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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Umschlag in seiner Hand steckten.
    «Wir haben gelebt, und wir haben gut gelebt», sagte Antonia fest, und ihre Stimme hatte sich gefangen, «wir haben gegessen und getrunken, allen Kindern haben meine Eltern eine gute Schulbildung ermöglicht, und gekauft hast du unser Weingut nur, damit ich auf dich angewiesen bleibe und mir jede Möglichkeit zur Selbständigkeit genommen wird. Die Leute um dich herum, die bleiben nur, weil du sie bezahlst. Sonst hält es doch keiner in deiner Nähe aus.»
    «Che stupidaggine.» Vanzetti lachte. «Wo hast du den Blödsinn her? Aus deinen Frauenzeitschriften? Überleg dir gut, was du sagst, wenn du die Kinder Wiedersehen willst. Meine Anwälte können ...»
    «Du bist ein widerliches Stinktier! Ein Mörder ...»
    Das war für Frank das Signal zum Eingreifen. Er stieß die Glastür so fest auf, dass fast einige der kleinen Scheiben zerbrochen wären. Antonia war gerade im Begriff, sich auf ihren Mann zu stürzen, der vom Tisch, an dem er gesessen hatte, aufsprang. Frank drückte in der Sekunde auf den Auslöser, als Vanzetti mit der Hand zum Schlag ausholte.
    Er erstarrte mitten in der Bewegung und sah zur Tür, Antonia stieß ihn vor die Brust, Vanzetti taumelte, dann wich sie vor ihm zurück, erschrocken über ihren eigenen Mut, und blickte angsterfüllt von einem Mann zum anderen.
    «Macht sich gut in den Schlagzeilen: Großinvestor prügelt Ehefrau ...», rief Frank ihm zu.
    «Wie ist dieser Paparazzo hier reingekommen? Raus, du Hund! Verschwinde, bevor ich dich von der Loggia werfe!»
    Frank deutete eine Verbeugung an. «Mille grazie für das eindrucksvolle Foto, Signor Vanzetti, tausend Dank. Das verwenden wir im Prozess gegen Sie: Betrug, kriminelle Vereinigung, Anstiftung zum Mord in mehreren Fällen, Brandstiftung und jetzt versuchter Totschlag ...»
    «Was reden Sie da für Unsinn? Wer sind Sie überhaupt? Was wollen Sie?»
    «Gatow ist mein Name, ich bin Fotograf, wie Sie schon ganz richtig erkannt haben ... Sie unterhielten sich gestern Nachmittag im Wald über mich, mit Ihrem Freund, dem ehrenwerten Deputato. Der wurde übrigens vor ’ner Stunde verhaftet, Ihr Flying Winemaker übrigens auch, der wird demnächst mehr den Flugzeugen nachschauen statt selbst zu reisen.»
    «Dann bist du der verdammte ...»
    «L‘ha capito finalmente? Endlich kapiert? Ja, genau der und ganz lebendig. Hat nicht ganz geklappt mit dem Mord. Dafür ist Mr. McEvern jetzt ziemlich angeschlagen. Und sein schöner Landrover ist auch hin, oder war es Ihrer? Komm her, Antonia, ich habe etwas überaus Interessantes mitgebracht, hier, in diesem Umschlag ...»
    Mit drei Schritten war sie bei ihm und umarmte ihn sichtlich erleichtert. «Ist bei dir alles in Ordnung? Madonna! Ich hatte keine Sekunde Ruhe ...»
    «Dann ist dieser Paparazzo da dein Beschäler?», knurrte Vanzetti gefährlich. Er zog den Kopf zwischen die Schultern, das Kinn schob sich nach vorn, die Oberlippe entblößte die Zähne und verstärkte wieder den Eindruck des Raubfisches. Nur lag er diesmal nicht auf der Lauer, jetzt sah er aus, als wollte er jeden Moment zuschnappen. Aber er zögerte, ihn interessierten die Dokumente, seine Augen wanderten immer wieder zu dem Umschlag.
    Antonia zog die Fotokopien heraus und überflog sie. Ungläubig schaute sie Frank an, dann ihren Mann. «Ist das wahr?»
    «Was ist das, was habt ihr da?» Vanzetti wurde unruhig, er kniff die Augen zusammen und wirkte gar nicht mehr wie der attraktive Mann, für den die Frauen schwärmten.
    «Kopien, Signore, nur Kopien. Ob Sie die zerreißen oder verbrennen, spielt keine Rolle. Rufen Sie doch mal Ihre ... Haushälterin, ihre Spionin, oder sollten wir lieber sagen ... Ihre ... Mutter?» Jetzt war es an Frank zu lachen. «Eine saubere Familie, diese Vanzettis, besonders der verehrte Herr Vater.»
    Antonia blätterte hastig in den Papieren, las hier und da, dann sah sie Vanzetti fassungslos an. Der stierte von einem zum anderen, es war neu für ihn, die Situation nicht unter Kontrolle zu haben, andere bestimmten das Geschehen.
    «Wer am lautesten nach Moral schreit, hat den meisten Dreck am Stecken. Sie und Ihre Familienehre, Vanzetti, eine einzige Farce.» Frank genoss die Ratlosigkeit seines Gegners.
    «Zeig her!» Unerwartet schnell sprang Vanzetti vor und riss Antonia die Blätter aus der Hand. Einige Bögen flatterten zu Boden, Vanzetti bückte sich, der Wind trieb sie vor ihm her über die Fliesen, Vanzetti kroch ihnen nach, überflog ein Blatt, dann das

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