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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nena Siara
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telepathischen Fähigkeiten der Tiere zu den vergifteten, betäubten Menschen wandern und sie wie Kokons aufnehmen. Sie saugen ihnen ihr menschliches Blut aus, speichern es und leiten es in unzählige Blutbahnen, die uns hier unten versorgen. Das menschliche Blut ist noch reich an Emotionen und Empfindungen und wir können so menschlicher sein, als ihr. Wir sind in der Lage, die menschlichen Gefühle zu spüren, und so Freude und Leid zu empfinden. Ein Zusammenspiel unseres menschlichen Restdaseins und dem aufgeladenen Lebenselixier gerade verblühten Lebens.“
    Seine Worte klangen wie ein Gedicht. Verzaubernd und visionsverdächtig, auch wenn es hier um mehr als Realität ging. Nackte Tatsachen traf es schon eher. Irgendwie gerührt von dem funktionierenden System und seiner Komplexität nickte ich anerkennend.
    „Wer bist du?“
    Im selben Moment als ich die Frage gestellt hatte, bemerkte ich, dass es mehr als seltsam war, den Jungen mit seinem Hirsch nicht schon vorher danach gefragt zu haben. Stattdessen vertraute ich seinen Anweisungen, folgte ihm und hatte mich gänzlich in seine Hände begeben. Mich und Sara. Meine große und einzige Liebe, die ich je haben würde. Die Vergangenheit war vorbei. Die Gegenwart und die Zukunft zählten. Weiter nichts.
    Schallendes Gelächter irritierte mich, dennoch konnte ich gut verstehen, dass er so reagierte.
    Sein Lachen kippte um. In Hicksen, Schluchzen und schließlich in ein bemitleidendes, zutiefst trauriges Weinen.
    Warum weinte er? Dass er es konnte, überraschte mich kaum. Die menschlichen Emotionen machten es möglich, soviel war mir klar. Aber der Grund nicht.
    Sara und ich sahen uns ahnungslos an und warteten ab. Sicher würde er sich bald erklären und die Zeit rannte uns nicht davon. Niemand drängte uns, an dieser Stelle Hektik an den Tag oder die Nacht zu legen. Was auch immer dort oben gerade für eine Tageszeit war, hier unten war man unabhängig von Zeit und Lichtverhältnissen. Ein losgelöstes Dasein, welches man erforschen und entdecken konnte. Sicher taten sie dies. Die Kinder der Vergeltung.
    „Verzeiht mir meinen Ausbruch.“
    Wir blickten ihn ruhig an und lächelten.
    „Ihr seid die ersten in meinem gesamten Dasein, die jene Frage stellen. Wollt Ihr wirklich meine Geschichte hören?“
    Die ersten?!
    Das war einfach unglaublich! Niemand hatte sich bislang gefragt, wem sie so blindlings vertrauten! Ich schüttelte irritiert den Kopf. Und auf jeden Fall wollte ich seine Geschichte hören. Jetzt erst Recht! Also nickte ich und Sara tat mir gleich.
    Der Junge holte tief Luft, wo immer er sie nur hernahm, wenn es überhaupt Sauerstoff war. Möglicherweise hatte er es sich aber auch einfach nur angewöhnt. Letzten Endes spürte ich, wie egal mir mittlerweile alles wurde. Die Details wurden immer unwichtiger. Die Liebe und der Weg zum Leben standen im Mittelpunkt.
    Ein zweiter Atemzug.
    „Ich bin Veydland. Ich wurde vor vielen Tausend Jahren hier in England geboren. Meine Mutter und mein Vater liebten sich sehr, aber er gehörte nicht ihrem Stand an und so durften sie nicht heiraten.
    Doch ihre Liebe war stärker. Heimlich trafen sie sich. Nachts. In den Wäldern rund um das damalige Dorf. Meine Mutter wurde schwanger und der Dorfclan beschloss, meinen Vater zu vertreiben. Sie drohten ihnen beiden. Wenn sie sich jemals wieder sehen würden, sollten meine Mutter und ich, ihr neugeborenes Kind geköpft werden. Doch sie sahen sich wieder. Meine Mutter wollte mir ein Leben an der Seite meines Vaters ermöglichen und so trafen sie sich weiter. Sie waren schlauer als zuvor und hatten viele Verbündete, die Mitleid mit meinen Eltern hatten. Meine Mutter wurde zum Schein und zur Besänftigung des Dorfclans an einen anderen Mann verheiratet. Sie war also gezwungen, zwei Leben zu leben. Als ich sieben Jahre alt war, wer weiß, vielleicht war es die Macht der Gewohnheit, oder sie befanden sich einfach nur in Unachtsamkeit, wurden sie entdeckt. Am Flussufer, ein wenig entfernt von einem Markt, auf dem meine Mutter immer ihre Schafwolle verkaufte und anschließend ein heimliches Treffen organisierte. Sie rissen uns auseinander und brachten uns ins Dorf zurück. Mein Vater wurde hinter einem Hügel an einen Baum gebunden. Es war ihm verwehrt, seine Geliebte und seinen Sohn noch einmal zu sehen. Doch er musste sich die Schreie anhören. Die Schreie, von einer Frau und einem Kind, die geköpft wurden. Statt unserer. Wir wurden verschont, weil der Mann meiner Mutter der

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