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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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Verwirrt falte ich ihn auseinander.
    »Hab ich heute Morgen ganz vergessen. Ich glaub, du solltest das besser erst lesen.«
    Mein Horoskop. Na klasse.
    Heute ist einer von den Tagen, an denen du im Bett bleiben solltest. Geh großen Menschenansammlungen aus dem Weg und genieß die Ruhe des Alleinseins, bis du selbst wieder genießbarer bist
.
    »Und das sagst du mir jetzt?«
    Kim zuckt nur entschuldigend mit den Schultern und schiebt mich ins Getümmel. Halb Hamburg scheint sich heute in der Bademodenabteilung umsehen zu wollen. Und ich – ungenießbar – mittendrin.
    »Guck mal, der ist doch süß!« Kim stürzt zu einem der Drehständer und hält ein Stückchen Stoff in Größe 36 in die Höhe.
    »Ähm … ja, ganz süß. Aber vielleicht wäre ein Badeanzug zum Tauchen doch praktischer als ein Bikini.« Möglichst unauffällig versuche ich, die Auswahl hinter dem Plastikschildchen mit der Größe 40 zu sondieren. Während Kim weiter bei den kleinen Größen wühlt, schnappe ich mir schnell drei Modelle.
    »Ich probier schon mal was an.«
    Die Kabinen hier haben dunkelblaue Vorhänge, trotzdem löst ihr bloßer Anblick bei mir unangenehme Gefühle aus. Ich schäle mich aus meinen Klamotten und starre entsetzt auf das blassgraue Etwas, das mir aus dem Spiegel entgegenstarrt. Wer zur Hölle hat eigentlich Umkleidekabinen erfunden? Die Kombination meiner nicht vorhandenen Sommerbräune mit pflasterfarbenen Stellwänden und greller Neonbeleuchtung lässt meine Haut umgehend die Farbe eines Grottenolms annehmen. Gibt es eigentlich eine Farbberatung für Grottenolme?
    Ich greife zum ersten Badeanzug.
Bitte nur mit Unterwäsche probieren
prangt mir in Neonschrift von einem Schild entgegen.Wenn man mal einen Einbrecher erschrecken will, muss man nur diesem Hinweis folgen. Es gibt keinen schlimmeren Anblick als einen Badeanzug oder Bikini über einer an den Beinausschnitten herausquellenden Unterhose. Immerhin lässt sich das Kleidungsstück meiner Wahl noch über den Slip ziehen. Den BH habe ich vorsichtshalber abgelegt. Was zu viel ist, ist zu viel. Ich schiebe den Badeanzug noch ein Stückchen höher, schließlich hätte ich das Teil auch gerne über der Brust, da klemmt der Badeanzug plötzlich im Po statt drüber, der Beinausschnitt endet irgendwo in Bauchnabelhöhe und aus den dezent verteilten Spiegeln schauen mich meine Oberschenkel vorwurfsvoll an. Also wieder runter mit dem Teil.
    Ich habe Badeanzug Nummer zwei gerade bis unter die Brust gezogen, da erscheint der Kopf einer Verkäuferin zwischen den Vorhängen: »Passts?!« Ich zucke zurück, sie starrt auf meine Brust und kreischt: »Die Unterwäsche muss aber an bleiben!« Vor der Kabine werden erste männliche Einkaufstütenträger neugierig und recken die Köpfe. Wo zur Hölle steckt Kim?
    »He, Süße, ich hab was für dich!«
    Endlich. Energisch zieht Kim die Verkäuferin aus meiner Kabine und streckt mir einen Badeanzug entgegen. Einen richtigen Schwimmanzug mit auf dem Rücken gekreuzten Trägern und einem Beinausschnitt da, wo sich bei einem normalen Menschen auch die Beine befinden. Das Muster ist total abgefahren. Zugegeben. Schwarz-weiß kariert, mit roten Bündchen eingefasst und auf dem Höschen prangtseitlich ein Piratenemblem. Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Irre.
    »Der ist mir doch viel zu klein.« Hoffentlich hört das draußen keiner.
    »Größe 40. Der passt.« Kim zwinkert mir zu. »Los, probier ihn an. Aber zieh bitte diese dämliche Unterhose aus. Ich halte Wache.«
    Der Anzug passt. Und sieht besser aus, als ich dachte. Ich muss meinen Bauch nur ganz wenig einziehen.
    »Und die meiste Zeit bist du ja eh unter Wasser«, zerstreut die beste Freundin der Welt auch noch meine allerletzten Bedenken.
    Blöderweise habe ich am Nachmittag wieder Latein-Nachhilfe. Papa kann einem echt die Ferien versauen. Kim findet das weniger tragisch als ich. Sie meint, sie müsse ohnehin was erledigen, aber für einen Eisbecher in der Mönckebergstraße reicht unsere Zeit noch.
    Wir bestellen beide ein Bananasplit und ich lecke genüsslich die Schokosoße vom Löffel, als mir auffällt, dass Kim nicht einmal angefangen hat.
    Sie starrt auf ihre Banane, als wolle sie die hypnotisieren.
    »Kim?«
    Kim legt die Stirn in Falten.
    »Kimmi?!«
    »Hast du schon mal über Verhütung nachgedacht?«
    »Was?«
    »Verhütung? Die Sache mit Blumen und Bienen und den kleinen Gummitüten?«
    »Kim? Ist alles in Ordnung?«
    »Du willst mit dem Typ poppen. Schon

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