Bissige Spiele (German Edition)
wunderschönes Gebilde! Niemand hätte sie so zeichnen können, nirgendwo sonst auf der Welt, da war ich mir sicher, war es möglich, so etwas sehen zu können. Ich war überwältigt und meinte zu strahlen.
„David, sieh nur!“ Sara zeigte auf ihren Körper.
„Das sieht wunderschön aus!“ Sie strahlte, als ich ihr dieses Kompliment machte und tatsächlich war es absolut ernst gemeint.
„Was hab ich dir gesagt!? Du siehst auch wunderschön aus! Bereits damals bei Catherine.“
Nur zu gut konnte ich mich an diesen damals peinlichen Moment erinnern und als wäre dies der letzte Baustein meiner Selbstliebe gewesen, erkannte ich nun, was Sara meinte.
„Du hast Recht! Was man liebt, das kann nur wunderschön sein, Sara. JETZT weiß ich, was du damals gemeint hast.“
Verwundert und als hätte ich mich noch nie so deutlich angesehen, blickte ich an meinem eigenen Körper hinunter, bestaunte und beäugte ihn. Väterlich glitten meine Hände über meine Haut. So wie ich eigentlich einer hätte werden sollen, und, wenn alles gut ging, auch noch werden konnte.
Liebevoll! Anerkennend!
Zum ersten Mal seit damals fühlte sie sich warm und weich an. Elastisch in ihrer Transparenz. Ebenso verletzlich. Und ich erkannte, dass mein Körper keinen großen Unterschied zu diesem bunten Kunstwerk an meiner Seite hatte.
Womöglich sogar noch leuchtender, noch eindrucksvoller durch den starken Kontrast, den die beiden Farben violett und orange boten. Tief bewegt von diesem besonderen Funken Selbstliebe, der mir noch zu meinem Weg in das Menschsein gefehlt hatte, lächelte ich Sara zufrieden an.
„Nun können wir wohl loslegen, was meinst du?“, wollte ich von ihr wissen und sie nickte ebenso lächelnd und küsste meine blutrot wirkenden Lippen, mit den ihren.
Erst jetzt nahm ich die Umgebung vollends wahr. Aus purem Licht bestand das Innere des Baumes, gleißend wie die Sonne, in Bewegung, beinahe flüssig wabernd, flimmernde Funken sprühten, suchten Wege, um anzudocken und zu durchdringen. Was sie bereits getan hatten. Die Rinde war transparent und bunt, einer Regenbogenhaut gleich. Wundervoll, welcher Kontrast sich von dieser Seite bot und sich die Perspektive änderte. Wie immer im Leben.
Der Luftraum, aus dem wir gekommen waren, wirkte von hier aus wie eine Spirale, die sich zu einem nicht vorhandenen Himmel empor wand, und wenn mich nicht alles täuschte, begann sie sich zu drehen. Langsam aber kontinuierlich rotierte sie. Sicher hatte dies seinen Zweck, denn mittlerweile wusste ich, dass jedes Detail auf diesem Weg seinen Zweck erfüllte. Einfach jedes.
Auch Sara hatte diesen Umstand bemerkt. Eine Drehbewegung mit ihrer Hand signalisierte mir das und ich war mir sicher, auch Sara dache wie ich darüber.
Von seiner Berührung wachgerüttelt, drehten wie uns zu dem Jungen mit seinem Hirsch. Vollkommen vergessen hatten wir ihn, was kein Wunder bei diesem Anblick war.
„Kommt!“ Erneut forderte er uns zum Folgen auf. Der Stamm schien einen breiteren Durchmesser zu haben, als ich zuvor gedacht hatte. Mir schien, als wären es mehr als zehn Meter bevor sich plötzlich aus dem Licht eine Wendeltreppe in höhere Sphären formte.
Eine Treppe aus purer flüssiger Lava. Im Kern des Baumes. Hier, im Zentrum aller Lichtenergie, war dennoch keine Hitze, wie ich vermutet hatte oder wie es schien, als wir weiter nach innen gelaufen waren. Vielmehr war es wohlwollend gut temperiert, gerade so, wie es sich in einer warmen Sommernacht anfühlen würde, wenn man ein Mensch war und da ich es spüren konnte, war mir klar, weitere menschliche Eigenschaften hatten Einzug in meinen Körper gehalten.
Wir stiegen empor. Immer weiter und weiter. An Astgabelungen vorbei und höher bis zu einem Plateau unterhalb der Baumkrone. Alles, wovon man glaubte, dass es Materie besaß, bestand weiterhin aus gebündeltem Licht und die Plattform, in ihrer Leuchtkraft kaum nachzuahmen, erinnerte mich an ein zwischen Bergspitzen festsitzendes Wolkenmeer, das sich von der untergehenden Sonne in pures Gold verwandelte.
Sara und ich kamen aus dem Staunen nicht heraus. Mittlerweile waren unsere Arme derart ineinander verkeilt, dass wir unzertrennlich geworden waren. Auch körperlich.
„Wir sind angekommen.“ Nüchtern wirkte die Ansage des Jungen, wo doch solch ein wichtiges Ereignis bevorstand.
„Was wird nun passieren?“, wollte ich wissen. Meine Sorge um Sara stieg ins Unermessliche und ich wollte jeden Schritt genauestens vorher
Weitere Kostenlose Bücher