf meine Gedanken. »Das ist nett.
Du
bist nett. Nicht wie die anderen. Hast du schon mal versucht, dich mit einem von denen zu unterhalten?«
    »Nee, hab ich nicht.«
    »Da hast du auch nichts verpasst. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären. Wäre Rileys Leben nicht angenehmer, wenn er sich mit anständigen Vampiren umgeben würde? Wenn wir
sie
beschützen sollen, wäre es dann nicht besser, nach den Schlauen Ausschau zu halten?«
    »Das heißt, Riley kommt es nicht auf Intelligenz an«, schlussfolgerte ich, »sondern auf Masse.«
    Diego kräuselte nachdenklich die Lippen. »Wie beim Schach. Er macht keine Springer und Läufer.«
    »Wir sind nur Bauern«, wurde mir klar.
    Wir sahen uns erneut eine ganze Weile an.
    »Das will ich nicht glauben«, sagte Diego.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte ich ganz automatisch im Plural. Als wären wir schon ein Team.
    Er dachte einen Augenblick über meine Frage nach und wirkte gequält, so dass ich das »wir« fast bereute. Aber dann sagte er: »Was können wir schon machen, wenn wir nicht wissen, was los ist?«
    Also machte es ihm nichts aus, uns als Team zu sehen. Ich konnte mich nicht erinnern, mich schon einmal so glücklich gefühlt zu haben. »Am besten, wir halten die Augen offen, passen auf, versuchen es rauszukriegen.«
    Er nickte. »Wir müssen uns an alles erinnern, was Riley uns erzählt hat, an alles, was er gemacht hat.« Er schwieg nachdenklich. »Weißt du, ich hab schon mal versucht, mit Riley darüber zu sprechen, aber es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren. Er hat mir gesagt, ich soll mich auf wichtigere Sachen konzentrieren - wie den Durst. Was damals auch wirklich alles war, woran ich denken konnte. Er hat mich auf die Jagd geschickt und ich habe aufgehört, mir Gedanken zu machen ...«
    Ich beobachtete ihn dabei, wie er über Riley nachdachte, den Blick in die Ferne gerichtet, als er die Erinnerung erneut durchlebte, und mir wurde bewusst, dass Diego zwar mein erster Freund in diesem Leben war, aber ich nicht
sein
erster.
    Plötzlich sah er mich wieder an. »Also, was hat Riley uns bisher erzählt?«
    Ich konzentrierte mich und ließ mir die letzten

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