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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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vergessen?«
    »Ich … äh … sag doch nicht immer poppen.«
    »Nenn es, wie du willst. Fakt ist, dass du Kondome kaufen musst.«
    »Ich? Wieso ich?«
    »Weil auf die Jungs kein Verlass ist.« Kim hackt mit ihrem kleinen silbernen Löffel ein Stück Banane ab. »Weil sie dich flachlegen und hinterher fragen: Verhüten? Ich dachte, du nimmst die Pille?«
    »Flachlegen ist auch ein blödes Wort. Nimmst du die Pille?«
    »Noch nicht, aber bald. Ich hab morgen einen Termin.«
    »Echt?« Irgendwie macht mich die Richtung nervös, die dieses Gespräch gerade nimmt.
    »Ja, echt. Solltest du auch überlegen. Ist sicherer. Stell dir vor, das Kondom platzt.« Kim haut mit Schwung in die Sahne.
    »Ehrlich gesagt, will ich mir das jetzt lieber nicht vorstellen.« Ich schiebe meinen Eisbecher ein Stückchen weg.
    »Wo hast du denn einen Termin? Ich meine, kann ich da auch hingehen?«, frage ich vorsichtig. Die Pille. Bis gerade eben habe ich noch nicht mal darüber nachgedacht, dass ich die Pille nehmen sollte. Bekommt man die einfach so? Krampfhaft suche ich in meinem Gedächtnis nach allen Informationen, die ich darüber habe. Viel ist das nicht. Einpaar chemische Zusammensetzungen aus dem Bio-Unterricht. Und ein schwammiges »Wenn es so weit ist, kannst du mit mir über alles reden« von meiner Mutter. War es jetzt so weit? Ob ich sie mal auf Mallorca anrufen und sagen sollte: »He, Mama, ich besorg mir morgen die Pille und wie geht es dir so?«
    Irgendwie scheint mir das keine gute Idee zu sein. Warum ist das Leben manchmal nur so schrecklich kompliziert?
    Pünktlich um fünfzehn Uhr steht Harry Potter bei uns im Flur. Also Alex natürlich.
    Ich gebe mir Mühe, wirklich. Ich dekliniere und konjugiere, als hinge mein Leben davon ab. Und in gewisser Weise tut es das ja auch. Ohne Latein kein Tauchen. Und ohne Tauchen kein Stefan …
    »Äh, was hast du gesagt?«
    »Ich habe dich gefragt, was du eigentlich sonst so machst.« Alex schaut mich an.
    »Sonst so?«
    »Na ja, wenn du nicht gerade Latein übst. Also eigentlich immer.«
    Haha. Mister Zauberlehrling ist mal wieder extra komisch. Aber eigentlich guckt er ganz lieb und scheint sich wirklich für meine Freizeitgestaltung zu interessieren. Ich erzähle ihm von den
Green Fighters
, von den Walen, meiner Unterschriftensammlung und dem bevorstehenden Tauchkurs. Der Satz »Und der Tauchlehrer ist wirklich total süß« ist mir dabeimehr aus Versehen rausgerutscht. Prompt macht Alex wieder seine berühmte Augenbrauen-Nummer.
    »Und selbst?« Gespannt schaue ich ihn an.
    »Was und selbst?«
    »Was machst du so in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade Latein lernst? Ach so, du hast ja dann quasi keine Freizeit.« Auge um Auge, Zahn und Zahn.
    »Stimmt, viel Zeit habe ich nicht, aber das liegt nicht an Latein, sondern an meinem Job.«
    »Du hast einen Job?«
    Alex schiebt sich seine Brille ein Stückchen höher. Fast könnte man meinen, dass ihn meine Frage in Verlegenheit gebracht hat. Richtig süß sieht er aus, wenn er so schüchtern ist. Süß? Habe ich eben »süß« gesagt? Das muss an meiner Periode liegen. Völliges Hormonchaos. Ein Lateinnachhilfelehrer kann niemals süß sein.
    Alex erzählt mir dann, dass er in den Ferien einen Job in einem Buchladen angenommen hat. Als Kurier. Er fährt jeden Nachmittag die bestellten Bücher zu ihren Kunden nach Hause. Kreuz und quer durch Hamburg. Mit dem Fahrrad. Irgendwie hätte ich ihm das gar nicht zugetraut. Vorsichtig mustere ich Alex von der Seite. Doch er sieht immer noch so aus, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun.
    »Also noch mal von vorne: Woran erkennst du einen ACI?« Mister Potter zeigt auf den Text im Lateinbuch.
    ACI. Akkusativ cum Infinitiv. Die spinnen, die Römer. Ich starre auf den Text und versuche, überhaupt irgendetwaszu erkennen. Wo fängt der Satz an, wo hört er auf und wo zum Teufel ist dieser ACI? Mit dem Finger fahre ich die Zeile entlang, obwohl mir vollkommen klar ist, dass ich keine Ahnung habe, wonach ich eigentlich suche. Aber so sieht man es wenigstens nicht gleich.
    Alex legt seine Hand auf meine.
    Ich zucke hoch.
    Seine Hand fühlt sich warm an. Und kräftig.
    Ich höre auf zu atmen. Starre ihn an.
    Langsam schiebt er meine Hand auf die andere Buchseite.
    »Der Text, an dem wir gerade arbeiten, steht da drüben.« Alex lässt meine Hand los. Und was immer das eben war – es ist vorbei.

Chat:
Nixe betritt den Raum
    darkangel: Hi, Nixe.
    engelchen: Hi, Nixe.
    derRächer: Hai –

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