Bissige Spiele (German Edition)
wissen.
„Nun. Im Grunde genommen ist es ganz einfach. Ihr werdet Euch mit dem Rücken hier in das Sonnenmeer legen. Gebt Euch die Hand, um in Verbindung zu treten. Das Sonnenmeer funktioniert ähnlich wie eine Waage. Es misst Euren Blutfluss und die Menge, die in Euren Körpern vorhanden ist. Winzige Sonnenteilchen werden Schläuche bilden und Saras Blut aus den Adern ihres Körpers in deine transportieren. Wenn ein Gleichgewicht besteht, bist du wieder ein Mensch.“
Das hörte sich relativ einfach an, obwohl mir nicht klar war, wie das Licht diese Aufgabe erfüllen konnte. Aber diese Tatsache interessierte mich nur wenig. Seine Worte „im Grunde genommen“ viel mehr.
„Was meinst du damit, wenn du sagst „Im Grunde genommen“?“
Sara war schneller und ich musste schmunzeln. Auch sie hatte den Braten sofort gerochen und ich war erleichtert über ihre Achtsamkeit. Anscheinend war ich in meiner Sorge, ihr könne das Leben ausgehaucht werden, nicht allein.
„Unsere Tiere, die wir bei uns führen, sind unsere Kommunikation zur Menschenwelt. Alle haben eine telepathische Verbindung zu verzweifelten Menschen, die sich vom Leben verabschieden wollen. SIE kommunizieren über ihr Blut mit uns, wenn wir miteinander verkabelt sind, und wir schicken euch über unsere telepathischen Fähigkeiten zu denjenigen, die ihr in Vampire verwandeln sollen. Doch Gedanken sind auch eine Form von Energie. Sie können kurzerhand ihre Ausrichtung ändern und uns falsche Informationen liefern. Die negativen kippen in positive. Und während ihr tötet, haben sich Hoffnungsschimmer breit gemacht und die Verzweiflung im Menschen gesenkt. Unschuldige verlieren ihr menschliches Leben. Bislang ist dies schon oft vorgekommen, DU David, könntest einer dieser Menschen sein. Damit du dein Leben wieder erhältst, musst du nicht nur damals positive Energien übrig gehabt haben, du darfst jetzt keinen Hauch eines Zweifel mehr besitzen, das menschliche UND das Vampirleben zu schätzen.“
Der Junge sah uns beiden in die Augen. Immer noch nüchtern und dennoch meinte ich eine Klarheit in seinen Augen erkennen zu können, die etwas mit Hoffnung und Liebe zu tun hatte. Er war kein Monster, wie die anderen an der Oberfläche dieses unterirdischen Reiches, und auch Hugh war keines. Auch er war nur seiner Natur gefolgt und darin sogar richtig gut. Ein vorbildhafter, eiskalter Vampir, der letzten Endes sogar mit seiner Entscheidung Sara gegenüber einen Funken des Mitgefühls gezeigt hatte.
„Die Sonnenteilchen werden die Bluttropfen nur an positive Zellen transferieren. Es liegt somit „im Grunde genommen“ an dir David, ob du positiv genug bist, um die Hälfte zu dir zu transportieren.“
Sara sah mir in die Augen und strahlte dabei so überzeugt und vor Liebe strömend, was würde ich nur tun, wenn ich sie tötete? Alles lag an mir!
„Ich vertraue Dir, David!“ In Ihren Worten lag Klarheit und Entschlossenheit.
„Danke.“ In meiner Unsicherheit und Angst.
„Was passiert mit dem Blut in unseren Körpern? Können wir mit der Hälfte leben?“ Eine vielleicht unpassende Frage, dennoch stellte ich sie in diesem Augenblick. Möglicherweise auch, um abzulenken.
„Das wissen wir nicht. Es hat ja noch nie zur Vollendung geführt. Dennoch sagt man sich, dass die Antwort aus dem Licht kommt.“
Die Antwort kommt aus dem Licht! Kurzerhand dachte ich an die Antworten des Orakels. Zwar konnte ich mich an kein Gesicht mehr erinnern, doch seine Worte klangen wie Wegweiser im Ohr. „Wenn ihr unsterblich werden wollt…“
„Sara?“ Unsere Augen trafen uns erneut.
„Was ist mit der Unsterblichkeit?“
Unsicherheit lag in ihrem bereits aufgeregten Blick.
„Willst DU sie David?“, wollte sie von mir wissen.
„Nein! ICH fordere unser Schicksal nicht noch weiter heraus. Ich will nur DICH! Mit DIR ein einziges gemeinsames Leben führen. In Liebe, Hingabe und Klarheit. Mit allen Tiefen, die uns das Leben schenken wird, ganz egal, was es mit uns vorhat. Zusammen mit Dir an meiner Seite möchte ich jeden Atemzug verbringen. Nicht mehr und nicht weniger.“
Einem Heiratsantrag gleich wirkten meine Worte und Sara empfand es wohl ähnlich, ihrem Blick nach zu urteilen. Und was war an einer Heirat ohnehin Besonderes? Sein eigenes Blut zu teilen war: Das Leben teilen- aufteilen!
Aber auch Sara hatte eine Entscheidung zu treffen.
„Was ist mit Dir? Was willst Du?“ Die Frage schnürte mir die Kehle zu, auch wenn dort kein Sauerstoff passieren
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