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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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Katastrophe, die damit endete, dass Anna schluchzend in die Küche geflüchtet war, während ich mich heulend aufs Bett geworfen hatte.
    Ich bin mit Bauchschmerzen aufgewacht. Mit
den
Bauchschmerzen. Shit. Das durfte doch nicht wahr sein. Normalerweise bekomme ich meine Periode total regelmäßig und wäre frühestens nächste Woche fällig gewesen. Das fehlte mir jetzt gerade noch. Badeanzugkauf, Tauchkurs und meine Tage. Schlechter ging es ja wohl kaum. Aber da hatte ich mich geirrt. Es ging noch schlechter. Weil ich nämlich noch so gar nicht mit meiner Periode gerechnet hatte, habe ich auch keine Binden oder Tampons dabei. Nichts. Nicht mal ein Päckchen Papiertaschentücher konnte ich in den Tiefen meines Rucksacks finden. Trotz intensiver Suche. Anna würde ja hoffentlich so etwas im Bad haben, dachte ich. Und untersuchte das Regal und dann das Schränkchen im Bad. Nichts. Anschließend durchwühlte ich wirklich jedes Körbchen undschüttete gerade den Inhalt eines Kosmetiktäschchens auf dem Boden aus, als Anna ins Bad kam. Sie starrte mich erst an, dann fing sie an zu schreien: Was ich da mache? Was mir einfiele? Ob ich hinter ihr herschnüffeln würde? Sie riss das Täschchen und alle Schachteln, die herausgefallen waren, an sich und verließ heulend das Bad. Und ließ mich ohne Tampons zurück, sodass ich mir erst mal mit einem Stück Klopapier behelfen musste.
    Beim Frühstück sprachen weder Papa noch Anna ein Wort mit mir. So langsam scheinen Schweigefrühstücke hier zum Ritual zu werden.
    Nach dem Frühstück kam mein Vater zu mir und hielt mir einen Vortrag über mein Benehmen. Ich sei undankbar, Anna habe mir nichts getan, was ich denn in ihren Sachen zu suchen hätte, sie würde sich solche Mühe geben. Die ganze Palette. Ich habe vorsichtshalber den Mund gehalten, was hätte ich auch sagen sollen? Dass es mir zu peinlich war, nach Tampons zu fragen?
    »Ich erwarte, dass du dir ab sofort mehr Mühe gibst.« Mit diesen Worten knallte er die Tür hinter sich zu und ging in die Küche zurück, um Anna zu trösten.
    Jetzt habe ich nicht nur Bauchschmerzen, sondern auch noch ein schlechtes Gewissen. Das muss man sich mal vorstellen.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Tage gekriegt habe und nicht darauf vorbereitet war. In allen Zeitschriften und Büchern zu diesem Thema steht:
Freu dich,wenn du deine Periode bekommst. Sie ist ein Zeichen dafür, dass du erwachsen wirst
.
    Mir ist bis heute nicht klar, worin der Grund der Freude liegen soll, und das, obwohl ich schon ziemlich lange darüber nachdenken konnte. Ich habe meine erste Periode mit zwölf bekommen.
    Ich weiß noch, dass meine Mutter ein Riesentheater darum gemacht hat. Sie küsste mich und nannte mich »meine kleine Frau« und wollte unbedingt einen
Girlsday
mit mir veranstalten. Das hatte sie in irgendeiner ihrer amerikanischen Lieblingsserien gesehen. Das Ganze endete damit, dass sie mit mir im Schlepptau in eine Drogerie pilgerte und für mich einen ganzen Korb voller Monatsbinden, Tampons und Intimpflegetücher erwarb, danach mit mir Eis essen ging (das war noch der beste Teil) und schließlich meinte, wenn wir schon dabei wären, könnten wir auch gleich einen ersten BH für mich besorgen. Einen BH! Okay, im Vergleich zu meinen Freundinnen hatte ich tatsächlich schon so etwas wie Oberweite vorzuweisen, aber einen BH wollte ich auf keinen Fall zusammen mit meiner Mutter kaufen. Bevor ich jedoch protestieren konnte, stand ich schon in einem dieser winzigen Wäscheläden, in deren Schaufenster fleischfarbene Hüfthosen mit spitzenbesetzten BHs in Größe Doppel-D um die Wette eifern, und meine Mutter schrie durch den Laden: »Kann uns bitte mal jemand helfen! Meine Tochter sucht einen ersten Büüüstenhalter!« Büstenhalter! Bitte Erdreich, tu dich auf und verschlinge mich!
    Es verschlang mich nicht. Es lieferte mich einer mittelalten weiblichen Person mit Goldrandbrille an goldenem Brillenkettchen aus, die auf mich zugeschossen kam mit ausgestreckten Armen und einem Maßband in den Händen. Dieses schlang sie mir um die Brust mit den Worten: »Kindchen, diesen unförmigen Pullover müssen Sie aber erst mal ausziehen. Am besten machen Sie sich oben ganz frei!«
    Ich wollte mich nicht
frei machen
, ich wollte mich bestenfalls
losmachen
, aber zum Weglaufen war es zu spät. Nur in eine Umkleidekabine (fleischfarbene Vorhänge!) konnte ich mich gerade noch flüchten, bevor ich auch schon oben ohne dastand und von der

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