Bissige Spiele (German Edition)
musste. Enge spürte ich dennoch.
Sara liefen Tränen aus den Augen und ich vermutete, sie hatte anders entschieden. Ganz gleich, was sie wollte, ich wusste, ich würde alles für sie tun. Einfach alles.
„Wie kannst du nur eine solche Frage stellen, David! Ich könnte es nicht ertragen, dich noch einmal zu verlieren. Ich möchte mit dir LEBEN. Und wenn es nur für wenige Stunden ist!“
Damit hatte ich nicht gerechnet. Erstaunt über ihre Entscheidung nahm ich sie in meine Arme, die seit der Lichtenergie eine angenehme Körpertemperatur bekommen hatten. Hielt sie fest und spürte mehr Liebesfunken als zuvor. Wie sehr ich mich darauf freute, dieses unnachahmliche Gefühl von sehnsüchtiger und gleichzeitig erfüllter Liebe nur für einen Moment durch meinen Körper fließen zu spüren, konnten nur diejenigen ermessen, bei denen der Versuch gescheitert war. Die zurückgeblieben waren, wie dieser Junge mit seinem Hirsch.
„Wo kommt das Blut her, das durch die Schläuche hier unten läuft und was ihr mit den Tieren austauscht?“
Wenn ich erst einmal ein Mensch werden würde, war ich mir nicht gänzlich sicher, in wiefern ich mich noch in diese Welt hineindenken und bringen konnte. Vielleicht war es möglich, einfach all mein Vampirsein zu vergessen, oder sie würden mich anschließend aus Spaß töten, oder aus Hunger. Wer konnte das schon sagen. Egal, was ich nun zu hören bekam, ich wollte es wissen. Meine Neugier sollte gestillt werden.
„Ich dachte mir schon, dass du diese Frage noch stellst. Jeder, der hier zur Ader gelassen wird, stellt sie. Allerdings befinden wir uns nicht immer auf einem Mammutbaum aus Licht.“
Er grinste und sah kurzerhand in die oberste Baumspitze hinauf. Lichtfäden waberten in den Luftraum. Ins Dunkel und gaben dem Baum einen lodernden Charakter. Feurig und Funken sprühend. Aber auch auflösend, wie ein Lagerfeuer, das im dunklen Himmel verschwindet.
„Das Blut ist das Blut der Verzweifelten.“
Gedanken schossen mir durch den Kopf. Bilder von Bluttrichtern und Schläuchen.
„Weißt du noch, was passiert ist, als du verwandelt wurdest, David?“
In der Tat. Ich konnte mich an alles erinnern, nur nicht an den Moment nach dem Biss. Es tat weh. Das wusste ich noch. Und ich war nicht allein, als ich wach wurde. Eine Horde anderer Vampire hatte mich sozusagen begleitet und mir die Kunst des Tötens beigebracht. Zunächst. Irgendwann hatte sich eine innere Stimme gegen das wahllose Töten gewehrt und ich hielt mich an Obdachlose und in der Neuzeit weichte ich dankbar auf Konserven aus. An mehr konnte ich mich nicht erinnern, und wenn ich ganz ehrlich war, wollte ich eine lange Zeit ohnehin nichts von meiner Verwandlung wissen, noch dachte ich daran, dass jemand mein Blut verwendetet haben könnte. Erneut schossen Bilder in mir hoch. Wo war mein Blut hingeflossen? Wer hatte es mir entnommen? Und wo?
Ich war sauer! Auf mich, auf den Jungen mit dem Hirsch. Auf Hugh. Auf alles! Dennoch spürte ich neben meiner Wut eine Art Annahme. Was hätte ich an der Tatsache ändern können? Es war ohnehin vorbei und was seit Jahrtausenden in einem System funktionierte und einander bedingte, würde ich in einigen Minuten oder Stunden nicht ändern. Warum auch? Wenn man hier irgendetwas ändern sollte oder wollte, dann wohl am ehesten der Menschheit beibringen, die Hoffnung niemals aufzugeben oder vielmehr, dem Leben Vertrauen zu schenken, auch wenn es noch so tief nach unten ging. Uns Vampire gäbe es nicht ohne ihr Misstrauen und die tiefe Verzweiflung, und Menschen gab es nicht ohne Liebe und Vertrauen. Ein Gleichgewicht, das es mehr zu erhalten als zu vernichten galt.
Demnach waren wir hier erneut am Anfang des Dilemmas, am Anfang meines Weges zur Selbstliebe, die ich doch sehr schmerzlich und intensiv erfahren musste, um das Leben zu verstehen und mich ihm vertrauensvoll und voller Verantwortung für meine Gefühle in meinem neuen Leben hinzugeben.
DAS wollte ich nunmehr tun. Hier und jetzt und bis wir wieder zu Asche zerfallen würden.
„Nein! Ich weiß es nicht mehr!“, sagte ich entschlossen und war bereit, mir nun die ganze Wahrheit anzuhören.
„Aber ich möchte es wissen!“
Er nickte. Ebenso entschlossen und gänzlich vorbereitet.
„So, wie du die Erdbeschaffenheit vermutest, so ist sie nicht. Es existiert ein beweglicher, rotierender Hohlraum zwischen der Erdoberfläche und dem Reich der Vampirmenschen. Er bildet zahlreiche wandernde Blasen, Energiefelder, die durch die
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