Bissig! (German Edition)
Templer nicht zulassen, denn nur eine brüchige Übereinkunft mit dem amtierenden Höllenherrscher bewahrte die Welt davor, im Chaos zu versinken. Sie waren der Gegenpol zu den dunklen Kräften …
Damit konnte man sich schon mal eine Weile beschäftigen, Usher war stolz auf seinen Job. Der sogenannte Hotspot vor den Toren von York brodelte im Moment etwas weniger, die Unterweltler verhielten sich ruhig. Darum war der Zeitpunkt für eine kleine Erholung günstig.
Simeon, sein Liebhaber – halb Feuerdämon und Incubus – hatte ihm ein Portal geöffnet, um nach Washington D. C. zu reisen, ohne ein Flugzeug zu betreten. Usher vermied unkontrollierte Höhen, darum war es eine Wohltat, einfach durch das Dimensionstor zu steigen. Aus diesem Kurztrip war trotzdem ein verdammtes Abenteuer geworden, das hatte Usher nicht geplant.
Er atmete auf, als das Klappen der Tür ihm anzeigte, dass er wieder allein war. Sollte er Simeon rufen? Durch einen Seelensplitter in seinem Dämonenlover war Usher mental mit ihm verbunden. Dieser kleine Teil hatte einmal zu ihm gehört und lebte in Simeon weiter.
Tief in Usher formte sich allerdings eine andere Idee. Dunkle Machenschaften von menschlichen Organisationen gehörten nicht in seine Zuständigkeit, doch als Jäger und Ermittler war Usher durch eine spezielle Neugier geprägt. Er konnte das Adrenalin beinahe schmecken, das ihm die Entdeckung seiner Situation und das Auftauchen dieses Arztes durch die Blutbahn geschickt hatten. Dieser Kick machte süchtig.
Nach der aufputschenden Wirkung folgte wie üblich das innere Absacken. Er fühlte, wie er sich langsam beruhigte und sogar schläfrig wurde. Dem Mittel in dem Tropf war ein Narkotikum beigemischt, da war er sich ziemlich sicher. Im Moment konnte er sich nur seinem Schicksal ergeben.
Usher atmete tief durch und ließ die Gedanken schweifen, dann regelte er seine Körperfunktionen herunter. Das hatte er durch Zufall entdeckt und nutzte es, um sich während seiner kurzen Nächte zu regenerieren. Neben seinem Dämonenlover gab es noch Raven, eine hübsche Vampirlady, der sein Herz ebenfalls gehörte. Die beiden schafften es, ihn um den Großteil seines Schlafes zu bringen.
Aber jetzt war er nicht zu Hause und brauchte seine Kräfte. Es gab tausendundeine Art, den Drachen am Schwanz zu kitzeln: Er würde noch herausfinden, in was für einem verdammten Schlamassel er diesmal steckte.
Jess verzog das Gesicht, als er die feuchten, glitschigen Stufen nach unten in den Keller ging. Er unterdrückte ein Rülpsen, denn er verspürte einen unangenehmen Druck in der Magengegend, der aufsteigende Angst ankündigte. Wenn er eines hasste, dann war es der Geruch eines modrigen Gewölbes.
Das Gebäude hier war leider ein Paradebeispiel dafür. Zusätzlich stank es nicht weniger intensiv nach Chemikalien. Jess atmete flach durch den Mund, denn genau diese Kombination war es, die sofort Angstzustände in ihm hervorrief. Die Erinnerung an seine eigene Entführung und Folter vor drei Jahren stieg in ihm hoch.
Je tiefer sie stiegen, desto schmaler wurde der Gang. Der Geruch wurde immer penetranter. Mittlerweile war er so stark, dass Jess ihn nicht mehr durch Mundatmung ignorieren konnte.
Bitte, bitte keine Panikattacke! Sofort spulten sich Bilder der Folgen eines solchen Anfalls in seinem Kopf ab: Suspendierung vom Dienst, nicht enden wollende Besuche beim Psychologen, eine weitere Therapie, um seine posttraumatischen Belastungsstörungen endlich loszuwerden - und zu guter Letzt die mitleidigen Blicke seiner Kollegen, wenn er in den Innendienst versetzt wurde.
All das zog innerhalb einer Sekunde vor Jess' innerem Auge wie ein Film vorbei. Theoretisch wusste er, dass dieses Denken extrem kontraproduktiv war und tatsächlich eine panische Reaktion hervorrufen konnte. Praktisch ließ sie auch nicht länger auf sich warten.
Jess schnappte verzweifelt nach Luft. Er atmete einen großen Schwall der scharf und muffig riechenden Luft ein. Sofort hatte er das Gefühl, als ob sein Herz den Brustkorb sprengte, während eine eisige Hand ihm gleichzeitig die Kehle abschnürte. Kalter Schweiß lief seine Wirbelsäule hinunter und er spürte Jerrys Hand auf seinem Arm erst, als dieser fest zudrückte.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Jerrys helle Augen starrten ihn an.
Jess schüttelte nur den Kopf. „Es riecht … wie damals“, brachte er nur heiser hervor.
Jerry kniff die Augen zusammen, offensichtlich wusste er sofort, wovon Jess sprach. Kein Wunder,
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