Bitterer Chianti
auf seine Frau überschrieben wird, auf Antonia Vanzetti.»
«Ha, das ist gut.» Avvocato Strozzi lehnte sich zurück, prustete los vor Lachen und hielt sich den Bauch. «Daher weht also der Wind», sagte er und schnappte nach Luft. «Cupido. Sind Sie eigentlich größenwahnsinnig, oder sind Ihnen die Säfte zu Kopf gestiegen? Wissen Sie, mit wem Sie sich einlassen? Für so dumm habe ich Sie nicht gehalten.»
Frank grinste Strozzi an: «Si, signor deputato e Avvocato , mit einem ziemlich ekelhaften Haufen menschlichen Abfalls, sporcizia umana. Der Consultore sucht den Weinberg aus, Sie beackern ihn, und Massimo Vanzetti erntet, und gedüngt wird mit den Menschen. Nach mir wäre dann Stefano an der Reihe ...»
«Spielen Sie sich nicht auf. Kleine Leute, mein lieber Franco, machen immer denselben Fehler. Ihr haltet die Krümel für den Kuchen. Wir bringen euch Bescheidenheit bei, damit ihr uns nicht in die Quere kommt. Ihr glaubt, was euch von Gerechtigkeit gepredigt wird, aber die Trüffel, die sind für uns. Ihr dürft sie ausgraben. Das Weingut von Signora Vanzetti ist nicht verhandelbar, es gehört ihrem Mann. Ich habe da nichts zu sagen. Und wenn Sie so viel wissen, wie Sie vorgeben, dann müsste Ihnen klar sein, dass Sie Florenz nicht lebend verlassen – und du übrigens auch nicht, Stefano.»
Strozzi hob die rechte Hand, als wollte er sich das Haar aus der Stirn streichen, da wurde Frank von hinten gepackt. Jemand drückte den Arm mit der Pistole nach unten, ein Schuss löste sich, der Querschläger jaulte irgendwohin, dann polterte die Waffe auf den Boden. Zwei Männer rissen Frank an den Armen hoch, es konnten nur die beiden vom Eingang sein, denn die Plätze waren verlassen, und auch der Mann mit dem Telefon war aufgesprungen und drückte dem Consultore etwas in den Rücken. Mit Strozzis Hilfe zerrten die Männer Frank zum Geländer der Terrasse. Er schlug um sich, strampelte, warf sich nach links und rechts, zappelte wie wahnsinnig in der Luft, sah den Arno und den Verkehr tief unter sich, riss die Arme nach oben, zog die Beine an, kam mit den Füßen ans Geländer, nahm alle Kraft zusammen und stieß sich nach hinten. Im Fallen riss er die Männer zu Boden, sie ließen ihn los, er drehte sich und landete auf Händen und Füßen.
Dann knallte es mehrmals laut... «Basta!», schrie jemand und schoss wieder in die Luft: Rionero stürzte mit erhobener Waffe und einer Gruppe Polizisten aus dem Treppenaufgang. Während Strozzis Leibwächter sogar im Liegen brav die Arme hoben, sprang der Avvocato auf und wollte in Richtung Ausgang rennen, als Frank ihm vom Boden aus mit aller Wut die Beine unter dem Leib wegtrat. Ohne sich abfangen zu können, knallte Avvocato Strozzi auf die Steinplatten und rührte sich nicht mehr.
«Das war knapp, Signore», sagte Frank keuchend zu Rionero und rappelte sich mühsam auf.
Der hob beschwichtigend die Hände. «Jemand hat den Strom abgestellt, als wir im Fahrstuhl waren. Sind Sie in Ordnung?»
«Alles bestens, die Knochen und die Kameras sind heil», sagte Frank. Strozzi lag ausgestreckt vor ihm, am liebsten hätte er ihn mit dem Fuß umgedreht, um sein Gesicht zu sehen, und er erinnerte sich daran, wie er ihm zugehört hatte, als er beim Consorzio in San Casciano den Journalisten die Geschichte vom Schwarzen Hahn erzählte.
Rionero bückte sich nach der Pistole. «Ist das die Waffe, mit der Carla Tuccanese getötet wurde? Sind da Ihre Fingerabdrücke drauf?»
Langsam kam Frank wieder zu Atem und nickte mehrmals. Zu dumm, dass Rionero die Pistole einsteckte, dachte er und bewegte sich unauffällig auf seinen Fotokoffer zu. Er nahm ihn an sich, machte einige Aufnahmen mit der Autofocus aus der Hüfte, und als Rionero und ein Polizist neben dem ohnmächtigen Strozzi niederknieten, als sollte er die Letzte Ölung erhalten, stahl er sich ins Treppenhaus. Es war ihm klar, dass er jetzt wahnsinnig schnell sein musste. Er rannte die fünf Stockwerke hinunter, grüßte den Carabiniere in der Hotelhalle und lief Bartolomeo Pandolfini in die Arme.
«Bin ich zu spät?», stieß der junge Anwalt hervor, das Gesicht gerötet und genauso atemlos wie Frank. «Schneller ging‘s nicht... die Polizei ist hier?»
«Alles vorbei. Strozzi ist oben, auf dem Dach, wir haben ihn, den Consultore auch, er will aussagen, nur so kann er sich retten. Gehen Sie rauf, er braucht jetzt einen guten Anwalt. Er soll den Kronzeugen spielen, dabei kommt er besser weg, soll alles zugeben, ich helfe ihm
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