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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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Goldrandbrillenschlange betatscht wurde. Meine Mutter stand dabei und beratschlagte sich in aller Lautstärke mit dieser Frau, ob für mich nun noch Körbchengröße A oder doch schon B angemessen wäre. Ich zog das erste Teil mit fest zusammengekniffenen Augen an, wild entschlossen, es einfach zu nehmen, nur um aus diesem Laden wieder rauszukommen. Ich hatte es gerade geschafft, die noch ungewohnten Häkchen zu schließen und das rosa Blümchenmuster zu ignorieren, als Madame Goldbrille den Vorhang zur Seite riss und kreischte: »Lassen Sie mal sehen, Kindchen. Nein, das sitzt noch nicht richtig, schauen Sie, hier quillt die Brust über.« Mit eiskalten Fingern fing sie an, meinen nicht vorhandenen Busen in diese rosa Körbchen zu stopfen. Ich war starr vor Schreck.
    Am Abend eröffnete meine Mutter dann das Abendessen mit den Worten: »Unsere Tochter ist heute zur Frau geworden.«Was bei meinem Vater zu einem kurzzeitigen Atemstillstand führte. Ihre Aufforderung »Zeig Papa doch mal, was wir heute Hübsches gekauft haben!« ignorierte ich geflissentlich. So viel zum Thema: Deine Periode ist die natürlichste Sache der Welt.
    Es klingelt. Kim. Mein rettender Engel. Ich ziehe sie schnell in mein Zimmer, bevor mein Vater am Ende noch auf die Idee kommt, Kim wieder wegzuschicken. Mit viel Nasehochziehen und Schimpfen erzähle ich ihr, was passiert ist.
    »Dumm gelaufen!« Kim kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und kippt den Inhalt ihres Rucksacks auf mein Bett. Sie reicht mir eine Packung Tampons. »Hier, die sollten fürs Erste reichen. Sei doch froh, dass du deine Tage jetzt gekriegt hast. Stell dir vor, du hättest sie in zwei Wochen beim Campen!«
    Das Campen. Das habe ich komplett verdrängt. Kim hatte mir schon am Telefon davon erzählt, aber da waren Hamburg und Kim und Stefan noch so weit weg gewesen, dass ich nicht allzu viel über dieses Wochenende nachgedacht hatte.
    »Und du bist sicher, dass Stefan auch dabei sein wird?«
    »Klar. Das wird eine ganz große Sache.« Kim lässt sich auf mein Bett plumpsen. »Und eine sehr romantische«, fügt sie hinzu. »Jetzt müssen wir nur noch einen Schlachtplan entwerfen, wie wir Stefan in dein Zelt locken. Wir könnten ihn betrunken machen, aber das wäre der Sache ja eher abträglich, oder?«
    Betrunken machen. Entrüstet schaue ich Kim an. Ich will doch nicht, dass Stefan nur zu mir ins Zelt kommt, weil er betrunken ist. Er soll höchstens trunken vor Liebe zu mir sein.
    Kim hebt beschwichtigend die Hände. »Reg dich nicht auf. War ja nur so eine Idee. Aber da fällt uns schon was Besseres ein. Wir werden dem Knaben ein richtig kuscheliges Liebesnest bereiten, der kann gar nicht anders, als mit dir schlafen zu wollen.«
    Ich schlucke. Mit mir schlafen. »Noch haben wir uns ja nicht einmal geküsst«, werfe ich vorsichtig ein.
    »Ja klar, aber dafür gehen wir ja in den Tauchkurs. Da hast du alle Chancen der Welt.«
    Der Tauchkurs. Jetzt kommt mir mein Dilemma wieder in den Sinn. Ich habe meine Tage und noch nicht einmal einen passablen Badeanzug. Geschweige denn die richtige Figur. Und Pickel habe ich bis morgen garantiert auch bei meinem derzeitigen Glück. Ich bekomme immer Pickel, wenn ich meine Periode habe.
    »Guck mal.« Kim hält mir triumphierend lächelnd ein quadratisches Etwas vor die Nase. »Das wird dir helfen, an Stefan ranzukommen.«
    »Was ist da drin?« Kritisch beäuge ich den kleinen Gegenstand.
    »Nicht drin, was ist drauf, musst du fragen.« Kim schaut mich triumphierend an. »Das ist ein Würfel. Ein Liebeswürfel. Den habe ich für dich gebastelt.«
    Jetzt erkenne ich, dass das Ding beschriftet ist. Auf einer Seite steht »Knutschen«, auf der gegenüberliegenden »Fummeln«. Ein Feld ist mit »Kuscheln« beschriftet, ein anderes mit »Massage«. Dann gibt es noch »Vernaschen« und »Händchen halten«. Aha. Und was soll ich damit?
    »Los, würfele mal!« Kim guckt mich so gebannt an, als würde ich gleich die Lottozahlen ziehen.
    Ich werfe das Teil auf mein Bett.
    »Knutschen!«, kreischt Kim. »Wenn das mal nicht ein gutes Zeichen ist!«
    Ich bin eher skeptisch, was diesen Liebeswürfel von Kim betrifft, halte aber lieber die Klappe.
    »Lass uns erst das Problem Badeanzug angehen. Sonst gibt es nämlich keinen Tauchkurs und dann ganz sicher auch kein Knutschen.« Endlich kommt sie wieder ein bisschen zum Vorschein, die praktische Karo.
    Auf der Rolltreppe bei Karstadt drückt Kim mir einen Zettel in die Hand.
    »Was ist das?«

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